Deutsche Blitzmannschaftsmeisterschaft 2002

Solingen.

Für die Blitz-Mannschaftsmeisterschaft 2002 qualifiziert, wollte ich den hinteren Mittelfeldplatz aus dem Jahr 2000 unbedingt verbessern. Damals spielten wir mit Kura, Stephan Haskamp, meiner Wenigkeit, Mathias Paul und ... Andrea Hafenstein! So entlockte ich einerseits den interessierten GM's einen Geldverzicht, andererseits unserem Großsponsor Roman Krulich das Versprechen für eine "Stockerlprämie". Da schwebte mir noch eine Mannschaft mit Klaus Bischoff, Jacek Gdanski, Michael Kuraszkiewicz, Uli Dirr und mir vor. Alle hatten mir Ende April ihre Zusage gegeben. Aber im Vorfeld lief längst nicht alles nach Wunsch: Als erster meldete sich Uli Dirr ab, ein Klassentreffen hatte Vorrang. Ersatz ist im Verein reichlich vorhanden, dachte ich mir, und telefonierte mit Uwe Bönsch und Stefan Kindermann. Der eine musste nach dem Internetmatch am vergangenen Donnerstag, an dem auch Klaus beteiligt war, sofort wieder nach Hause, der andere an diesem Wochenende seine Tochter betreuen.

Gut, dachte ich, spielen wir eben zu viert. Kaum gedacht, meldete sich auch Jacek ab, der polnische Verband hätte ihn zur Betreuung der U18-EM-Mannschaft zwangsrequiriert. Immer noch kein Beinbruch, wir haben genug andere gute Blitzer. Aber auch Stephan Haskamp konnte sich am Telefon zu keiner spontanen Zusage durchringen. Urlaub sei eben Urlaub, und da hätte er mit Freundin eigentlich noch nichts konkretes vor, aber Schach am Samstag 2 Stunden von Osnabrück entfernt käme doch recht ungelegen. Nun ging es schon ans Eingemachte. Der nächste Kandidat hieß Roland Pfretzschner, führt seit einiger Zeit eine Wochenend-Ehe und schien mir daher ziemlich ungeeignet. Aber Roland zeigte sich interessiert, musste aber noch mit seiner Familie sprechen. Eine weitere Absage vermutend, klopfte ich auch noch bei Andreas Götz an und bekam, oh Wunder, eine sofortige Zusage! Und als auch Roland letztendlich zusagte und Klaus trotzdem spielte, hatte ich eine Mannschaft beisammen. Von den ursprünglichen Stockerl-Träumen hatten wir uns aber lange schon verabschiedet.

Derart motiviert bezogen wir am Freitag Abend das Solinger Turm-Hotel, guckten Samstag Vormittag den Super-Paraguay-Sieg und liefen hochzufrieden zum Austragungsort auf dem Gelände der Firma Evertz. Dieser entpuppte sich als stillgelegte Werkshalle, die zu einem Multifunktions-Gebäude umgearbeitet war, für die Erfordernisse einer Blitz-Meisterschaft aber bestens geeignet. Die nächste positive Überraschung: Bei der Mannschaftsmeldung erhielt ich Ergebnisformulare für alle Begegnungen einschließlich einer Ergebnisliste für den persönlichen Gebrauch. So konnten von vornherein der nächste Gegner und die Tischreihe genau bestimmt werden, was wesentlich zur Vermeidung der sonst schachspielertypischen Orientierungslosigkeit beitrug.
Dann begann die Meisterschaft. Unser erster Gegner war der SK Turm Illingen, mir derart unbekannt (Sorry!), dass mich mein Kontrahent erstmal über Lage und Spielstärke aufklären musste. Die Saarländer belegten am Ende Platz 26, von den 7 Mannschaftspunkten kamen 2 aus dem Vogtland. Nur Klaus blitzte am Anfang wie gewohnt, der Rest stellte alles ein. Doch mit jeder Runde lief es besser. Nach der 1:3 Niederlage in Runde 7 gegen Porz, hier besiegte Kura "Iwan den Schrecklichen", hatten wir Normalform erreicht und begannen zu punkten. In Runde 12 gelang der erste, wenn auch äußerst glückliche Sieg gegen einen Bundesligisten. Der Hamburger SK überließ uns gnädig die Punkte. Gleich darauf das von Leipziger Seite etwas hochstilisierte Sachsenduell. Wieder hatten wir mächtig Glück und gewannen. Danach war Mittagspause.

