Schwere Aufgabe in Neukölln

Plauener Könige benötigen Punkte im Abstiegskampf

Nach langer Pause meldet sich die Schach-Bundesliga wieder zu Wort. Wegen der Weltmeisterschaft in Moskau, wo der 18-jährige Ukrainer Ruslan Ponomariov als jüngster Titelträger aller Zeiten in die Geschichte eingehen wird, und dem parallel laufenden Turnier von Tilburg (Niederlande), welches vom Russen Jewgeni Barejew gewonnen wurde, gehen die Schach-Cracks erst nach zehnwöchiger Pause wieder an die Bretter. Für die meisten Bundesligisten stehen am kommenden Wochenende drei Runden auf dem Programm. Nicht so für die Vogtländer vom Schachklub König Plauen. Denn diese haben die fünfte Runde bereits Ende November in Erfurt vorgespielt. Ansonsten wäre die Runde in Berlin zur Austragung gekommen, was den Reisepartnern ein Heimspiel weniger beschert hätte. Aber auch der Samstagskampf fällt aus. Der ursprüngliche Gegner aus Magdeburg zog seine Mannschaft aus finanziellen Gründen kurz vor dem Saisonstart zurück, das Nachrücken einer anderen Mannschaft verhinderten die starren Regeln des Deutschen Schachbundes. So wird aus dem langen ein ganz kurzes Wochenende: Am Sonntag um 9.00 Uhr treffen die Könige im Rathaus von Berlin-Neukölln auf die Schachfreunde Neukölln 03. Diese legten in der laufenden Saison einen Traumstart hin und rangieren derzeit auf dem 3. Platz. Neuköllns Team rekrutiert sich überwiegend aus Berliner Schachfreunden und ist mit drei Großmeistern aus Osteuropa verstärkt. Die Stärke der Mannschaft liegt in ihrer Geschlossenheit und der vorzüglichen Vorbereitung auf ihre Gegner. Für die kurz vor einem Abstiegsplatz stehenden Plauener also ein schwerer Gegner, denn wegen des Heimvorteils kann Neukölln seine Mannschaft auch problemlos ändern und vorbereiteten Varianten so aus dem Wege gehen. Aber chancenlos sind die Vogtländer nicht, gelang doch vor Jahresfrist ein deutlicher 5,5:2,5 Erfolg gegen die Hauptstädter. Damals trat Plauen allerdings in Bestbesetzung an, während den Neuköllnern ihr Spitzenbrett Movsesian fehlte. Steht jener diesmal zur Verfügung, wird es ein enges Match geben. Eine Niederlage dürfen sich die Männer vom SK König nicht erlauben, es gibt nur noch wenige Chancen, sich vom Mitabstiegskonkurrenten Erfurter SK abzusetzen.

Gunter Sandner,
 Mannschaftsleiter SK König Plauen

Sonntagspiel ist richtungsweisend

Gegen Neukölln erwartet den SK König Plauen ein Schicksalsspiel

Berlin/Plauen. In der 1. Schachbundesliga steht der SK König Plauen vor einem richtungsweisenden Wochenende. Wenn die „Könige“ gegen die SF Neukölln Berlin 03 gewinnen, geht es nach oben, und sie halten den Anschluss ans Mittelfeld. Verlieren sie, befinden sie sich mitten im Abstiegstrudel. Laut Tabellenstand ist dies sogar das wahrscheinlichere Szenario. Denn Berlin ist mit 6:2 Punkten derzeit Tabellendritter, Plauen mit 3:5 Zehnter. Trotz der Schwere der Aufgabe gibt es einen Anlass zur Hoffnung: seit langem tritt das „König“-Team wieder einmal im stärksten Aufgebot an.

Wegen des Rückzugs des USC Magdeburg zu Saisonbeginn können die Plauener ihre Kräfte voll auf den Sonntag konzentrieren, während die Neuköllner am Samstag noch gegen Erfurt spielen müssen. Das SK Oktett „verdankt“ diesen spielfreien Tag den drittklassigen Fußballern des 1. FC Magdeburg. Diese waren im Sommer in arge Finanzschwierigkeiten geraten und förmlich pleite. Im letzten Augenblick sprang die Sparkasse als Sponsor ein. Allerdings wurde infolge dessen der Sponsorvertrag mit den Schachsportlern aus der 1. Schachbundesliga gekündigt (Freie Presse berichtete). Die Magdeburger stehen damit als erster Absteiger fest.

Ob die Plauener ihnen nachfolgen werden, hängt sehr stark vom Ergebnis ihres Kampfes gegen die SF Berlin ab. Denn die nahezu aussichtslosen Spiele gegen die großen Favoriten der Liga (Lübeck, Köln, Bremen, Solingen) stehen allesamt noch aus. Am Wochenende sind die „Könige“ – ELO-wertzahlmäßig zumindest – ebenbürtig.

Das Aufgebot der Berliner hat sich zur vergangenen Saison kaum geändert. Die Spitzenbretter haben weiterhin der Tscheche GM Sergei Movsesian und der Slowake GM Igor Stohl inne. Am dritten Brett wurde der Ungar GM Gabor Kallai neu verpflichtet, der jedoch wegen der Nicht-EU-Ausländerregelung nicht zum Einsatz kommen wird. Von daher kann er den Weggang des deutschen Nachwuchstalentes GM Dmitri Bunzmann nicht ersetzen. Dann folgen alles Internationale Meister mit einer Wertzahl knapp unter 2500. Hier dürfte die Chance für die „Könige“ liegen. Während sich die Spitzenbretter angeführt von GM Alexander Beliavsky und GM Klaus Bischoff egalisieren dürften, kommen GM Jacek Gdanski, GM Uwe Bönsch, GM Stefan Kindermann an der „Mittelachse“ leichte Favoritenstellungen zu. Am sechsten Brett mit GM Lutz Espig entscheidet die Tagesform, während im „Unterhaus“ mit FM Gunter Sandner und FM Ulrich Dirr die Berliner ein minimales Übergewicht von der Papierform her besitzen. Doch haben beide unlängst gezeigt, dass sie derzeit in Topform sind, so dass auch hier der Kampf offen ist.

Mannschaftsführer Gunter Sandner sieht daher optimistisch auf das Wochenende. „Wir haben eine gutes Team beisammen und können damit Berlin schlagen. Damit hätten wir uns dann nicht nur etwas Luft nach hinten verschafft, sondern auch eine gute Ausgangslage für unseren Heimkampf geschaffen“, blickt er schon weiter hinaus. Denn am 23./24.02.2002 kommt neben dem Hamburger SK der amtierende Deutsche Meister, der Lübecker SV, in die Vogtlandmetropole. Und dort wollen die Plauener ihren Fans ebenso etwas bieten wie jetzt am Sonntag: wenn schon keinen Sieg, so doch wenigstens Einsatz und Kampfgeist.

 

Sven Schaller

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 07. August 2002.