Trotz Abstieg ins vierte Bundesligajahr!

Hamburg.

Der SK König Plauen hat die Klasse rein sportlich nicht halten können. Nach zwei Unentschieden gegen Werder Bremen und Königsspringer Hamburg blieb den Vogtländern nur der dreizehnte Tabellenplatz, gleichbedeutend mit dem Abstieg aus der höchsten deutschen Liga. Lediglich der sofort nach Ende der letzten Runde verkündete Rückzug der Mannschaft aus Castrop-Rauxel sicherte den Verbleib der Plauener in der Bundesliga. Dabei hatte das Unternehmen Klassenerhalt am Samstag verheißungsvoll begonnen.

Den um den dritten Tabellenplatz kämpfenden Bremern wurde mit viel Kampfgeist und dem nötigen Quäntchen Glück ein Unentschieden abgerungen, wobei es lange Zeit nicht danach ausschaute. Denn Lutz Espig und Michael Kuraszkiewicz waren bar jeder Chance auf Zählbares und verloren ihre Spiele noch vor der Zeitkontrolle. Auch Alexander Beliavsky stand die meiste Zeit mit dem Rücken zur Wand, konnte jedoch im Gegensatz zu den beiden anderen routiniert noch dem Remishafen erreichen. Das Glück für Plauen nahm seinen Lauf, als sich in der Zeitnot Stephan Haskamps sehr anrüchige Stellung in einen vollen Punkt verwandelte. Gegner Claus-Dieter Meyer fand nicht die richtige Zugfolge für den Sieg, tauschte zwei Türme gegen Haskamps Dame ein und wurde letztendlich von diesen im Verein mit einem Springer mattgesetzt. Weil gleichzeitig auch Stefan Kindermanns Stellung Anlass zu vorsichtigem Optimismus gab und bei Jacek Gdanski und Uwe Bönsch ein Remisausgang wahrscheinlich schien, hing der Ausgang des Matches von Klaus Bischoffs Partie mit Luke McShane ab. Und ab diesem Punkt ging ein Ruck durch das Plauener Team. Die vier spielten bis zum Äußersten, versuchten wirklich alles, um die Chance Klassenerhalt wahrzunehmen. Am besten gelang dies Bischoff, der seine wirklich schlechte Stellung nach und nach ausglich, nach 5½ Stunden dann begann, den Sieg anzustreben. Inzwischen hatte Kindermann seine vorteilhafte Stellung durch ein studienhaftes Manöver zum Sieg geführt. Gdanski konnte seine Partie praktisch nicht mehr verlieren und versuchte, Gegner Yannick Pelletier durch Manövrieren zu einem Fehlzug zu verleiten. Fast wäre dies auch gelungen, aber der Schweizer Meister hatte die Situation jederzeit im Griff und sicherte das Remis. Anders als gedacht verlief das Ende bei Uwe Bönsch: Ihn verließ in unbedrängter Stellung die Aufmerksamkeit, so dass er plötzlich ein undankbares Endspiel mit Damen und einem Bauern seines Gegners verteidigen musste. Letztendlich erzwang sein Gegner die Umwandlung des kleinen Bauern in eine zweite Dame und errang so den Sieg. Bischoffs Energieleistung reichte dem SK am Ende noch zum 4:4 Unentschieden.

Somit waren die Weichen für die letzte Runde gestellt. Plauen musste gegen Hamburg irgendwie gewinnen und Erfurt, am Samstag mühevoller Sieger über die Königsspringer, durfte gegen Bremen keinen Punkt holen. Die Erfurter blieben auch im Plauener "Soll" und verloren relativ klar... aber die Vogtländer wurden ihrer Nerven nicht Herr. Der Niedergang begann mit zwei relativ schnellen Punkteteilungen von Bischoff und Kindermann mit den weißen Steinen. Da war aber schon abzusehen, dass Lutz Espig wieder einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte. Teilweise konnte der Zuschauer glauben, dass beide Spieler an einem Sieg des Hamburgers interessiert wären, so kooperativ verhielt der Greizer sich auf dem Brett. Und er musste auch nach reichlich drei Stunden kapitulieren. In der Zeitnot schloss Stephan Haskamp Frieden, er hatte keine andere Wahl, als die Züge zu wiederholen. Michael Kuraszkiewicz schloss sein schwarzes Wochenende mit der zweiten Niederlage ab, so dass die Begegnung nach 4 Stunden 3,5:1,5 für den Absteiger stand und die verbliebenen Partien von Beliavsky, Bönsch und dem planmäßig für Gdanski eingewechselten Sandner keinerlei Siegvermutungen aufkommen ließen. Aber auch am Sonntag kam auf Plauener Seite der neue "fighting spirit" zum Tragen. Denn alle drei versuchten, das Unmögliche noch möglich werden zu lassen. Beliavsky spielte ein Endspiel, das vermutlich 99 andere Spieler sofort remis geben würden, unbeirrt immer weiter. Nach und nach sammelte er kleine Pluspunkte, sei es eine bessere Position für seine Figuren oder seinen König, und zwang seinen Gegner nach und nach zum Vorrücken seiner Bauern, um diese dann, ihres Schutzes beraubt, einzusammeln. Das gleiche versuchte auch Uwe Bönsch, es schien auch längere Zeit gut zugehen. Aber leider hielt sein Kontrahent mit aller Kraft das Gleichgewicht aufrecht und vernichtete den letzten Bauern Bönschs, der damit das Remis nicht mehr umgehen konnte. Als allerletzter im Spielsaal versuchte noch Plauens Teamchef Sandner das Unausweichliche zu vermeiden, spielte ein schlechteres Turmendspiel sehr riskant auf Sieg und hatte Glück. Denn sein Gegner fand um die zweite Zeitkontrolle nach 6 Stunden nicht die richtige Fortsetzung und verhalf damit letztendlich dem Vogtland-Team zu einem Punkt.

Genutzt hat das alles praktisch nichts, Plauen steht am Ende der Saison auf Tabellenplatz 13 und ist damit rein sportlich gesehen Absteiger. Trotzdem begannen bereits in Hamburg die Grobplanungen für die nächste Saison. Leider wird Bundestrainer Uwe Bönsch nach zweijähriger Zugehörigkeit den Schachklub aus privaten Gründen in Richtung Tegernsee verlassen. Damit tut sich für die neue Saison ein ziemliches Loch auf, welches nicht einfach geschlossen werden kann. Aber dafür wird es im nächsten Jahr wahrscheinlich wieder öfters Bundesligaschach in Plauen zu bewundern geben. Die neue Saison beginnt am 12. Oktober, das Vogtland ist wieder mit von der Partie.

 

Gunter Sandner

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 07. August 2002.