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DEUTSCHE VEREINSMEISTERSCHAFTEN U20m 2005
 

SK König Plauen enttäuscht bei der DVM U20
Schlechteste Platzierung aller vier Teilnahmen

Zwischen Weihnachten und Neujahr ging es für unseren U20-Sechser wieder einmal zur Deutschen Vereinsmeisterschaft, diesmal nach Berlin. Vor zwei Jahren landeten wir zusammen mit Etienne Engelhardt, Stephan Buschmann und Christian Hörr auf Platz 5 – wohl der größte Plauener Erfolg im (männlichen) Nachwuchsschach.

Unser Team war im Vergleich zur Sachsenligavorjahrssaison an einer Position verändert: Der schwach spielende Tomas Zeleny konnte aufgrund der Ausländerregelung nicht mit in die Bundeshauptstadt fahren. Damit war klar, dass Tobias am letzten Brett alle sieben Kämpfe mitspielen konnte. Vor ihm besetzten Johannes, Daniel, Sergej, Lion und ich die Bretter. Für mich und Lion war es die vierte Teilnahme an solchen Vergleichen auf Bundesebene. In niedrigeren Alterklassen kamen wir auf Platz 6 bzw. 8 ins Ziel. Sergej und Johannes waren neu ins Team gerückt, während Daniel und Tobias auch schon drei Mal entfernteren Vereinen gegenüber saßen.

Die Anreise im Kleinbus lief optimal, der erste Abend auch, mit Einschränkungen. Die Jugendherbergsrezeption gab auf die Frage nach einer gemütlichen Gastlichkeit spontan das "Lützow-Stübchen" an. Wer darin aber ein national-werteorientiertes Etablissement vermutete, hatte auf die falsche Karte gesetzt. Eine Bar, ein großer und noch zwei kleine Tische, die Ausstattung schon (oder noch) auf Karneval ausgelegt, ebenso wie die musikalische Untermalung. Dem neuen Gast muss die Frage quälen, wie sich dieser Laden über Wasser hält. Tja, im Vorraum war den Kunden nicht viel zu entlocken. Anders lief's da wohl im hinteren Bereich ab, bei Bedarf auch in anatomischer Hinsicht. Wen wundert's da, dass es die Quittung erst ab 25 Euro gibt und Wechselgeld erst bei der Pu- *äh* Biermutter besorgt werden muss?

Gesitteter ging es da im Spiellokal zu. In einer militärisch befestigten Grundschule wäre so eine Unzucht wohl auch schwer vorstellbar. Positiv hatten sich gegenüber dem Turnier vor zwei Jahren unsere Wertzahlen verändert. Der Schnitt war leicht höher, dazu hatte man Ersatz für die zwei Spieler mit der geringsten Punktausbeute gefunden. Unserer Startnummer kam das allerdings nicht zugute. Platz 11, nicht mehr 8. Der erste Gegner war aber damals wie heute gleich ein Brocken. Die Nummer drei, Glück auf Rüdersdorf, war uns offensichtlich an allen Brettern überlegen.

Entsprechend mies ging der Kampf los. Meine Angriffsbemühungen mit Weiß versandeten schon nach 4.h4 und 5.g4. Irgendwie bekam der Raum meinen Pferden nicht sonderlich gut. Auf den untersten beiden Reihen mussten sie sich damit begnügen, Einbruchsfelder zu decken. Gegen FM Brener war so nicht viel zu holen. Besonders deprimierend war mein enorme Zeitinvestition, während mein Gegner fast alle Züge innerhalb weniger Minuten fand. Als nächstes war Sergej fertig. Im gleichfarbigen Läuferendspiel mit gleichen Bauern war nur ein halber Zähler drin. Am Vorabend hatten wir dort aber noch einen ganzen Punkt eingeplant. Die komplette Enttäuschung der Mittelachse machte dann Daniel perfekt, der ein gleiches Turmendspiel mittels Doppelpatzer einstellte. 0,5:2,5, das geht nicht gut aus. Johannes durfte daher gegen seinen starken Gegenspieler schon mal remis bieten, was dieser aber aus gutem Grunde ablehnte. Lion konnte nämlich nach grausiger Eröffnungsbehandlung zum Vergeltungsschwert greifen, den luftigen gegnerischen König attackieren und gewinnen. Ebenso eine schnelle Wendung war am letzten Brett zu sehen, wo Tobias zu Matchwinner wurde. Seine Dame konnte ungehindert auf h2 Schach geben. Der folgenden Königsjagd fiel dessen Gattin zum Opfer, sodass der Minusbauer nicht mehr groß schmerzte. Jetzt hatte Johannes alles in der Hand, ließ aber die Zeit abticken. Doch glücklicherweise war Regelkunde vorhanden. Die Remisreklamation (ohne vorheriges Angebot!) wurde zwar trotz der fachgerechten Begründung ("Also ich seh hier nichts mehr") nicht sofort akzeptiert. Wenige Züge später einigte man sich dann aber friedlich. 3:3 gegen einen Mitfavoriten, dass ist doch was, dachte sich wohl auch der Computer.

