Schlechte Aussichten

Coswig.

Ohne Mannschaftspunkte aber mit immerhin 6 Einzelsiegen, einer gehörigen Portion Selbstvertrauen, der zurück gewonnenen Kampfmoral und der sicheren Gewissheit, dass der eine oder andere Mannschaftspunkt ganz sicher möglich ist, kehrte der zweite Königsachter vom zweiten Oberligawochenende, welches als Doppelrunde ausgetragen wurde, ins heimische Vogtland zurück.

Neben dem Gastgeber Coswig trafen wir schachlich auf Lok Mitte Leipzig und vorerst nur indirekt erstmals auf unseren Reisepartner USG Chemnitz, der uns in dieser Saison zu den Doppelrunden begleiten wird. Für uns ist dieser Zustand ein Glücksgriff können wir doch so nicht nur aus den eigenen Fehlern, sondern auch direkt von den Recken mit Bundesligaerfahrung lernen. Nennen möchte ich neben dem stets gut gelaunten IM Mathias Womacka auch Dr. Arnd Rösch (dem Mann ohne eigenes Brett) und Haudegen Gerd Lorenz, welcher Remisofferten vor dem 40. Zug unabhängig von Rang und Titel der Gegner in der Regel mit einem schüchternem NEIN!!!! beantwortet.

 

Die Samstagsrunde gegen Coswig begann für mich leider mit einem Debakel denn wie auf wundersame Weise standen nach 15 Zügen alle meine Figuren erschreckend falsch. Zu diesem Zeitpunkt hätte ich fast mit jedem anwesenden Spieler liebend gern die Stellung getauscht, einzig IM Womacka erwischte eine hausgebraute Giftmischung von Dr. Gottfried Braun noch schlimmer. Nach 3 Stunden hatte für mich schließlich die Qual ein Ende. Fast zeitgleich wies Eckehard Poenisch am 4. Brett taktisch die Schwächen von Lions Grundreihe nach. Dieser ging, normalerweise löblich, der Tugend "aktives Spiel" nach, ohne vorher seine Grundreihe ausreichend zu sichern, so dass es schnell 2:0 für unseren Gegner stand. Da auch noch Marco Schaarschmidt am 5. Brett ein paar Bauern weniger sein Eigen nannte und folgerichtig kapitulierte, schien der Kampf bereits für unsere Gegner gelaufen zu sein. Die schon sensationelle Beinahewende leitete Roland Pfretzschner ein, welcher ein frühes Figurenopfer seines Gegners mit Kampfkraft und Zähigkeit widerlegte. Einen sicheren Sieg steuerte danach Christof Beyer bei, der seinem Gegner nie den Hauch einer Chance ließ. Für das absolute Highlight des Abends sorgte danach unser 3. Nachwuchsmannes Daniel Butzke mit einem sauberen Konter zum sensationellen 3:3. Unglücklicherweise hatte Andreas Götz seine Druckstellung, nachdem er zuvor mehrere Remisofferten abgelehnt hatte, nicht entscheidend ausbauen können. Ein anfänglich unbedeutender, rückständiger Mehrbauer seines Gegners machte nun das Rennen, so dass unsere allerletzten, wagen Hoffnungen auf Matthias Hörr lagen, der sich in einem Turm-Leichtfigurenendspiel quälte ohne entscheidende Vorteile erzielen zu können. Schließlich fügte er sich und uns ins Unvermeidliche 3,5:4,5.

 

Das Ziel für den Sonntag war klar, den erkennbaren Aufwärtstrend 2,5 ... 3,5 gegen ebenfalls nicht in Bestbesetzung antretende Leipziger zum ersten Sieg fortführen. Viel leichter gesagt als getan, denn die beiden von Kurzsiegen am Vortag gegen Chemnitz gestählten Schachfreunde Limpert und Dr. Brauch wollten auch gegen uns nicht viel Federlesen machen. Ersterer Beider erzielte auch das 1:0 für unsere Gegner in dem er unseren Matthias Hörr Eröffnungsungenauigkeiten nachwies. Gemischter ging es an allen anderen Brettern zu, Sonne und Schatten schienen sich leicht die Waage zu halten. Ein wenig unglücklich agierte unser Vortagesstar Daniel Butzke, der in guter Position nicht den besten Weg fand und nach und nach in Nachteil geriet. Da ich selbst in ein zum Ende hin ziemlich haarsträubendes Zeitnotgefecht verwickelt war, kann ich die genaue Abfolge der Geschehnisse nicht widergeben. Irgendwie sicherte Lion Pfeufer seinen ersten halben Punkt nach sauberer Leistung ab und fast zeitgleich resignierte Daniel an 7. Marco Schaarschmidt steuerte den ersten vollen Punkt nach solider Leistung bei. Sein Gegner hatte an diesem Tag zu wenig seinem Angriff entgegen zu setzen, bemerkenswert war, dass ihm bei der Realisierung seines erdrückenden Vorteils ein einzügiges Matt durch die Lappen ging, was jedoch nicht das letzte an jenem Tag bleiben sollte.

Nachdem ich mich von der Schmach des Vortags erholt hatte, unterlief mir mit ein ganz entscheidender Tempoverlust im Angriff. In einer rasanten Zeitnotschlacht fand mein Gegner nicht den richtigen Weg seinen riesigen materiellen Vorteil in einen ganzen Punkt zu wandeln. In dem im Nachgang ermittelten 40. Zug überließ er mir sogar die Wahl zwischen 40...Dh3 matt und 40...Dxg3, wobei ich mich zum Amüsement für letzteres entschied. Da das Blättchen meines Gegners jedoch danach fiel, brachte das Nachvollziehen und die saubere Betrachtung ein Matt in wenigen Zügen.

Leider konnte Christof Beyer den Erfolg des Vortages nicht wiederholen und musste sich geschlagen geben. Da auch noch Dr. Brauch mit einem Sieg sein Wochenende krönte und unsere Niederlage besiegelte, war der Partieausgang bei Andreas Götz nur noch reine Formsache. Auch wenn er sich bei der Verwertung seines Vorteils in der Folge nicht gerade sputete, ist doch der Sieg nach über 100 Siegen für ihn und uns wichtig.

 

Die zwei 3,5:4,5 Niederlagen sind zwar unglücklich jedoch insgesamt korrekt. Keiner mussten von uns ohne Punkte den Rückweg antreten was für die Moral sehr wichtig ist. So dumm das auch klingen mag, aber die 2 Niederlagen haben uns sicherlich Auftrieb gegeben.

 

Mathias Paul

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Copyright © 2001 by Christian Hörr. Aktualisiert am 17. August 2003.