Der erste Gegner in der 2. Halbzeit war Wattenscheid. Hier ging letztmalig der Däne Peter Heine Nielsen ans Brett (wechselt zu Turm Emsdetten) und verhalf seinem langjährigen Verein entscheidend zur Bronzemedaille, indem er mit 23/25 das beste Ergebnis aller Teilnehmer erzielte. Gleichzeitig fiel eine wichtige Vorentscheidung über die Titelvergabe. Im Kampf Porz-Solingen überschritt Loek van Wely beim Stand von 1,5:1,5 die Zeit gegen Joel Lautier, der ebenfalls letztmalig seinem Verein zur Verfügung stand und nächste Saison beim Meister Lübeck die Mannschaft verstärkt. Der Meister spielte bei der Blitzmeisterschaft übrigens keine Rolle, da aus dem Bundesligakader lediglich Vielspieler Jepischin mit von der Partie war. So hatten wir z.B. in Runde 19 wenig Probleme gegen die Ostseestädter, da Klaus auch noch gegen Wladimir gewann. Zurück zu unserem Team. Nach der 1:3-Wattenscheid-Klatsche liefen wir zur Höchstform auf und besiegten nacheinander die Mannschaften von Rotation Berlin, SF Neukölln, SK Norderstedt, SV Empor Berlin, Lübecker SV, VfL BW Neukloster, SV Oberursel, Königsspringer Hamburg und SC Forchheim, nur unterbrochen durch ein 2:2 gegen den Godesberger SK. Gegen Forchheim hatten wir wieder Glück, weil ich einen glatten Figureneinsteller gegen Johannes Zwanzger noch umbiegen konnte und Berthold Bartsch gegen Andreas den Weg zum Selbstmatt fand. In der letzten Runde durften wir wie vor 2 Jahren gegen den neuen Meister SG 1868/Aljechin Solingen antreten. Den halben Ehrenzähler holte Klaus gegen Joel Lautier, während Kura gegen Jeroen Piket ebenso chancenlos war wie ich gegen Predrag Nikolic und Andreas gegen Bernd Schneider. Der Meistermannschaft gehörte weiterhin Markus Schäfer an. Am Ende stand für uns Platz 8, was beweist, dass Klaus doch ein wenig besser blitzen kann als Andrea. In Anbetracht der vorangegangenen Querelen bin ich mit der Platzierung sehr zufrieden. Im Einzelnen haderte Klaus etwas mit seinem Ergebnis ("habe schon bedeutend bessere Meisterschaften gespielt"), aber mit 18/25 erzielte er das beste Plauener Einzelergebnis. Kura und ich lagen am Ende mit 15,5 bzw. 15/25 etwa gleichauf und waren deutlich besser als zwei Jahre zuvor. Auch Roland mit 6/12 spielte besser als zu erwarten war. Mit Andreas' Leistung war ich sehr zufrieden, er selbst hätte gerne mehr als 5,5/13 geholt. Für die beiden war es natürlich schwer, zumal ich hinterher öfters erklären musste, gegen wen sie grade verloren (oder gewonnen!) hatten.

Der Meisterschaftsverlauf zeigte, dass wir selbst mit meiner Wunschbesetzungen keine Chance auf den Titel gehabt hätten, den Kampf um Platz 3 hätten wir aber schon aufnehmen können.

Zum Abschluss meine Glückwünsche an die Solinger Mannschaft zum erneuten Titelgewinn sowie Dank an Herbert Scheidt und seine Freunde für die exzellente Organisation dieser 39. Deutschen Blitz-Mannschafts-Meisterschaft.

 

Gunter Sandner

Endstand

 

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