RUBRIKEN
Home
Verein
2. Bundesliga
Teams II - V
Nachwuchs
Metachess
BEYOND CHESS
Metachess
weitere Artikel
SPONSORING

CZECH OPEN LIBEREC 2005
 

Liberec, wir kommen wieder!
Plauener Quartett spielt gelungenes Turnier in Tschechien

Lange in der Planung, aber erst in diesem Jahr durch die etwas späteren Herbstferien möglich geworden, ging eine kleine Plauener Delegation beim Open im tschechischen Liberec an den Start. Um es gleich vorweg zu nehmen, der Bruch mit Erlanger Gewohnheiten hat sich voll und ganz gelohnt. Abgesehen vom moderaten Startgeld, den äußerst geringen Übernachtungskosten und der überaus leckeren Küche in unserem Nachbarland ...

Gleich am Anreisetag hatten wir, das heißt, ich als Autofahrer sowie Berichterstatter, Hashem Schweiger, Sandra und Stephan Meyer das einzige wirkliche Problem - das Finden der Unterkunft. Mit den inzwischen fast "perfekten" Tschechischkenntnissen und der selbstlosen Hilfe der freiwilligen Feuerwehr des Liberecer Vorortes Vratislavice konnten wir schließlich mit Einbruch der Dunkelheit unser Quartier in Augenschein nehmen. Von außen fühlten wir uns dabei fast wie in Schilbach, eine tolle Villa mit einem Riesenpark dazu, alles höchst feudal. Die ruhige Lage und das Ambiente für 6 Euro pro Tag (ohne Frühstück) waren auf jeden Fall die bessere Wahl, als gleich im Hotel Liberec zu schlafen, auch wenn dort Unterbringung und Spiellokal unter einem Dach gewesen wären.

Es soll auch nicht verschwiegen werden, dass drinnen noch leicht sozialistische Verhältnisse herrschten, aber bei dem Preis ist das durchaus zu verschmerzen. Und in Colditz und Erlangen musste glatt das Doppelte hingeblättert werden ...

Den Sonnabend nutzten wir neben der Einschreibung zu einem kleinen Stadtbummel und etwas Sightseeing. Einen kleinen Schreck bescherte dann der Blick auf die Auslosung: Jochen Bandt gegen Stephan Meyer! Ein kurzes Gespräch mit dem österreichischen Schiedsrichter Otto Gutdeutsch (ohne Hintergedanken) führte dann zu zwei neuen Ansetzungen, da auch zwei belgische Schachfreunde aus Ostende eigentlich gegeneinander hätten spielen müssen. Hier begann dann Stephans Glück zum Turnierbeginn. Nun gepaart mit dem Belgier Steven Beuselinck (Elo 2165) sah es anfänglich nicht so gut aus - sogar etwas weniger Material auf seiner Seite. Doch mit dem Glauben an den sicheren Sieg wurde der Belgier leicht nachlässig und auf einmal verfügte Stephan über einen recht gesunden Mehrbauern. Frei nach dem Motto "Fragen kostet nichts!" wurde nun in Anbetracht der beträchtlichen
Wertzahlunterschiede ein Remisangebot auf den Weg gebracht, was Beuselinck ohne Diskussion annahm. Für die zweite Runde wurde dann ein Remiswilliger für IM Ladislav Kotvan (2364) gesucht, der aus irgendwelchen Gründen am Sonntag nicht antreten konnte. Dieser Versuchung konnte natürlich Stephan nicht wiederstehen, denn vielleicht war ja so etwas wie eine Halbelo drin. Da drei Elogegner folgten, wenn auch ohne eigene Punkte, schien dieser Gedanke nicht so abwegig. Zumindest hat der FIDE-Performance-Rechner für die fünf Elopartien 1823 ausgespuckt.

Auch Hashem und Sandra spielten nicht schlecht, ihre Gegner mussten ziemlich kämpfen, um ihnen ganze Punkte abzunehmen. In der 3. Runde kam es dann zum ersten Plauener Duell zwischen beiden. Zwar endete die Partie remis, aber Sandra hatte zum Schluß wohl doch eine ziemlich verheißungsvolle Stellung inklusive Mehrbauern.

Derweil hatte ich nach recht starkem Beginn so meine Probleme. Einem Auftaktsieg folgten zwei Nullen. Vor allem in der zweiten Runde gegen die Nummer 10 der Setzliste war wohl mehr drin. Ein Fakt der mich derart grämte, dass ich in der Folge dreimal Remisgebote in verschiedenen Partien ablehnte und alle drei Partien verlor. Mit Weiß 1 aus 4 spricht Bände und um wenigstens auf 50 Prozent zu kommen, waren die Schwarzpartien ziemlich aufwändig.

Auch dank Doping mit Babynahrung ging es dann bei Hashem und Sandra aufwärts. Und auch die Partievorbereitungen wurden immer ausgefeilter. Jedenfalls wurden wir ab Runde 6 auf den mit 500 Kronen dotierten Jugendpreis aufmerksam. Zu diesem Zeitpunkt hatten Hashem 2½, Stephan 2 und Sandra 1½ Punkte auf ihrem Konto. Während die Buben im darauffolgenden Durchgang mit leeren Händen dastanden, machte Sandra mit dem nächsten Remis weiter Boden gut. Runde 8 hätte dann eine Vorentscheidung bringen können. Stephan und Sandra luchsten ihren Gegnern wiederum einen halben Zähler ab und Hashem stand verdammt gut. Aber nacht acht Runden anstrengendem Schach steigt eben auch die Fehlerquote und manchmal fehlt auch ein bisschen Glück - Hashem verlor und nun war das Rennen vollkommen offen. Fünf U16-Spieler verfügten über 2½ Punkte und Stephan, der so glücklich in das Turnier gestartet war, über eine Riesenwertung. Als dann auch noch die Ansetzung für den Schlussdurchgang Sandra gegen Stephan lautete, kam es, wie es kommen musste. Stephan gewann, sicherte sich sein Riesenpreisgeld und Hashem durfte sich mit seinem Schlusssieg über Rang 3 in dieser Spezialwertung freuen, was immerhin mit Fritz 8 belohnt wurde.

Siegerehrung – nicht wundern, für Hashem nahm Sandra den Preis entgegen

Reminiszens zum Turnier: Es war super!!! Zum einem gab es jede Menge zu sehen, die Möglichkeit, etwas zu unternehmen, ist grenzenlos. Neben einem Ausflug an die Skiflugschanze von Harrachov waren wir zweimal auf dem Liberecer Hausberg Jested (bei leicht unterschiedlichen Wetterverhältnissen).

Harrachov
Ultimatives Gipfelfoto
ICH war auch dabei
Sandra und das Bauwerk des Jahrhunderts

 

Zumindest wurde der zweite Gipfelbesuch mit einer Supersicht bis ins Riesengebirge belohnt. Mit etwas Fantasie war sogar die Schneekoppe (70 km entfernt) sichtbar - eigentlich sogar sehr gut. Ein Zoobesuch und eine ultimative Abfahrt auf der Sommerrodelbahn rundeten die ganze Sache ab. Für das nächste Jahr sind die Pläne schon geschmiedet, denn neben einem ganz angenehmen Schachturnier gibt es noch jede Menge zu erkunden. Auffallend war auch die ungemeine Herzlichkeit, Gemütlichkeit, die es bei Großveranstaltungen wie in Pardubice so nicht gibt. Also - es war wirklich super und vielleicht kommen nächstes Jahr ja ein oder zwei mehr mit ...

Jochen Bandt
Copyright © 2001- 2024 by Christian Hörr
letzte Änderung: 05.12.2022