Viertes Jahr für Plauener Königstruppe

Klassenerhalt wird schon vor Saisonbeginn als kleines Wunder getarnt

Plauen.

Am kommenden Wochenende beginnt die Saison in der Schach-Bundesliga. Äußerlich scheint alles beim Alten geblieben zu sein. Und doch gibt es bereits vor dem Startschuss Revolutionäres zu vermelden. Denn erstmalig erfolgte die Planung der Spielansetzungen durch ein neu geschaffenes Gremium, den Bundesligaausschuss. Dieser setzt sich paritätisch aus Vertretern des Präsidiums des Deutschen Schachbundes und Repräsentanten der Bundesligavereine zusammen. Damit sollen die Interessen der Vereine mehr Gewicht erhalten, gab es doch in den letzten Jahren mehrfach Anlass zu Unmut. In diesem Jahr wurde erstmals nicht ausgelost, sondern ein Spielplan erarbeitet, der die Spannung im Kampf um den Titel bis zur letzten Doppelrunde aufrecht erhalten soll. Natürlich findet ein solcher Spielplan nicht nur Freunde. Besonders der mehrfache Deutsche Meister SG Porz fand sich benachteiligt, allerdings standen dem Bevorteilungen in den letzten Jahren gegenüber.

Und eben diese Mannschaft aus Köln um die deutschen Nationalspieler Christopher Lutz und Alexander Graf und gespickt mit Europas Elite wie Exweltmeister Alexander Khalifman, die Schach-Legenden Jan Timman, Ulf Andersson und Rafael Waganjan sowie unter anderem Hollands Spitzenspieler Loek van Wely, Ivan Sokolov, Friso Nijboer und Erik van den Doel wird wieder Gast in Plauen sein. Am Samstag, dem 14. Dezember steigt der Kampf der Spitzenstädter gegen die wohl übermächtigen Kölner. Zuvor findet, quasi als Auftakt der Heimspiele am Freitag, dem 13. Dezember, die vorgezogene Runde gegen den Reisepartner aus Erfurt statt. Und am Sonntag sind die Freunde aus Bad Godesberg Gegner der Vogtländer.

Doch zuerst müssen die Plauener zum Bundesligaauftakt nach Erfurt reisen. Dort werden am kommenden Wochenende die Schachfreunde Neukölln und der Aufsteiger Schach-Club Kreuzberg Gegner sein. Während die Bilanz gegen Neukölln nach drei Begegnungen ausgeglichen ist, bedeutet das Match gegen Kreuzberg Neuland für die Könige. Aber die Leistungsträger aus Kreuzberg sind auch dem Plauener Publikum bekannt, spielten doch der Ungar Zoltan Almasi, der Pole Bartosz Socko, "SCHACH"-Chefredakteur Raj Tischbierek und Jens-Uwe Maiwald noch vor drei Jahren gemeinsam beim Dresdener SC. Dazu kommen noch der Deutschrumäne Liviu-Dieter Nisipeanu (vorher Magdeburg) und Ralf Lau (Lübeck, SC Bann). Mit dieser etablierten Riege sollten die Kreuzberger wenig Sorgen im Kampf gegen den Abstieg haben.

Auch die Schachfreunde Neukölln haben sich weiter verstärkt. Der Rumäne Dorian Rogozenko und Ex-Jugendweltmeister Roman Slobodjan (beide früher USC Magdeburg) sollen gemeinsam mit Sergei Movsesian (seit kurzem slowakischer Staatsbürger), Igor Stohl und der bewährten Hauptstadtriege Berndt, Polzin, Boriss, Poldauf, Thiede und Rudolf die Fahnen hochhalten. Ebenfalls schwer vorstellbar, dass Neukölln in dieser Besetzung in Abstiegsnöte kommen sollte. Diese Nöte haben um so mehr die gastgebenden Teams aus Erfurt und Plauen. Denn in einer Umfrage unter den Mannschaftsführern wurden diese Teams zusammen mit Godesberg und Forchheim am Häufigsten als potentielle Absteiger genannt. Mehr noch, unter dem Mitwirken von Plauens Star Alexander Beliavsky steht ein großes Fragezeichen. Denn Alexander spielt zu gut! Beim derzeit laufenden Weltcup im indischen Hyderabad kämpft er erfolgreich mit den Besten der Welt. So schickte Alexander in seiner Vorgruppe den favorisierten Top-Großmeister Alexander Morozevich nach Hause und belegte gemeinsam mit Angstgegner Nigel Short Platz 1. Sollte er auch im Viertelfinale siegreich bleiben, käme er nicht mehr rechtzeitig nach Erfurt. Und ohne Alexander hat Plauen noch keinen Bundesligakampf gewonnen! Trübe Aussichten also, doch die Bundesliga hat in der Vergangenheit gezeigt, dass kaum etwas zweimal nacheinander gleich geschieht. Mit einer Steigerung gegenüber der letzten Saison sollte der Kampf gegen den Abstieg nicht aussichtslos sein. Und so wollen die Plauener am Wochenende all die Chancen nutzen, die ihnen von den anderen abgesprochen werden. Lassen wir uns also überraschen.

FM Gunter Sandner, Mannschaftsleiter

 

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 17. August 2003.