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1. LANDESKLASSE SACHSEN St. B – Saison 2004/2005
 

Politisches, Soziales und (Un)sportliches
III. Mannschaft entführt zwei verdiente Punkte aus Wilkau-Haßlau

König Plauen hat in den höherklassigen Ligen nicht viel zu lachen dieser Tage. Um so wohltuender sind dann solche Ergebnisse wie sie die III. Mannschaft im Landesklassen-Duell gegen die alten Bekannten aus Wilkau-Haßlau einfuhr.

Das Oktett um den stets hoch motivierten Jochen Bandt war bis auf Daniel Butzke komplett – wohl die erste Überraschung für die Gastgeber, war Christian Hörr doch bisher nur auf Sachsenligaebene eingesetzt worden und Tomas Zeleny nur mit Abstrichen aktiv. Bei Wilkau fehlte allerdings das 2. Brett Frank Spitzbarth. Dennoch gestanden die Wertzahlen den Randzwickauern zunächst eine Favoritenrolle zu. Im neuen soziallastigen Spiellokal an der Kirchberger Straße (Deutscher Frauenring, Verein gegen sexuellen Missbrauch, Arztpraxis, Schachverein) spielte man aufgrund des Großkampftages in einer nachweihnachtlichen Kuschelatmosphäre. Beim obligatorischen Gang zum Lokus wurde dann leider einmal mehr bewusst, wie gut wir es doch mit dem Spielsaal im Hotel am Theater haben.

Der Inhalt dieser Aufklärungsbroschüre macht mehr den Eindruck einer Einführung in das Neonazi-Dasein und den damit verbundenen Gefahren der Strafverfolgung. Gefunden beim benachbarten Deutschen Frauenring.

Das Match begann zunächst ruhig, obwohl Plauen von Anfang an am Umsetzen seiner Strategie arbeitete. Christian Hörr, der mit dem Zug aus Chemnitz angereist war, hatte nach einem samstagabendlichen Besuch beim Griechen die ganze Nacht am Porzellan gehorcht und wurde bis in die Mittagstunden von unangenehmen Knoblauchexhalationen geplagt. Die Französische Abtauschvariante erwies sich deswegen als beste Wahl. Nach 16 Zügen und ein bisschen Geplänkel wurde eigentlich mehr auf Verdacht die Remiswilligkeit von WFM Petra Schulz sondiert und schwupps war's geschehen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Johannes Titz bereits Dame für Turm und Springer gewonnen, als plötzlich das allseits gefürchtete Handyklingeln im Raum vernommen wurde. Im parallelen Spiel Wilkau-Haßlau gegen Seiffen wurde nicht viel Federlesen gemacht, der Punkt wurde wie selbstverständlich nach Ponomariov'schem Vorbild vom erzgebirgischen Teilnehmer einkassiert. Dabei propagiert doch selbst die Deutsche Schachjugend auf ihrer CD: "Fair geht vor, auch wenn man mal verliert, denn bist du fair, erreichst du mehr." Da offenbar selbst in den Bezirksligen Antrittsgelder und Siegprämien ausgeschüttet werden, ist diese Nachhaltigkeit des Gewinndrangs nur zu verständlich.

   

Auch diese kostenlosen Postkarten waren im Wilkauer Spiellokal zu finden. Nicht jeder hat sie auch gelesen.

"Bei den Großen" hatte Johannes bald seinen Vorteil auf klassische Weise in einen Punkt verwandelt. Umgehend konnte jedoch Bernd Löffler gegen den außer Form spielenden Stephan Buschmann für den Ausgleich sorgen. Etienne Engelhardt blieb an Brett 2 gewohnt cool. Leider verpasste er eine zugegebenermaßen ungewöhnliche Kombination, die wohl zu entscheidendem Vorteil geführt hätte, verspeiste aber trotzdem einen gegnerischen Angriffsbauern. Ralph Schürer stand der Respekt vor der Plauener Jungdynamik sichtlich ins Gesicht geschrieben, also ging er auf das Remisangebot ein. Denn am benachbarten Spitzenbrett hatte Uwe Schuffenhauer viel Zeit in die Verteidigung gegen Tomas Zelenys Morra-Gambit investieren müssen. Als sich scheinbar alles wieder beruhigt hatte, ließ Tomas nach der Schlappe tags zuvor seine Klasse aufblitzen und forcierte im Doppelturm-Läufer-Endspiel mit drei, vier kraftvollen Zügen Td1-h1-h7-h1-d1 ein Matt in der Brettmitte.

Die Miene von Jochen Bandt erhellte sich nun, als es bereits 3:2 stand und er sich auf der Siegerstraße wusste. Jochen hat die bemerkenswerte Gabe, selbst in einer gehaltlosen Stellung zu zündeln und seine Gegner mit Verwicklungen in der Zeitnotphase massiv unter Druck zu setzen. Anstatt ängstlich zu vereinfachen nutzte er die Schmidtsche Grundreihenschwäche aus und gewann zunächst eine Figur und bald darauf die Partie. Damit war bereits der erste Mannschaftspunkt gesichert, und Elmer konnte zumindest nicht mehr verlieren. Dieser nutzte seine gute Form aus und gewann im 40. Zug ebenfalls Figur und Partie. Dass Mario Tunger seine zunächst ausgeglichene Stellung noch vergeigte, ist an diesem Tag zu verschmerzen gewesen.

Lichtgestalt Elmer Pekrul: Bestechend in Form.

 

SVM Wilkau-Haßlau
SK König Plauen III
3
:
5
Schuffenhauer, Uwe
2117
Zeleny, Tomas
2241
0
:
1
Schürer, Ralph
2026
Engelhardt, Etienne
1915
½
:
½
WFM Schulz, Petra
2083
Hörr, Christian
1837
½
:
½
Schmidt, Torsten
1963
Bandt, Jochen
2005
0
:
1
Löffler, Bernd
1956
Buschmann, Stephan
1826
1
:
0
Möckel, Jens
1939
Titz, Johannes
1675
0
:
1
Clauß, Andreas
1877
Tunger, Mario
1926
1
:
0
Thalwitzer, Jens
1708
Pekrul, Elmer
1798
0
:
1

 

Bei dieser Form waren im Nachhinein betrachtet alle Abstiegssorgen für Team III unbegründet, denn nun findet man sich im sicheren Mittelfeld wieder. Bedenkt man, dass vor noch nicht all zu langer Zeit die II. Mannschaft in der Sachsenliga Probleme gegen Wilkau-Haßlau hatte, ist diese Entwicklung nach der Fast-Überraschung im Vorjahr durchaus angenehm. Mit der gleichen Motivation, Professionalität und Ernsthaftigkeit sollte man nun auch die restlichen Spiele der Saison bestreiten.

 

chö
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letzte Änderung: 05.12.2022