 

SV GA Rüdersdorf
SK König Plauen
3
:
3
FM Brener, Ilja
2334
Hörr, Matthias
2124
1
:
0
Frübing, Stefan
2233
Pfeufer, Lion
2014
0
:
1
Becker, Nils
2122
Lozovoy, Sergej
1976
½
:
½
Rutschke, Bernhard
2087
Butzke, Daniel
1999
1
:
0
Werner, Daniel
2167
Titz, Johannes
1965
½
:
½
Wapenhans, Alex.
1913
Franz, Tobias
1703
0
:
1

 

Zur Nachmittagsrunde stand dann die Nr. 1, Baden-Baden, auf dem Teppich. Die konnten wie Rüdersdorf zum Auftakt nicht voll punkten, hatten nun aber ihren zweiten Versuch. Ich bekam zu der läppischen Zahl von 2334 aus der Runde noch einmal einen Aufschlag von 80 Punkten aufgelegt. Auch der Titel hatte sich gesteigert: kein FM, sondern IM. Dafür ließ es sich mit Schwarz ganz gut an. Zu Beginn eine bekannte Variante, dann sogar noch ein Tempogewinn, und dann, und dann … dann war nicht mehr viel. In Überschätzung meiner Möglichkeiten wollte ich im Zentrum voran, zog dafür aber wahrscheinlich zu viel Infanterie aus der Festungsgarnison ab. Meinem geplanten Manöver kam das feindliche Belagerungsgerät zuvor, dass mir doch glatt einen Turm zerschoss. Vorher hatte Daniel schon remisiert. Für mich zwar bei vollem Brett unverständlich, aber nach dem verkorksten Auftakt will man ja niemandem einen verkorksten Kampf aufdrängen. Lion konnte mit dem gleichem Ergebnis abschließen. Einen Bauern musste er bei einem Tauschgeschäft reinstecken, den er aber nach langem Kampf zurück erobern konnte. An den verbleibenden Brettern sah es nicht nach einem Ausgleich für die Null am Spitzenbrett aus. Tobias konnte seine aktive Stellung nicht ausbauen, reihte einen Läufer ästhetisch in eine Bauernkette ein und holte Remis. Sergej unterschätze nach schwachem Aufschlag wohl die Fähigkeiten eines Turms, dem eine einzelne Leichtfigur gegenüber steht. Sein Gegner kam damit aber hervorragend zurecht. Die Niederlage war besiegelt, da konnte Johannes auch ins Remis einwilligen. Tja, das Turnier ging mit etwas Lospech über den ersten Tag, aber ein Mal am Ende des Feldes, konnte man sich ja als Rollkommando betätigen.

 

SK König Plauen
OSC Baden-Baden
2
:
4
Hörr, Matthias
2124
IM Mutschnik, Illya
2414
0
:
1
Pfeufer, Lion
2014
Strohhäker, Raoul
2285
½
:
½
Lozovoy, Sergej
1976
Beck, Frederik
2214
0
:
1
Butzke, Daniel
1999
Schaaf, Robert
2113
½
:
½
Titz, Johannes
1965
Hauser, Carlos
2131
½
:
½
Franz, Tobias
1703
Stiefel, Michael
2057
½
:
½

 

