Die Luft wird dünn im Abstiegskampf

SK König Plauen muss gegen die Favoriten aus Hamburg und Lübeck punkten

Ein Highlight der Extraklasse erwartet am Wochenende die Plauener Schach-Fans. Der amtierende Deutsche Meister, der Lübecker SV, und der Vorjahresfünfte, der Hamburger SK, geben im Plauener Rathaus ihre Visitenkarten ab. Am Samstag muss der SK König zunächst ab 14 Uhr mit den Hamburgern die Kräfte messen, bevor am Sonntag ab 9 Uhr der fast aussichtlose Kampf David gegen Goliath ansteht. Denn in den Reihen der Lübecker stehen mit GM Alexei Shirov, GM Michael Adams und GM Evgeny Bareev drei Großmeister der absoluten Weltspitze. Die „ergänzenden“ fünf Großmeister sind sämtlich Nationalspieler ihrer Länder und etwa so stark wie der beste Plauener, GM Alexander Beliavsky.

Tragik des Tabellenstandes: Hamburg und Lübeck wollen gegen Plauen gewinnen, um den Anschluss an das obere Mittelfeld zu halten beziehungsweise die Tabellenspitze zu verteidigen; Plauen muss gegen einen von beiden gewinnen, da sonst der Klassenerhalt in sehr weite Ferne rücken würde. Am ehesten bestehen dafür am Samstag Chancen. Zwar gelten die Hamburger als klar favorisiert. Doch gern erinnern sich die „Könige“ an das 4½:3½ im letzten Jahr. Die Ausgangsposition war gleich. Und so hoffen die Plauener auch diesmal auf das kleine Wunder. Allerdings wird die Aufgabe schwer. Bei Hamburg sitzen sechs Großmeister an den Brettern, darunter auch der mehrmalige Deutsche Einzel-Meister GM Matthias Wahls. Vier von ihnen erreichen eine Wertzahl knapp unter 2600. Damit werden sie im Schnitt etwa 50 Punkte besser als ihre Kontrahenten bei den Vogtländern sein. Noch gravierender wird der Unterschied im „Unterhaus“. An den letzten beiden Brettern bietet Hamburg zwei Internationale Meister mit einer Wertzahl von 2450 auf. Die „Könige“ haben zwar Herzblut, aber nur den Titel FIDE-Meister und eine ELO von 2300. Die Vorzeichen stehen also schlecht. Aber aus den vergangenen Heimkämpfen wissen nicht nur die Besucher: Plauen kann kämpfen.

Dieser Kampfgeist wird auch am Sonntag gefragt sein. Von der Papierform her, müsste das SK-Oktett 0:8 verlieren. So überlegen präsentiert sich der amtierende Deutsche Meister. Mit GM Alexei Shirov, GM Michael Adams und GM Evgeny Bareev waren drei der Stars sogar unlängst bei der Weltmeisterschaft in Moskau dabei - wie auch der Plauener GM Alexander Beliavsky. Damit dürfte es am Spitzenbrett wieder einen Kampf der Giganten geben. An den anderen Brettern wird es eher eine Auseinandersetzung zwischen David und Goliath. Doch zeigten in der Vergangenheit die Plauener, dass sie sich gerade an ihren überlegenen Kontrahenten aufrichten können. Und gerade so namhafte Gegner wie GM Jonathan Speelman, das Schwergewicht GM Vladimir Epishin, GM Dr. John Nunn, GM Stuart Conquest, der US-Amerikaner GM Nick DeFirmian oder der Norweger GM Simen Agdestein, der sowohl in der Fußball- wie in der Schachnationalmannschaft seines Landes stand, sie alle sind der Inbegriff der hohen Schachkunst. Alles andere als eine Niederlage wäre von daher wirklich eine große Überraschung.

Dementsprechend zuversichtlich blickt der Mannschaftsführer der Könige, FM Gunter Sandner, auf das Wochenende voraus: „Wir stehen unter Druck und haben bisher immer genau dann das beste Schach gezeigt. Ich denke, am Samstag ist ein Sieg durchaus möglich. Und wenn wir am Sonntag knapp verlieren, reißt uns niemand den Kopf herunter.“ Die Plauener Schachfans werden die gezeigten Leistungen auf jeden Fall zu schätzen wissen.

