Minimalziel erreicht

Forchheim.

Die Erstbundesligisten vom SK König Plauen haben am Wochenende ihre Ziele im Wesentlichen erreicht. Einem 4,5:3,5-Erfolg am Samstag gegen den gastgebenden SC Forchheim folgte Tags darauf eine 2,5:5,5-Niederlage gegen den TV Tegernsee. Damit stehen die Vogtländer einen halben Brettpunkt vor den Stuttgarter Schachfreunden auf dem den Klassenerhalt bedeutenden 12. Tabellenplatz, trotzdem kommt es in den letzten Runden am 29. und 30. März im Plauener Rathaus zu einem echten Endspiel.

Der Samstagskampf gegen die Mittelfranken war von Anbeginn völlig offen. Ulrich Dirrs Partie gegen Forchheims Chef Berthold Bartsch folgte einer bekannten Variante, schon nach kurzer Zeit hatte der Plauener Materialvorteil, der Forchheimer bestimmte jedoch den Kampf. Der für den erneut krankheitsbedingt ausgefallenen Haskamp ins Team gerückte Roland Pfretzschner wählte eine riskante Variante, Gegner Jörn Bade wies ihm alsbald die Mängel seines Aufbaus nach. Auch Gunter Sandner musste einige Probleme lösen, bis er gleiches Spiel erreichen konnte. Die anderen Partien nahmen bis in die vierte Spielstunde einen normalen Verlauf. Dann erzielte Klaus Bischoff das 1:0. Gegner Michael Prusikin wählte eine scharfe Variante, in der er unter langfristigen Zugeständnissen eine kurzfristige Entscheidung suchte. Klaus verteidigte sich exakt und befand sich nach einem Gegenschlag auf der Siegerstraße. Fast gleichzeitig musste Roland Pfretzschner kapitulieren, auch Uli Dirrs Position wurde trotz Rückgabe seines Mehrbesitzes immer unhaltbarer.

Das 2:1 für Plauen besorgte Michael Kuraszkiewicz, der dem erfahrenen Hans Niedermaier ein Problem nach dem anderen stellte, bis dieser der Drohungen nicht mehr Herr wurde. Die Partien von Stefan Kindermann gegen Vlastimil Jansa und Oliver Brendel gegen Manfred Heidrich endeten nach bewegtem Spielverlauf remis. Kampfentscheidend wurde dagegen die Begegnung von Gunter Sandner und Forchheims Nachwuchstalent Johannes Zwanzger. Nachdem Sandner zur Mitte der Partie Ausgleich erzielt hatte, versuchte der Forchheimer alles, um die Stellung siegreich zu gestalten. Auf der Suche nach siegverheißenden Varianten verfloss aber seine Zeit, ohne dass er greifbare Resultate vorweisen konnte. In Zeitnot geraten, verpasste er einmal die richtige Fortsetzung und schon lief der Plauener Konter. Eine zweite Ungenauigkeit führte bereits zu Materialverlusten und nachdem Zwanzger die Zeitkontrolle passiert hatte, blieb ihm angesichts zweier Figuren weniger auf dem Brett nur die Aufgabe. 4:3 für Plauen. Lutz Espig hatte sich in ebendieser Zeitnotphase ein schwieriges Turmendspiel eingefangen. Um das entscheidende Remis zu erreichen, gestattete er seinem Gegner Milos Jirovsky, unter Preisgabe seines Turmes einen Bauern zur Dame zu führen. Anschließend erbaute er mit seinem Turm und den ihm verbliebenen zwei Bauern eine Festung, die der Tscheche trotz Aufbietung aller Kräfte nicht einzunehmen vermochte. Remis und der knappe Sieg war unter Dach und Fach.

Damit war das Minimalziel erreicht, gegen das Team vom Tegernsee schien ein Punktgewinn angesichts deren Aufstellung mit 7 Großmeistern illusorisch. Doch wollten die Plauener etwas für die Brettpunktewertung tun, wenn möglich, an den Stuttgartern vorbeiziehen. In den ersten beiden Spielstunden erschien das Vorhaben auch machbar. Da hatte Gunter Sandner gegen den ehemaligen Nationalspieler Gerald Hertneck bereits sein Remis in der Tasche, auch an den anderen Brettern sah es nicht schlecht aus. Doch mit zunehmender Spieldauer bröckelten die Plauener Stellungen nach und nach ab. Davon ausgenommen blieben Lutz Espig, der seinem Angstgegner Valeri Beim diesmal keine Vorteile gestattete und Stefan Kindermann gegen Andrei Sokolov. Aber zuerst ging Michael Kuraszkiewicz im Angriffswirbel Markus Stangls unter, ebenso erging es Klaus Bischoff, der kein geeignetes Mittel gegen Igor Khenkins Königsattacke finden konnte. In der Zeitnotphase verschlechterten sich auch noch die Positionen der restlichen Vogtländer. So mussten trotz großem Kampfgeist Oliver Brendel und Roland Pfretzschner die Überlegenheit ihrer Kontrahenten Uwe Bönsch und Stefan Bromberger anerkennen. Auch Uli Dirr besaß weniger Material auf dem Brett, hatte aufgrund eines Freibauern aber noch gewisse Chancen. Der Tergernseer Henrik Teske würdigte in der Folge die von diesem Bäuerlein ausgehenden Drohungen nicht genügend und plötzlich avancierte das kleine Kerlchen zum Siegesbauern. Anstatt dessen Umwandlung in eine Dame unter Hergabe eines Turms zu unterbinden, gab der in Suhl aufgewachsene Teske die Partie lieber gleich verloren. Ulrich Dirrs erster Sieg in der ersten Bundesliga! Das Resultat schmeichelt indes den Plauenern ein wenig. Aber so zogen sie an Stuttgart vorbei, die gegen Titelfavorit Lübeck mit 1:7 unter die Räder kamen.

In drei Wochen geht die Bundesligasaison zu Ende. Um sich halten zu können, müssen die Plauener gegen Solingen und Wattenscheid mindestens einen, besser noch zwei Punkte erzielen. Dies wird schwer zu erreichen sein, unmöglich ist es aber nicht.
 

Gunter Sandner

zur Bundesliga-Seite     zur Tabelle

zum Seitenanfang

http://www.koenig-plauen.de
Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 10. März 2003.