Mit Selbstbewusstsein an die Ems

 

Plauen.

Am kommenden Wochenende steht die drittletzte Runde in der 1.Bundesliga auf dem Programm. Die abstiegsgefährdeten Plauener vom SK König reisen in den Nordwesten der Republik nach Emsdetten. Dort treffen die Könige am Samstag auf den Aufsteiger SK Turm Emsdetten, am Sonntag ist die Schachabteilung des SV Werder Bremen Gegner der Vogtländer.

Die Lage ist prekär. Nachdem zuletzt der wichtige Kampf gegen Stuttgart verloren ging, müssen die Punkte anderweitig erobert werden. Obwohl die genannten Gegner von der Papierform her überlegen sind, wäre ein Punkt an diesem Wochenende wünschenswert, soll der Klassenerhalt wieder in greifbare Nähe rücken. Aber das wird schwer, besonders wenn der Aufsteiger von der Ems in Bestbesetzung antreten sollte. Denn dann käme die mit kilometerweitem Abstand beste Schach spielende Dame zu ihrem diesjährigen Debüt. Judith Polgar ist die Nummer 1 des Aufsteigers, sie überwand Ende 2002 erstmals die magische ELO-2700-Grenze und rangiert damit an Nummer 13 inmitten der Super-Männer-Welt. Dazu kommt inzwischen ein zweiter Platz beim Superturnier von Wijk aan Zee, als sie die in der Weltrangliste vor ihr liegenden Kramnik, Topalov, Ponomariov, Barejev, Schirow, Grischuk und die Exweltmeister Karpov und Khalifman sämtlich deklassierte und nur Vishi Anand den Vortritt ließ. Gegen diese Könnerin dürfe selbst Alexander Beliavsky einen schweren Stand haben. Auch Emsdettens nächste Starter gehören zur erweiterten Weltklasse: der aufstrebende Spanier Francisco Vallejo, der Däne Peter Heine Nielsen und Sergei Tiviakov aus Holland befinden sich unter den Top-100 der Welt. Danach lässt die Leistungsstärke der Spieler zwar etwas nach, dürfte gegen Plauens Amateure aber immer noch gut genug sein. Emsdetten liegt derzeit mit 8:10 Punkten auf Platz 9 der Tabelle, könnte mit einem erfolgreichen Wochenende die Abstiegsgefahr bannen.

Gänzlich andere Ziele verfolgt Werder Bremen. Unspektakulär hat die Mannschaft Jahr für Jahr an spielerischer Klasse gewonnen. Ähnlich bodenständig wie die Fußballer von der Weser, rückten die Schachspieler Jahr für Jahr näher an die Tabellenspitze heran. In der letzten Saison war Platz 3 schon greifbar nahe, wurde aber in der vorletzten Runde durch ein enttäuschendes 4:4 vergeben ... gegen Plauen! In dieser Saison verstärkt der Anglo-Schweizer Joseph Gallagher die Reihen der Werderaner. Ein Top-„Einkauf“, denn der sympathische Großmeister spielte sich sofort auf den zwischenzeitlichen Platz 1 der Bundesliga-Scorerliste. Dabei werden die in der Bundesliga erzielten Resultate ins Verhältnis zur Spielstärke der Gegner gesetzt. Und in dieser Statistik liegt Gallaghers derzeitiger Wert weit über der Zahl des Weltranglistenersten Garri Kasparov. Werder Bremen verfügt vielleicht nicht über einen herausragenden Spieler, aber in diesem Team bringt jeder seine Leistung und jedes Jahr hat die Mannschaft mindestens einen Überflieger. Deswegen ist die Mannschaft auch sehr schwer zu besiegen.

Trotz der zu erwartenden schweren Gegnerschaft fahren die Plauener mit gewissem Optimismus nach Emsdetten. Denn gelänge der Punktgewinn nicht hier, so warten noch zwei weitere Doppelrunden mit Punktechancen auf die Vogtländer. Und diese spielten immer dann am Besten, wenn der Druck noch nicht übermächtig war.

FM Gunter Sandner, Mannschaftsleiter

 

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 17. August 2003.