Es darf wieder gehofft werden

Bonn.

Mit einem Punkt im Gepäck kehrte Plauens Schachbundesligamannschaft von der Reise nach Bonn am Rhein zurück. Damit zogen die Vogtländer nach Punkten mit dem Erfurter Schachklub gleich, liegen jedoch aufgrund des schlechteren "Torverhältnisses" nach wie vor auf einem Abstiegsplatz.

Im Samstagsmatch gegen die noch Titelambitionen hegenden Profis von der SG Köln-Porz wäre alles andere als eine Niederlage eine Sensation gewesen. Tatsächlich gab es während des Kampfes auch kaum eine Situation, die Anlass zu Plauener Hoffnungen gegeben hätte. Zu sicher verwalteten die Porzer ihre Stellungen und nutzten ihre Möglichkeiten an den hinteren Brettern. So sah Lutz Espig sich von Anbeginn starkem Druck des deutschen Nationalspielers Alexander Graf ausgesetzt, auch Michael Kuraszkiewicz fand gegen den Niederländer Erik van den Doel nie zu seinem Spiel. Mit etwas Fortune konnte Ulrich Dirr dagegen eine verheißungsvolle Stellung gegen Friso Nijboer erreichen. An den vorderen Begegnungen erzielten die Plauener hingegen Ausgleich. So boten die Porzer Weltklassespieler Alexander Khalifman (Russland) und Ulf Andersson (Schweden) mit den weißen Steinen beizeiten remis, was von Klaus Bischoff und Uwe Bönsch vernünftigerweise angenommen wurde. Auch Tomasz Markowski und Rafael Waganian (Armenien) trennten sich schnell friedlich, dagegen arbeitete Alexander Beliavsky in gewohnter Manier, konnte aber Deutschlands besten Spieler Christopher Lutz erneut nicht bezwingen. Plauens beste Position in diesem Match erreichte Stefan Kindermann gegen den Dänen Curt Hansen, schlug zwischenzeitlich sogar dessen Friedensangebot aus. Doch auch seine Position war nicht gut genug, um einen Sieg zu erreichen. So kam es am Ende nach den Niederlagen von Espig und Kuraszkiewicz sowie sechs Punkteteilungen zu einer 3:5-Niederlage, die jedoch aufgrund der verbesserten kämpferischen Grundhaltung der Vogtländer Hoffnung für den nächsten Tag aufkommen ließ.

 

SG Köln-Porz - SK König Plauen 5 : 3
GM Lutz, Christopher 2642 - GM Beliavsky, Alexander 2659 ½ : ½
GM Khalifman, Alexander 2675 - GM Bischoff, Klaus 2541 ½ : ½
GM Vaganian, Rafael Agred 2663 - GM Markowski, Tomasz 2548 ½ : ½
GM Andersson, Ulf 2627 - GM Bönsch, Uwe 2542 ½ : ½
GM Hansen, Curt 2603 - GM Kindermann, Stefan 2520 ½ : ½
GM Graf, Alexander 2608 - GM Espig, Lutz 2421 1 : 0
GM van den Doel, Erik 2565 - FM Kuraszkiewicz, Michael 2280 1 : 0
GM Nijboer, Friso 2493 - Dirr, Ulrich 2323 ½ : ½

 

Das Match gegen den gastgebenden Godesberger Schachklub hatte auch von vornherein schicksalhafte Bedeutung. Denn eine Niederlage hätte die Könige vermutlich aussichtslos im Rennen um den Klassenerhalt zurückgeworfen. Derart positioniert begann ein nervenaufreibender Kampf. Schon nach relativ kurzer Zeit wurde ersichtlich, dass Uwe Bönsch dem Litauer Aloyzas Kveinys große Probleme machen konnte, Michael Kuraszkiewicz hingegen wieder nicht ins Spiel fand. Gegner Thomas Jackelen eroberte einen Bauern und dem Franken in Plauens Diensten schwammen die Felle langsam aber sicher davon. Diese beiden Partien endeten dann auch fast zeitgleich - 1:1. Stefan Kindermann hatte durch einen riskanten Damenausflug zwei Bauern gewonnen, geriet aber am anderen Flügel in einen gefährlichen Königsangriff des Nachwuchsspielers Ferenc Langheinrich. Seinem Gefühl folgend hielt Stefan es für angebracht, die Partie mittels einer Zugwiederholung friedlich enden zu lassen. Das gleiche Ende nahm auch die Begegnung von Uli Dirr mit Rüdiger Seger, doch hier zog der Godesberger in gefährdeter Stellung die Notbremse.

Die kampfentscheidende Partie spielte sich an Brett 2 ab. Klaus Bischoff hatte gegen den stärker einzuschätzenden Wahlbelgier Michail Gurevich ein sehr verheißungsvolles Opfer gebracht und sah wie der sichere Sieger aus. Doch kurz vor dem Ende unterlief dem Ulmer ein Versehen, Gurevich opferte seine Dame und erzwang remis durch ewiges Schach. Da auch Tomasz Markowski mit den schwarzen Steinen nicht mehr als Ausgleich gegen den Letten Edvins Kengis erreichte, hing das Endresultat von Alexander Beliavsky und Lutz Espig ab. Beliavsky konnte mit den schwarzen Steinen nie wirklichen Ausgleich erreichen und befand sich nach der Zeitkontrolle in einer gefährdeten Lage. Auch Espig hatte die gesamte Partie über um den Ausgleich zu kämpfen, hatte aber Glück, dass Gegner Dennis Breder bei Zeitknappheit eine gute Möglichkeit übersah. Auch als der Godesberger wieder in Ruhe nachdenken konnte, fand er nicht den richtigen Plan und wurde vom Greizer systematisch eingeengt. Inzwischen musste Beliavsky die Überlegenheit des deutschen Nationalspielers Rustem Dautov anerkennen, im Gegenzug gewann aber Espig mit großer Energieleistung. So war das letztendliche Endresultat von 4:4 gerecht, da sich die spielentscheidenden Fehler von Bischoff einerseits und Breder andererseits die Waage hielten.

 

SK König Plauen - Godesberger SK 4 : 4
GM Beliavsky, Alexander 2659 - GM Dautov, Rustem 2600 0 : 1
GM Bischoff, Klaus 2541 - GM Gurevich, Michail 2612 ½ : ½
GM Markowski, Tomasz 2548 - GM Kengis, Edvins 2593 ½ : ½
GM Bönsch, Uwe 2542 - GM Kveinys, Aloyzas 2520 1 : 0
GM Kindermann, Stefan 2520 - Langheinrich, Ferenc 2355 ½ : ½
GM Espig, Lutz 2421 - IM Breder, Dennis 2344 1 : 0
FM Kuraszkiewicz, Michael 2280 - FM Jackelen, Thomas 2402 0 : 1
Dirr, Ulrich 2323 - FM Seger, Rüdiger 2377 ½ : ½

 

Mit dem erkämpften Punkt schlossen die Vogtländer mannschaftspunktmäßig zu Erfurt auf, liegen aber noch 2,5 Brettpunkte zurück. In vier Wochen ist Erfurt Gastgeber. Dann spielen die Ostvereine gegen die starke Mannschaft aus Solingen und den Aufsteiger Essen-Heiligenhaus.

 

Gunter Sandner

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 07. August 2002.