Großenseebach war dann nun wirklich schlagbar. Die Veranstalter hatten übrigens auf jedes Mannschaftsschild einen Kartenausschnitt der Herkunftsregion gedruckt. Bei Großseenbach war zwar ein Fadenkreuz auf einer Bundesstraße zu sehen, die Ortsgröße wurde vom Kartenhersteller aber nicht mit einem Schriftzug gewürdigt. Zum Spielverlauf gibt es nicht viel zu berichten. Lion konnte aus ansehnlicher Ausgangsposition ein durchschlagendes Opfer anbringen, ein drohendes Grundreihenmatt dabei mit Lf1 parieren. Bei Sergej und Daniel wollte der Knoten nicht platzen. Die beiden Remis waren aufgrund der geschlosssenen Mannschaftsleistung nicht weiter tragisch. Johannes konnte eröffnungstheoretisch überzeugen und gewann im Anschluss relativ mühelos. Auch Tobias am letzten Brett konnte seine Mehrbauern trotz ungleicher Läufer zum Gewinn führen. Und auch ich kam zum ersten vollen Punkt. Die beiden Türme harmonierten anfangs zwar nicht so gut gegen die Dame, auf Dauer waren sie aber einfach stärker. 5:1, dass ließ sich nach den Favoriten doch ganz gut an.

 

SK König Plauen
FSV Großenseebach
5
:
1
Hörr, Matthias
2124
Borel, Markus
1965
1
:
0
Pfeufer, Lion
2014
Müller, Mathias
1827
1
:
0
Lozovoy, Sergej
1976
Kohlmann, Adrian
1938
½
:
½
Butzke, Daniel
1999
Kirch, Florian
1821
½
:
½
Titz, Johannes
1965
Quaschner, Tobias
1705
1
:
0
Franz, Tobias
1703
Nemeth-Csoka, M.
1455
1
:
0

 

Bochum war zwar für die Mannschaft insgesamt kein verheerendes Los, ich bekam aber damit in den ersten vier Runden den dritten der vier stärksten Spieler. Irgendwie scheint das Schweizer System bei Mannschaftsturnieren schlechte Punktausbeute am ersten Brett nicht mit schwächeren Gegnern zu belohnen. Gegen Ilja Zaragatski ließ ich mich von einer Bauernoffensive am Königsflügel etwas einschüchtern, begann daraufhin meinerseits auf der anderen Seite des Brettes aktiv zu werden und schwächte dort meine Stellung erheblich. Ironischerweise wurde auf meinem scheinbar schwachen Flügel kein Zug mehr getätigt, während ich auf der vormals sicheren Seite ausgekontert wurde. Sergej konnte genauso viel holen. Im Mittelspiel hatte sein Gegner das Zentrum mit zwei Bauern stark besetzt, während seine eigenen Leute an der Peripherie herumlungerten. Das ganze musste erneut mit einer Qualität und der Partie bezahlt werden. Daniel stellte sich besonders blöd an, zog Tc4 und nach Dxc4 war die Turmlinie frei um auf der Grundreihe matt gesetzt zu werden. Das machte drei Niederlagen und wieder war kein Sieg in Sicht. Nach den halben Punkten von Lion und Tobias konnte auch Johannes seine Stellung nicht mehr halten. Gegen die eigentlich schlagbaren Bochumer verloren wir somit 5:1.

 

SG Bochum 31
SK König Plauen
5
:
1
Zaragatski, Ilja
2376
Hörr, Matthias
2124
1
:
0
Zhang, Fan
2071
Pfeufer, Lion
2014
½
:
½
Pilat, Daniel
2144
Lozovoy, Sergej
1976
1
:
0
Mazarov, Jürgen
1999
Butzke, Daniel
1999
1
:
0
Fuhrmann, Marc
1993
Titz, Johannes
1965
1
:
0
Neftik, Ilja
1587
Franz, Tobias
1703
½
:
½

 

Mir war klar, dass jetzt aus dem Turnier nicht mehr viel rauszuholen war. Nach zwei Tagen hatten wir schon so viel Verlustpunkte wie vor zwei Jahren nach vier Tagen. Außerdem kamen wir aus der unteren Tabellenhälfte nicht so recht raus. Der Blick auf die Einzelergebnisse zeigt zum ersten eine vollkommen indiskutable Leistung der Mittelachse und ein glanzloses Spitzenbrett. Meine drei Niederlagen kamen zwar nicht unerwartet, aber wenigstens ein Remis hätte es schon sein dürfen. Sehr stark behaupteten sich Lion und Tobias. Beide mit 3 aus 4, das konnte sich sehen lassen. Wie hätte das ausgesehen, wenn Zeleny mitgespielt hätte? 3 aus 4? Wohl kaum; und Tobias wäre erstmal aus dem Stammsechser raus gewesen. Ohne Kommentar bleiben Brett 3 und 4. Zusammen mit mir kamen sie auf genauso viel Punkte wie Lion oder Tobias allein erzielten. Im Rahmen blieb die Leistung von Johannes mit 50%. Es blieben ja noch drei Runden, um die Bilanz aufzubessern.

