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1. BUNDESLIGA – Saison 2003/2004
 

Die besseren Amateure kommen aus Plauen
SK König schlägt Stuttgart in spannendem Wettkampf mit 6:2

Wow, was für ein Nachmittag! Endlich mal wieder eine Live-Übertragung in der Bundesliga und Plauen ist dabei! Durch das beispielhafte Engagement von Thilo Gubler im Namen des SC Baden-Oos ist unter der Mithilfe der Grenke Leasing AG wieder einmal tolle Werbung für den Schachsport gemacht worden. Im badischen Kurort waren neben dem Gastgeber die Mannschaften vom Tegernsee, aus Stuttgart und Plauen zugegen und sollten sich schon am heutigen Samstag einen sehenswerten Kampf liefern.

Um 14:00 Uhr ging es los, auf Ooser Seite sah man mit Anand und Shirov absolute Weltklasse spielen. Plauen diesmal immerhin mit drei GMs und "hinten dran" mit der bewährten vogtländischen Amateurgemeinschaft. Gegen 16:00 Uhr dann der erste Check im Internet: Ach, Anand-Khenkin schon remis?! Nun gut, Plauen-Stuttgart noch 0:0. Dabei waren Tomasz Markowski und Eckhardt Schmittdiel schon im totremisen Turmendspiel angekommen. Na wenn das mal kein vergeigtes Potential ist! Oh, und Uli Dirr schon nach 10 Zügen mit Qualität im Nachteil - das kann ja niemals gut gehen!

Nach ein bisschen Kaffee und Kuchen gab es dann ab 17:00 Uhr den komprimierten Alfred Hitchcock. Michael Kuraszkiewicz stand mit Schwarz nicht sonderlich aktiv, aber eben trotzdem solide und kam zum verdienten Remis. An Brett 1 sah man dann auch ein, dass das bauerngleiche Turmendspiel nur zur Punkteteilung reicht. Bei Lutz Espig war gleiches zu beobachten: 1,5:1,5.

Doch nun begann der Wettkampf erst richtig. Gunter Sandner hatte im Pirc vorbildlich einen Bauern geopfert und machte am Damenflügel mit der Unterstützung des Läufers auf g7 ordentlich Dampf. FM Severin Papa klammerte sich zu lange an den Mehrbauern und sollte bereits arg in Zeitnot den folgenden Figurenverlust nicht mehr verhindern können. Stark gespielt vom Teamchef, der für seinen heutigen Bundesligasieg mit Schwarz nur 21 Züge brauchte!

Ulrich Dirrs Kamikazeschach wurde nicht belohnt

Bei Uli Dirr, Stephan Haskamp und Roland Pfretzschner brannte aber inzwischen die Luft. Uli bekam durch die Minusqualität mörderische Kompensation und zog ein elegantes Figurenspiel auf. Die gegnerischen Legionen wollten vor Angst nicht mehr von der Grundreihe weg. Doch Material bleibt Material und Uli musste viel Zeit investieren, um den Angriff am rollen zu halten. Dann die entscheidende Phase: Stephan opferte im 19. Zug einen Springer und Uli wollte alles. Nach 20...d5?? wäre 21.Txf6+!! der endgültige Knockout für den gegnerischen König gewesen (+12.00), doch unser Chessgatemitarbeiter fand nur die zweit- oder drittbeste Fortsetzung. "Nur" mit Mehrfigur ging es ins Endspiel, wo noch weit über den 40. Zug hinaus geblitzt wurde. In der Hektik kam der einzige schwarze Freibauer bis nach e2, wo er gerade noch rechtzeitig auf Kosten der Mehrfigur geschlagen wurde. Remis - wie ärgerlich!

Stephan hatte eine gute Druckstellung aufgebaut, die wohl ebenfalls den geopferten Springer kompensierte. Auch er hätte wahrscheinlich mehrmals eher das Match entscheiden können, nahm aber unnötigerweise den Umweg über das Endspiel mit zwei verbundenen Freibauern. Die Zeitkontrolle schaffte er locker mit komfortablen 11 Sekunden auf der Uhr ...

Rolands Stellung an Brett 8 war ebenfalls recht mulmig. Zeitweise mit zwei Bauern im Nachteil hatte er dennoch ständig Gegenchancen. Dann in der Zeitnotphase gelang ihm ein Figurengewinn auf Kosten gegnerischen Figurenspiels. Den vorgerückten Freibauern konnte er nur durch ein Qualitätskonteropfer aufhalten. Sein eigener auf e3 blieb aber übrig. Mit zwei Figuren gegen Turm ging es nach der Zeitkontrolle im Endspiel weiter. Warum Roland nicht mit 42.Tb2! alles klar machte, wird wohl vorerst sein Geheimnis bleiben. So musste er sich mit der Mehrfigur im Endspiel noch arg quälen.

Fast unbemerkt wurde während der Zeitnotgefechte die Partie an Brett 2 entschieden. Stefan Kindermann hatte da die Stellung für das Läuferpaar öffnen können. Eine weise Entscheidung, wie sich bald herausstellte, denn IM Berezovsky schaffte zwar den 40. Zug mit reichlichen 7 Sekunden auf der Uhr, gab aber gleichzeitig auf, da Stefans c-Bauer ruckzuck zur Dame aufgestiegen wäre.

 

Stuttgarter SF
SK König Plauen
2
:
6
GM Schmittdiel, E.
2489
GM Markowski, T.
2610
½
:
½
IM Berezovsky, Igor
2444
GM Kindermann, St.
2538
0
:
1
IM Steingrimsson, H.
2396
GM Espig, Lutz
2418
½
:
½
FM Papa, Severin
2372
FM Sandner, Gunter
2311
0
:
1
FM Reuss, Andreas
2359
FM Haskamp, Stephan
2308
0
:
1
GM Lorscheid, G.
2334
FM Kuraszkiewicz, M.
2304
½
:
½
FM Heinatz, Thomas
2332
FM Dirr, Ulrich
2299
½
:
½
FM Vuckovic, A.
2321
FM Pfretzschner, R.
2222
0
:
1

 

Alles in allem ein wohltuender 6:2-Sieg, der in der Höhe absolut verdient ist. Verlor man im letzten Jahr noch folgenschwer mit 3½:4½, könnte das dieses Jahr der erste wichtige Schritt in Richtung Klassenerhalt gewesen sein - und das trotz der bestehenden Elodefizite. Das "Schaulaufen" morgen gegen die Meisterkandidaten von Baden-Oos wird sicher bloß für die eine oder andere persönliche Statistik wichtig sein. Dieser kam im parallelen Vergleich nur zu einem mühsamen 4½:3½ über Tegernsee, weil sich die Wertzahlunterschiede nicht auszahlten. Ausgerechnet an Brett 8 wurde die Partie mit dem letzten Bauern zugunsten der Ooser entschieden.

 

Christian Hörr
Copyright © 2001- 2024 by Christian Hörr
letzte Änderung: 05.12.2022