Zu Gast im Plauener Rathaussaal ist außerdem der Reisepartner und direkte Mitkonkurrent im Kampf gegen den Abstieg, der Erfurter SK. Die Vogtlandmetropole dürfte damit zu einer der spannendsten Wettkampfstätten des kommenden Bundesliga-Wochenendes werden.

 

FM Sven Schaller

 

Wer verliert steigt ab

Am kommenden Wochenende tummelt sich ein Teil der Weltelite in Plauen

Wer verliert, steigt ab. Diese Binsenweisheit kennt sicher jeder Sportinteressierte. Also müssen Punkte her, um den Klassenerhalt zu sichern. So könnte man die Aufgabe der Schachdenker vom Schachklub König für das Wochenende umreißen. Doch so einfach ist das alles nicht. Denn die Gegner, die den Königen am Samstag ab 14 Uhr und am Sonntag ab 9 Uhr im großen Ratssaal des Rathauses gegenübersitzen, sind der Hamburger Schachklub von 1830 und der Lübecker Sportverein von 1873. Beide waren bereits Ende 2000 zu Gast in Plauen. Damals gelang den Vogtländern ein wichtiger, wenn auch knapper Erfolg gegen Hamburg, während gegen die ohne ihre nominell 4 besten Spieler (!) angetretenen Lübecker nicht der Hauch einer Chance bestand. Lübeck wurde in der Folge souverän Meister und ist bereits wieder auf dem besten Wege zur Titelverteidigung. Doch zuerst geht es gegen die Schachfreunde aus Hamburg. Jene verstärkten sich gegenüber der letzten Saison mit dem schwedischen Jungstar Emanuel Berg an Brett 4, der sich auf geradem Wege zum Großmeister befindet. Außerdem tauschten die Spitzenbretter ein wenig die Rangfolge. So wird Jossif Dorfman diesmal am Spitzenbrett eingesetzt, gefolgt vom Polen Robert Kempinski und Lubomir Ftacnik. Diesen folgen die Hamburger "Eigengewächse", Ergebnis einer langjährigen und kontinuierlichen Nachwuchsarbeit, die jedoch im Vergleich zu anderen Schachklubs immer wieder Großmeister mit dem Zeug zum Nationalspieler hervorbringt. Wieder steht den Zuschauern ein enges Match bevor, der Ausgang ist völlig unklar.

Unter anderen Vorzeichen steht das Sonntagsmatch gegen den Deutschen Meister. Dieser ersetzte vor der Saison seine beiden letzten einheimischen Spieler durch den aufstrebenden spanischen Jungstar Francisco Vallejo und den kampferprobten Engländer Stuart Conquest und verfügt nun ähnlich dem FC Bayern auch über eine illustre Reservebank. Vorn hat sich nichts geändert, mit Michael Adams, Alexei Schirow und Jewgeni Barejew verfügen die Ostseestädter über die aktuellen Nummern 4, 9 und 11 der Weltrangliste. Natürlich wäre die Annahme übertrieben, Lübeck würde aus Respekt vor Plauen oder Reisepartner Erfurt mit allen drei Superstars im Vogtland antreten. Doch das 4:4 in der letzen Runde mit allen Weltstars gegen Plauens vorigen Reisepartner Tegernsee zeigt doch, dass der Meister die Zügel noch nicht schleifen lassen kann. So hofft man darauf, wenigstens einen oder zwei der Ausnahmekönner live am Brett erleben zu können. Und auch die anderen Lübecker Großmeister verfügen über einen guten Namen in der internationalen Schachwelt, sind Spieler, die man in unseren Breiten äußerst selten einmal hautnah verfolgen kann.

Das Plauener Team wird dem Ernst der Situation entsprechend auch von der Atmosphäre und der Unterstützung des eigenen Publikums leben und alles versuchen, die derzeitige prekäre Situation zu verbessern. Prominente Unterstützung erhält es dabei, wie immer bei Heimkämpfen, von der Mannschaft der Plauener Stadtverwaltung. Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer will es sich auch diesmal nicht nehmen lassen, die Bundesligarunde persönlich zu eröffnen. In den letzten Spielzeiten endeten die vom OB eröffneten Matches immer mit einem Plauener Sieg. Hält die Serie auch in Plauens dritter Bundesligasaison? Für interessierte Zuschauer: Es wird kein Eintrittsgeld erhoben, für Speisen und Getränke ist gesorgt.
 

FM Gunter Sandner,

Mannschaftsleiter des SK König Plauen

 

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 07. August 2002.