Dass die Statistik nichts über die Zukunft aussagt, zeigte dann die nächste Runde. Unsere bisherigen Topspieler patzten beide. Lion fügte in so schon zweifelhafter Stellung vier Turmzüge ein, um sich danach in der gleichen Position wieder zu finden. Vier Tempoverluste sind dann aber doch schon ein wenig viel. Tobias machte irgendwelche Anfängerfehler im Zentrum und ging über drei Züge kläglich ein. Nun war der Rest der Mannschaft gefordert. Ich hatte mir anfangs eine gute Stellung erspielt, versackte im Anschluss aber vor den gegnerischen Toren. Wie angenehm, dass mir mein Gegner zu Hilfe kam. Seit langem konnte ich wieder einmal per Abzug die Partie entscheiden. Auch Sergej konnte punkten. Seine abwechslungsreiche Eröffnungswahl führte diesmal zum Erfolg. Die beiden verbliebenen Bretter lieferten je einen halben Punkt. Daniel zeigte sich dabei recht unmotiviert. Klar, die Stellung war wohl schwer zu spielen, aber Bauer ist Bauer, auch wenn er anfangs mühevoll verteidigt werden musste. Johannes tauschte dann in Zeitnot die interessanten Figuren ab und machte unser zweites Unentschieden perfekt.

 

Heeper SK von 73
SK König Plauen
3
:
3
Hilverda, Alexander
2156
Hörr, Matthias
2124
0
:
1
Dahmen, Christoph
2088
Pfeufer, Lion
2014
1
:
0
Beckmann, Emanuel
1965
Lozovoy, Sergej
1976
0
:
1
Ebert, Manuel
1999
Butzke, Daniel
1999
½
:
½
Fox, Daniel
2009
Titz, Johannes
1965
½
:
½
Speitel, Sebastian
1677
Franz, Tobias
1703
1
:
0

 

Die 6. Runde brachte dann mit dem HSK zwar einen großen Namen, aber nicht unbedingt den starken Gegner, den man dabei erwartet. Im Vergleich zu den früheren Aufstellungen waren die Hansestädte diesmal schlagbar. Natürlich muss da der Start um einiges besser laufen. Daniel hatte mit Weiß (!) in der Philidor-Verteidigung (!!) nach 45 Minuten (!!!) verloren. Wie haben wir das auch geschafft, dass gerade er gegen eins der wenigen Mädels spielen musste? Ich lag eröffnungstechnisch zwar auch absolut daneben, konnte die Partie aber wenigstens noch in einen Abwehrkampf umwandeln, der aber freilich wenig aussichtsreich war. Der dritte im Bunde war wieder Sergej, die drei Patzer hatten einmal mehr zugeschlagen. Diesmal wurde als Schwarzer Skandinavisch gespielt, später folgte sein König dem weit vorgeschossenen g-Bauern und ließ sich dann vor den verbleibenden Rochadebauern matt setzen. Wieder drei Niederlagen. Lion konnte sein Loch überbrücken und zeigte im Italiener, dass das Figurenopfer doch korrekt ist. Mit Tobias' Sieg keimte dann noch einmal Hoffnung auf. Als Weißer zwei Bauern auf h7 und f7, dazu drohte noch fxg6 - ein wahres Schach-. Schlacht- und Schachtfest. Böse Zungen behaupteten später, dass Johannes vorher im Mannschaftssinne ein Remis ablehnte. Er selbst wusste davon allerdings nichts. Nichtsdestotrotz wurde versucht, den fehlenden dritten Punkt zu erzielen. Sein Gegenüber stellte sich zwar auch noch recht doof an, aber nachdem der Freibauer kassierte wurde, ging es rasend schnell bergab. 4:2, ein ausgeglichenes Turnierergebnis war nicht mehr drin.

