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REZENSION
21. August 2002


Nachdenken über Helge Schneider?

Zum zweiten Mal hat Jörg Seidel, in Oxford lebender Wahl-Engländer aus dem Vogtland, ein Buch geschrieben, das sich dem Werk des Mülheimer Entertainers Helge Schneider aus philosophischen Blickwinkel nähert. Doch im Gegensatz zu "Ondologie Fanomenologie Kynethik" (Verlag DIE BLAUE EULE, Essen 1999), das sich vor allem an Fachphilosophen richtete und dort auch Anerkennung fand, ist sein neuerliches Werk "Guten Tach! Helge Schneider und die Philosophie" für das breite Publikum - den philosophischen Laien also, gedacht. Angesprochen wird dabei nicht nur (aber auch!) der Helge-Fan.
Helge Schneider - an fast keiner Person des öffentlichen Lebens in Deutschland scheiden sich so sehr die Geister - man mag ihn oder man hasst ihn, ein Dazwischen gibt es nicht. Seine Gegner werfen ihm und seiner Kunst die totale Sinnlosigkeit vor, und genau hier setzt Jörg Seidels Buch an, geht wissenschaftlich an die Beantwortung der Frage, ob ein Nachdenken über Helge Schneider sich lohnt, oder vielleicht sogar notwendig ist. Dabei ist dieses zweite Buch prägnanter, aktueller und auch preisgünstiger als das erste und - trotz seines hohen Anspruchs - für jedermann gut lesbar.

Der Text gliedert sich in drei Teile:
(1) Teil 1 ist Werk und Person gewidmet, als Grundlage für das Buch werden künstlerische und biographische Besonderheiten besprochen.
(2) Hier geht es um die philosophischen Inhalte. U.a. wird die Nähe zum Kynismus und dessen Spielarten festgestellt, die Verwandtschaft zu historischen, antiken Vorbildern (Diogenes) dargelegt; wo er differiert, werden moderne und postmoderne Verhältnisse kenntlich gemacht. Geistige Väter dieses Abschnitts sind zum Beispiel Peter Sloterdijk, Walter Benjamin und Michel Foucault.
(3) Die philosophischen Strukturen werden anhand der zeitgenössischen französischen Philosophie aufgeschlossen (Derrida, Baudrillard, Eco, Lyotard vor allem aber Gilles Deleuze).

Helge Schneiders Werk wird nicht interpretiert, denn eine Interpretation stellt schon immer die peinliche Frage, warum es eines Interpreten bedarf, um das Werk zu "erklären", warum es nicht für sich selbst spricht. Der Künstler wird als Anlass benutzt, nachzudenken und das in einem Stil, der jedem das "Eintreten" ermöglicht. Denn: Die Thematik an sich ist viel zu ernst, als dass man sie den Gelehrten überlassen dürfte. Überall ist Sinn, auch da, wo gemeinhin nur Unsinn vermutet wird - oder umgekehrt !?

Steffen Bandt

Jörg Seidel
›Guten Tach!‹
Helge Schneider und die Philosophie
(Focus Verlag, Giessen 2002)
ISBN 3-88349-494-1
160 Seiten, 15,00 EUR

Das Buch ist bei uns zum Vorzugspreis von EUR 10,00 inkl. Verpackung und Versand erhältlich. Wenn Sie Interesse haben, wenden Sie sich bitte an Webmaster Christian Hörr oder an Jörg Seidel selbst.

 

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