Plauen.
Nach der unbedeutenden, aber deshalb nicht unschmerzlichen Niederlage im letzten Jahr, sollte dieses Jahr gegen die eher schwächeren Schachfreunde aus Bischofswerda ein doppelter Punktgewinn her, besonders da unsere Zweite dieses Jahr ja mit dem äußersten Augenwinkel auf den ersten Platz schielt. Erfreulich, dass Olaf Hilbig nach langer Abstinenz mal wieder mitspielte.
Aufgrund einer Weihnachtsfeier und der daraus folgenden Zimmerverlegung wurde der Wettkampf in einem Raum mit der IV. Mannschaft ausgetragen. Doch nachdem sich der Tumult an den 16 Brettern gelegt hatte, konnte Mathias Paul beide Spiele eröffnen. Einen exzellenten Start legte Marco hin. Sein Gegner hatte sichtlich Probleme mit der Entwicklung seiner Leichtfiguren, während er die Dame sehr schön vom König entfernte. Nach der Rochade bot sich eine Qualitätsopfer gerade zu an. Im Stile Fischers zeigte Marco seine Stärken in der Offensive und gewann verdammt schnell. Selbst Altmeister Stefan Melnyk konnte seine Begeisterung nicht zügeln, und ließ sich auf eingehende Analyse ein. Am Spitzenbrett hatte FM Gunter Sandner mit den schwarzen Steinen schnell ausgeglichen und hatte seinen Angriff schon gestartet. Auf den Brettern 2 und 3 zeigte sich dagegen, dass die ausgeglichen Stellungen sicherlich erst in einem zähen Endspiel entschieden werden können.
Ein völlig anderes Stellungsbild war aber bei Lion Pfeufer auf dem Brett. Nachdem sein Kontrahent in der französischen Durchzugsvariante das Zentrum geschlossen ließ und lang rochierte, kam Lion mit einem Hebel gut ins Spiel, nur leider hatte der Schwarze auch nicht geschlafen und besaß gutes Spiel auf den Zentrumslinien. Unserer anderer Nachwuchsstreiter, Matthias Hörr, maß sich mit seinen Gegenüber in der betont strategischen Partie, in der bis zum 27. Zug lediglich ein Bauer getauscht war, mit dem Lavieren der Königin. Doch Matthias verstand es in dieser Stellung besser, mit den erstarkten Springern umzugehen und konnte ohne positionelle Einbußen die Qualität gewinnen. Ähnlich war auch die Partie von Trainingsleiter Andreas Götz, der bei seinem Hüpfaktionen aber auf einmal die Qualität verlor. Allgemein wurde im gesamten Saal (also auch bei der Vierten) das Pferd mit seiner Kampfkraft gegen einen Turm oftmals überfordert. Ohne solche materiellen Ungleichheiten kam Olaf Hilbig zu einer vorteilhaften Stellung. Seine Dame drückte mit der Unterstützung der Leichtfiguren unangenehm auf die Stellung seines Gegners.
In der folgenden halben Stunde lösten sich die Partien zu unseren Gunsten auf. Matthias, der in seiner Partie nicht allzu sehr gefordert wurde, hatte mit dem Plusmaterial unbegrenzt Zeit, seine Schwerfiguren auf der einzigen offenen Linie in Stellung zu bringen. Dieser gewaltigen Breitseite hielt der Bischofswerdaer nicht aus. Auch Gunter konnte durch einen scheinbaren Frontwechsel die feindliche Abwehrstellung ausheben. Angesichts der guten Lage auf den übrigen Brettern beschloss Roland Remis zu machen, und mit dem klaren Sieg von Olaf war die Sache gegessen. Fraglich allein war nur noch die Höhe des Sieges. Mathias Paul am Brett 3 hatte das Mittelspiel wohl nicht ganz sauber abgewickelt und nun drückte der weiße Bauer auf b7 doch sehr auf eine Umwandlung. Lion ging solchen Verwicklungen aus dem Weg. Er ließ sich nicht auf einen riskanten Bauerngewinn ein und machte im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern remis. Kurz darauf macht sich der b7 auf Mathias' Brett zum finalen Aufbruch bereit und entschied das Spiel. Doch dabei entging vielen Kiebitzen, wie der Gegner von Andreas seine Figur in einer inkorrekten Kombination einbüßte. Doch da in dieser Spielzeit schon oft zwei Türme gegen Turm und zwei Figuren gewannen, gab man sich mit einem Unentschieden zufrieden.
Es scheint als hätte die zweite Mannschaft aus der letzten Saison gelernt. Die Brettpunkte werden dieses Jahr besser auf die Spiele aufgeteilt. Dem ist zu verdanken, dass wir mittlerweile alleiniger Zweiter sind. Allerdings können wir durch die Niederlage im zweiten Spiel den DSC nicht mehr aus eigener Kraft vom Spitzenplatz kicken.
Matthias Hörr
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Hörr. Aktualisiert am
21. August 2002.