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SACHSENLIGA – Saison 2004/2005
 

"Beim Eintritt hier lasst alle Hoffnung fahren."
(Dante Alighieri, "Göttliche Komödie")

Kassandra-Terz
Reißwolf und Fuge in Moll

Zum Ausklang der Sachsenligasaison im vergangenen Jahr unterlag der SK König Plauen II dem BSW Lokomotive Dresden knapp mit 3½:4½, ohne dass jenes Auswärtsmatch entscheidende Auswirkung auf den Verbleib in der Liga gehabt hätte. Saturierte Tabellenmittelfeldgelassenheit, damals. Ein Jahr später, dem Saisonende wiederum sehr nahe, dem Abstieg dieses Mal aber eben auch, kreuzte sich der Weg mit den Dresdnern erneut. Die Plauener Könige präsentierten sich zwar gewohnt ersatzgeschwächt, waren aber wesentlich stärker aufgestellt als im Vorjahr, zudem ausgestattet mit dem nicht zu unterschätzenden Sex des Heimvorteils, der einem notwendigen Sieg in allerletzter Not schmeicheln sollte. Doch in erster Linie musste sich der Siegeswille als schweres Pfund erweisen und die Papierformunterlegenheit kompensieren. Eine Herausforderung für das Ersatzspielertrio: Jochen Bandt gewann frühzeitig eine Leichtfigur, Etienne Engelhardt postierte auf der g-Linie, vor den Toren der gegnerischen Rochade, ein schnaubendes Springerpärchen mit lüsternem Blick in Richtung Einschlag und Christian Hörr remisierte, bevor dessen Gegner im Zimmer gegenüber, beim Zweitligaspiel gegen USG Chemnitz, den schachlichen Überhörr erblicken konnte, dem er selbst eigentlich schon die ganze Zeit gegenüber gesessen haben wollte. (Die gemeinsame Vorjahrespunkteteilung schien also, wenn überhaupt, nur kurz im Gedächtnis geblieben zu sein - Schwamm drüber.)

 
Sieg am Geburtstag:
Mathias Paul

Gerade war im Zweitligamatch ein 18-zügiges Remis durch den Reißwolf gegangen, der schräge Sound langsam verklungen, als sich plötzlich ein eisiger Hauch Eintritt ins Sachsenligageschehen verschaffte und Sergej Lozovoys Dame in dynamischer Stellung einzügig vom Brett riss, ohne Aussicht auf ein Überlebenszeichen danach. Selbstbewusstseinsstörung für das Plauener Spiel nach diesem rustikalen Zwischenfall, zumal Marco Schaarschmidt im Eröffnungsexperiment schwelgte, einen geschlossenen Italiener mit Bauernvorstoß g2-g4 probierte - fortan strategisches Unheil erlitt, bis zum taktischen Schlusspunkt des Gegners. Den bedrohlichen Zwei-Punkte-Rückstand konnte erst Jochen Bandt verkürzen, nachdem dieser seine Mehrfigur gelassen verwertete. Als Etienne Engelhardt in vorteilhafter Stellung die Geduld verlor, nahm das Unheil erneut seinen Lauf. Zügellos opferte er eine Leichtfigur, ohne forcierte Möglichkeit einer Angriffsfortsetzung. Bei diesem brisanten Spielstand waren ihm einfach die Pferde durchgegangen. Doch noch einmal kehrte die Hoffnung zurück: Mathias Paul hebelte in einer komplizierten Stellung das Hinterland seines Gegenübers aus und setzte sich mit einem seiner Türme dauerhaft und erfolgreich auf der schwarzen Grundlinie fest. Die verplemperte halbe Stunde an den Eröffnungszügen 1…Sf6 2…g6 3…Lg7 fehlte jetzt in dieser erneut bewegungslosen gegnerischen Stellung, die keine präzise Verteidigung mehr zuließ. Aber an Brett eins gingen eben auch die Verteidigungskräfte von Lion Pfeufer zu Ende und damit die Chancen, wenigstens noch einen Mannschaftspunkt zu retten. Zwar konnte Christof Beyer seine Partie sicher gewinnen, nachdem er bereits in der Eröffnung für einen Turm zwei Figuren erhalten hatte, aber die dritte 3½:4½-Saisonniederlage war nicht mehr zu vermeiden. Die Ergebnisse an den Brettern eins, vier und sieben - ein vernichtender Dreiklang, dem ein irreparabler Paukenschlag am dritten Brett vorausgegangen war.

Die nun allerletzte Hoffnung auf den Klassenerhalt bleibt nur noch eine minimale, denn selbst bei einem Plauener Erfolg auswärts in Hainichen müsste gleichzeitig Großlehna ausgerechnet gegen den Tabellenletzten Dresden-Striesen patzen. So wird sich die Tür im "Hotel am Theater" für die zweite Mannschaft wohl erst wieder in der ersten Landesklasse öffnen. Freie Schussfahrt ins Unterschichtenschach.

SK König Plauen II
BSW Lok Dresden
:
Pfeufer, Lion
2023
Dr. Schwier, Manfred
2062
0
:
1
Paul, Mathias
2118
Walther, Hans-W.
2057
1
:
0
Lozovoy, Sergej
1933
Meier, Wolfgang
2089
0
:
1
Schaarschmidt, Marco
2020
Eskandary, Jahja
2098
0
:
1
Beyer, Christof
1934
Dr. Müllner, Axel
2032
1
:
0
Hörr, Christian
1837
Tichatschke, W.
1932
½
:
½
Engelhardt, Etienne
1944
Leisering, Eckhart
2013
0
:
1
Bandt, Jochen
1998
Koksch, Günther
2011
1
:
0

 

Christof Beyer
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letzte Änderung: 05.12.2022