 

SK König Plauen
Hamburger SK 1830
2
:
4
Hörr, Matthias
2124
Stellwagen, Robin
2167
0
:
1
Pfeufer, Lion
2014
Möller, Hendrik
2160
1
:
0
Lozovoy, Sergej
1976
Schnock, Stefan
2030
0
:
1
Butzke, Daniel
1999
Stejskal, Janina
2045
0
:
1
Titz, Johannes
1965
Salenko, Vadim
2005
0
:
1
Franz, Tobias
1703
Müller, Philipp
1994
1
:
0

 

Ein Hoffnungsschimmer am Abend: Peter und seine alten Bekannten finanzierten unseren Suff. Im Sony-Center wurde Bier in eigentlich sächsischen Mengen ausgeschenkt. Dazu noch Dickes und die Welt sieht gleich wieder runder aus. Bemerkenswerter Hinweis einer Nichtschachspielerin: "Wenn ich zwischen Weihnachten und Silvester zum Turnier fahren müsste, wäre es mir egal wie ich spiele. Ich würde mir einfach ein paar schöne Tage machen." Teile der Mannschaft hatten sich anscheinend informell auf diese Logik abgesprochen. Der fließende Alkohol machte in einigen Ohren auch die lauten Worte unseres Fahrers wieder vergessen.

Letzte Runde und es geht gegen den letzten der Setzliste, Puschendorf. Dieselbe Paarung war auch vor zwei Jahren zum Abschluss angesetzt. Damals konnten wir durch unseren Sieg die Tabellensituation nochmals verbessern. Dieses Mal wäre wohl Schadensbegrenzung angesagt gewesen, doch nicht einmal dazu reichte es. Wie in der Vergangenheit sollten hinten gegen die schwachen Spieler drei Punkte kommen und vorne der Rest. Der Rest kam, die drei Punkte nicht. Ich konnte zwar meinem Gegner mit 100 Elopunkten mehr ein Remis abtragen, wollte aufgrund der bekannten Eröffnung aber mehr rausholen. Der schwarze Angriff war aber schon recht stark, und im Anschluss, als an ein gewonnenes Endspiel nicht mehr so richtig zu denken war, fand mein Gegner eine Schachschaukel. Sergej holte seine übliche Null, diesmal zwar mit Qualität mehr, aber da waren die schwarzen Freibauern schon kurz vorm Puffeingang. Fürchterlich auch die Leistungen am Brett 4 und 6. Daniel konnte gegen eine Wertzahl 1500 keinen Vorteil erzielen, wollte mit schlechterer Bauernstellung dann auch nicht weiter kämpfen - wieder nur remis. Tobias setzte dem einen drauf, und kam gegen eine 1100 nicht aufs Brett. Nach und nach ging ein Bauer weg. Einzig Johannes konnte seinen Ansprüchen gerecht werden und sicher gewinnen. In der entstandenen Situation meinte ich zu Lion, dass er doch vielleicht auf Gewinn spielen müsste (und der war wohl einen Zug lang tatsächlich auf dem Brett). Als Antwort bekam ich: "Weil ihr euer Zeug verpatzt, hole ich nicht die Brechstange raus!" Hm, der Partieverlauf zeigte dann, dass man auch ohne Brechstange kläglich eingehen kann. Dass Tobias' Gegner dann nicht mehr in der Lage war, das simpelste Turmendspiel zu gewinnen, änderte wenig, er zeigte halt seine wahre Spielstärke. Mit diesem Remis hatten wir gegen Startnummer 16 2,5 Punkte geholt.

 

SV Puschendorf
SK König Plauen
:
Koch, Moritz
2228
Hörr, Matthias
2124
½
:
½
Lauer, Moritz
2233
Pfeufer, Lion
2014
1
:
0
Lowitz, Torsten
2117
Lozovoy, Sergej
1976
1
:
0
Kittler, Alexander
1496
Butzke, Daniel
1999
½
:
½
Lingl, Xenia
1484
Titz, Johannes
1965
0
:
1
Buck, Andreas
1166
Franz, Tobias
1703
½
:
½

 

 

