Unglück oder Unvermögen?

Leipzig.

Immer noch von der Deutschen Meisterschaft träumend fuhren die U20-Spieler in der 4. Runde zum Sachsenmeister vom SC Leipzig-Gohlis I. Jedoch vernahm man im Vorfeld des Spiels einige Gerüchte, dass Gohlis dieses Jahr nicht um jeden Preis Meister werden will. Das belegt auch deren Stammaufstellung, und hinzu kommt außerdem, dass zu einem Heimspiel immerhin drei vermeintlich schwache Ersatzspieler aufgestellt wurden. Welches Potential Gohlis eigentlich hat, zeigt die Aufstellung der II. Mannschaft.

Ziemlich zuversichtlich gingen die Plauener also in das Match. Tobias Franz musste sogar bis 9:50 Uhr warten, bis sein Gegner am Brett eintraf. Das erinnert irgendwie an die Zeiten noch mit Michael Hayn. Das Spiel stand von Anfang unter komischen Vorzeichen ... Trotz wirrer Eröffnung fand sich Stephan Buschmann bald in einem leicht vorteilhaften Mittelspiel mit Läuferpaar wieder. Nach einer verpassten Chance war der entwickelte Druck letztlich aber zu wenig für einen vollen Punkt. Tobias Franz stand seinerseits die ganze Partie über passiv und unternahm auch nie echte Gewinnbemühungen. Da der Gegner offenbar auch nicht mehr wollte, einigte man sich hier ebenfalls auf Remis.

Vielversprechender sahen da die Partien von Christian Hörr und Romal Waesi aus. Romal hatte bald seinen gewonnenen Gambit-Bauern gesichert und Christian erreichte gutes Spiel im Zentrum. Noch unklar, aber jedenfalls nicht nachteilig waren die Stellungen bei Matthias Hörr und Etienne Engelhardt. Christians Positionsvorteil vergrößerte sich ständig, aber auf einmal stellte Romal den Mehrbauern wieder ein. Seine Stellung brach danach sofort zusammen, und auch ein zweifelhaftes Qualitätsopfer konnte ihn nicht mehr retten. Diese unnötige Niederlage traf den Rest des Teams wie ein Blitz. Matthias Hörr verrechnete sich in seinem Mattangriff und stand plötzlich äußerst prekär mit Minusbauern da. Es ist nur des Gegners Nerven zu verdanken, dass unser Spitzenbrett durch eine löchrige Kombi in ein Turmendspiel abwickeln konnte, das wohl nicht zu gewinnen war.

Die Plauener lagen also mit 1½:2½ hinten, allerdings war abzusehen, dass Christian Hörr an Brett 5 wahrscheinlich gewinnen würde, da er mittlerweile einen gedeckten Freibauern auf der 6. Reihe hatte. Die Entscheidung musste also am Brett von Etienne Engelhardt fallen. Beide Spieler hatten erst etwa 30 Züge absolviert, als auf jeder Uhr noch 2 Minuten zu sehen waren. Eddi wollte aber auf Sieg spielen, doch die Stellung verkomplizierte sich zunehmend. Um nicht entscheidend Material zu verlieren, musste er mehrmals länger rechnen als der Gegner. Die Partie endete schließlich damit, dass bei Eddi ungefähr sechs Züge vor der Zeitkontrolle das Blättchen fiel, während sein Gegenüber noch etwa 50 Sekunden übrig hatte. Damit war die Niederlage besiegelt. Da half auch der Sieg von Christian nichts mehr, der als einziger eine wirklich ordentliche Partie gezeigt hatte und nie in Gefahr kam.

 

SC Leipzig-Gohlis I - SK König Plauen :
Resnjanskij, Denis 1807 - Hörr, Matthias 1890 ½ : ½
Seiler, Dirk 1758 - Waesi, Romal 1988 1 : 0
Funkner, Andreas 1507 - Engelhardt, Etienne 1881 1 : 0
Beltz, Franziska 1758 - Buschmann, Stephan 1757 ½ : ½
Beltz, Carmen 1535 - Hörr, Christian 1776 0 : 1
Eberlein, Ralf 1516 - Franz, Tobias 1816 ½ : ½

 

Das Ergebnis lässt sich ganz einfach bewerten: Gegen eine Gohliser Mannschaft kann man verlieren, aber nicht gegen eine solche Rumpftruppe! Seit exakt 24 Monaten war dies die erste Niederlage für unser sonst so erfolgreiches U20-Team, und die war völlig unnötig. Wenn man nicht gegen Spieler mit DWZ 1500 gewinnen kann, braucht man auch nicht zur Deutschen Meisterschaft zu fahren! Romal hat wieder deutlich gezeigt, dass er ziemlich außer Form ist; dabei kann man es ihm nicht mal verübeln. Matthias hat sich verrechnet, aber dennoch ins Remis einlenken können. Seine katastrophale Zeiteinteilung wurde Etienne endlich mal zum Verhängnis, leider im falschen Spiel! "Profis", wie Trainer Götz die U20-Spieler bezeichnet, darf so etwas eben nicht passieren. Stephan hatte mit Franziska Beltz eine ungefähr gleichstarke Gegnerin, weshalb das Remis durchaus in Ordnung geht. Die Souveränität von Christian übertrug sich leider nicht auf die gesamte Mannschaft. Für ihn war es nicht mehr als ein Pflichtsieg. Klar ist mittlerweile aber auch, dass Tobias Franz nicht mehr der Überflieger ist, der er noch im September zur Plauener Meisterschaft war. Er verfiel wieder seinem "alten Trott", zeigte kaum Angriffsbemühungen gegen einen wesentlich schwächeren Gegner. Gerade an Brett 6 muss man mehr leisten!

Plauen kann zwar immer noch aus eigener Kraft Meister werden, mit dieser Leistung sollten sich die Jungs aber über jeden weiteren Punkt freuen, denn mit DSC I (!), Hainichen und Gohlis II warten noch schwere Brocken auf die Vogtländer.

 

chö

 

zur U20-Seite     zur Tabelle

 

zum Seitenanfang

http://www.koenig-plauen.de
Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 19. August 2002.