SK-König-Oktett harmoniert hervorragend

Nächste Saison wird nach Einschätzung des Mannschaftsleiter "verdammt schwer"

Plauen.

Die Schachspieler des SK König Plauen werden immer mehr zu einem Werbeträger der Stadt. In der zurückliegenden Bundesliga-Saison belegten sie den beachtlichen 10. Rang. Mit ihren Heimkämpfen im Rathaus begeisterten sie zudem Anhänger des königlichen Spiels aus der gesamten Region. Doch Bewunderer sitzen auch in Hamburg, im Ruhrpott und im süddeutschen Raum.

Das Geheimnis des Erfolges lag in der Harmonie der Mannschaft. Jung und Alt, Profi und Amateur fügten sich zu einer Einheit. So ist es nicht verwunderlich, dass in Schachzeitschriften in den höchsten Tönen sowohl vom "Oberhaus" mit Topstar GM Alexander Beliavsky als auch von den wackeren FIDE-Meistern im "Unterhaus" geschrieben wird.

Die Einzelergebnisse verdeutlichen dies: Beliavsky kam am Spitzenbrett auf sensationelle 7½ Punkte aus 10 Partien gegen Spieler der absoluten Weltklasse. Doch auch GM Klaus Bischoff (2. Brett; 8½ aus 15), Nationaltrainer GM Uwe Bönsch (3. Brett; 6½ aus 12) und GM Stefan Kindermann (4. Brett; 9 aus 15) lagen über der 50-Prozent-Marke.

Im "Unterhaus" dominierten in erster Linie FM Mario Hackel (aufgestellt am 10. Brett, meist aber am 6. Brett spielend mit 5½ aus 10) und FM Michael Kuraszkiewicz (11./7. Brett; 7 aus 11), die beide eine Norm für den Internationalen Meister erspielten. Deutlich im Plus lag auch FM Stephan Haskamp (13./8. Brett) mit 3½ Punkten aus 6 Partien. Schwachpunkt der Plauener war in dieser Saison die sonst so sichere Mittelachse mit GM Lutz Espig (5./4. Brett; 5 aus 13), FM Sven Schaller (6./5. Brett; 2½ aus 9) und Mannschaftsführer FM Gunter Sandner (6. Brett; 2 aus 10), die allesamt weit unter ihren Möglichkeiten blieben.

Neben dieser enormen Leistungssteigerung des Teams im Vergleich zur Vorsaison lag eine weitere Besonderheit des SK König in seiner Unberechenbarkeit. So kam man gegen die beiden Absteiger TSV Schott Mainz und SF Baiertal-Schatthausen über ein Unentschieden nicht hinaus, gegen den 11. und 12. der Abschlusstabelle, SV Wattenscheid und SV Castrop-Rauxel verloren die Plauener gar mit 3:5 beziehungsweise 3½:4½. Andererseits gewann das SK-Oktett sicher gegen den Tabellenfünften Hamburg (4½:3½), den Siebenten (USC Magdeburg) und Achten (Sfr. Berlin-Neukölln) mit jeweils 5½:2½ sowie gegen den Neunten Godesberger SK mit 4½:3½. Auch die beiden anderen Absteiger aus Tegel (6½:1½) und Gelsenkirchen (5½:2½) wurden klar auf Distanz gehalten.

Das Meisterstück wäre den Plauenern um ein Haar in der vorletzten Runde vor heimischem Publikum geglückt. Gegen den mehrmaligen Titelgewinner SG Köln-Porz, gespickt mit Großmeistern der Extraklasse, sah es lange Zeit nach einem Sieg für die Außenseiter aus. Doch die Routine der Profis und leichtfertige Fehler der "Könige" verhinderten letztlich die Sensation, sodass sie noch 3:5 verloren. Keinen Stich sahen die Plauener beim 3:5 gegen den neuen Deutschen Meister Lübecker SV, ebenso wie beim 2:6 gegen den Dritten SG Solingen. Chancenlos waren sie auch beim TV Tegernsee (2½:5½) und gegen Werder Bremen (3:5).

SK-Mannschaftsführer Gunter Sandner zeigte sich wie die Vereinsführung dennoch sehr zufrieden mit dem Saisonverlauf. Der Klassenerhalt war zeitig gesichert, eine Leistungssteigerung im Team feststellbar. Daher konnte schon relativ früh mit der Planung für die neue Spielzeit begonnen werden. Und die wird für die Plauener nach Einschätzung des Teamchefs "verdammt schwer". Denn mit Königsspringer Hamburg, Heiligenhaus, Stuttgarter SF und vor allem mit dem Erfurter SK sind diesmal Mannschaften aufgestiegen, die potenziell weitaus stärker einzuschätzen sind als die Vogtländer. Die "Könige" werden daher wieder als Abstiegskandidat Nummer 1 gehandelt werden.

Zudem hat der SK König einen bitteren Abgang zu verkraften. Fehlende berufliche Perspektiven in der Region veranlassten FM Mario Hackel von Zwickau nach Rastatt zu ziehen. Dort wird er in der nächsten Saison für Rochade Kuppenheim in der Oberliga spielen. Gerade ihm sollte aber die Rolle zukommen, die Lücke zwischen Oberhaus und Unterhaus zu schließen. Ob es einen äquivalenten Ersatz für ihn geben wird, steht derzeit in den Sternen, da die Verhandlungen über den Etat in der nächsten Spielzeit gerade erst begonnen haben.

Sven Schaller (Freie Presse, LR Plauen, 11. Juli 2001)

 

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 07. August 2002.