Zur Auswertung – und die muss mit der Einschätzung der Gegner beginnen. Keinesfalls waren die Topteams so stark wie vor zwei Jahren. Nicht umsonst patzten die Startnummern 1 und 3 gleich zur Auftaktrunde. Ganz deutlich war aber, dass das Niveau an den hinteren Brettern deutlich zunahm. Damals saßen dort oftmals Spieler mit Wertzahl unter 1500. Die Plauener Hinterachse hatte damit auch kein großes Federlesen gemacht, mit Ausnahme von Stephan Buschmann. Bis auf die beiden bayrischen Mannschaften hatten unsere Gegner diesmal selten die 1600 gerissen. Oft waren wir hinten hinaus sogar an einigen Brettern schwächer besetzt. Für die desaströse Leistung ist das aber keine Ausrede. Keinen einzigen Sieg holte Daniel. Vor zwei Jahren hat er am gleichen Brett noch mehr als doppelt so viele Punkte geholt. Freilich nicht mit ansehnlichem Schach, aber wenigstens Punkte. Mit der Ästhetik ist auch dieses Mal nichts geworden, doch die Punkte blieben aus. Zudem wurden einige Stellungen nicht bis zum Ende ausgespielt. Niemand (zumindest in dieser Mannschaft) verlangt, dass so lange gespielt wird, bis man aufgrund des fehlenden Planes verloren hat. Aber wenn späte Mittelspiele und Endspiele nie aufs Brett kommen, kann man gegen Spieler, die das Remis eben gezeigt bekommen wollen, ganz schön alt aussehen. Zurückhaltung, Betrügereien und Glück mögen beim Skat mittelfristig zum Erfolg führen, doch im Schachsport braucht man einfach die "balls", und die hat er sich wohl für Silvester aufgehoben. An dieser Stelle sei aber noch an die Spende der Familie Butzke für das Team erinnert. Vielleicht können wir in Zukunft ja Gepflogenheiten wie bei den schwächeren Rennställen in der Formel 1 einführen. Nicht minder scheußlich spielte Sergej auf. Nach der Vorjahresleistung in der zweiten Männermannschaft hätte hier mehr kommen müssen. Wahrscheinlich liegt der wunde Punkt in der Eröffnungsbehandlung, aber allein kann es daran nicht gelegen haben. Bei mir hat sich das Zwischenfazit bestätigt. Zwar konnte ich mit meinen 2,5 Punkten meine Wertzahl bestätigen, aber im Mannschaftssinne hätte ich mir mehr erwartet. In meinem letzten Jugendturnier konnte ich leider nichts mehr reißen und blieb glanzlos. Auch Tobias absolvierte sein letztes Jugendspiel in Berlin. Seine große Leistung hat er gleich in der ersten Runde gezeigt. Die eine Niederlage in der 5. Runde war unnötig, ebenso wie das Remis in der letzten. Aber 4,5 Punkte sind ganz ordentlich, auch am letzten Brett. Lion hat mit seinen 4 Punkten wohl die stärkste Leistung gezeigt. Die Remisen waren diesmal, ganz zu meiner Freude, nicht tödlich für die Mannschaftskameraden. Dazu kommen drei Siege gegen eine ansehnliche Gegnerschaft. Hätte Eddy das letzte Mal ein ähnliches Ergebnis eingefahren, wären wir wahrscheinlich noch auf dem Podest gelandet. Bleibt zum Schluss noch Johannes. In der Vorjahressaison 6 aus 6 und eine DWZ von 1967. Da hätte man vielleicht doch etwas mehr verlangen können, aber die Gegner in den verlorenen Partien waren auch nicht von schlechten Eltern. In 5 von 7 Spielen war er zudem auch noch der letzte Kämpfende. Sein Ergebnis geht soweit in Ordnung.

Da es für absehbare Zukunft die letzte Deutsche Vereinsmeisterschaft für Plauen gewesen war, ein vierteiliges Fazit:

  1. Die Christof-Beyer-Variante ist doch spielbar.
  2. Ein Kleinbus kann ohne Mittelachse nicht fahren.
  3. Das Spiel ist aus - game over.
  4. Gegen manche Bayern reicht's immer noch, aber auch wirklich nur gegen die.
Matthias Hörr

 

Von links: Tobias Franz, Johannes Titz, Daniel Butzke, Sergej Lozovoy, Lion Pfeufer, Matthias Hörr.


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DVM-U20-Seite der Deutschen Schachjugend

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letzte Änderung: 05.12.2022