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PHILOSOPHIE
25. Oktober 2001

Versuch, die Frage zu beantworten:
Warum der Computer den Menschen nicht besiegen kann?

"Das Langsamste wird im Lauf niemals vom Schnellsten eingeholt werden; erst einmal muss doch das Verfolgende dahin kommen, von wo aus das Fliehende losgezogen war, mit der Folge, dass das Langsamere immer ein bisschen Vorsprung haben muss."
Aristoteles über das Achillesparadox des Zenon von Elea (Physik VI 9. 239 b)

Seit Jahrzehnten gehört in ein gutes allumfassendes Schachbuch die Computerrubrik, und die wiederum kann es sich offensichtlich nicht leisten, ohne Prognose auszukommen: wann wird der Computer endgültig den Menschen - gemeint sind natürlich immer nur die besten der Spezies - hinter sich lassen. Gesucht wird der Zeitpunkt, an dem auch die hervorragendsten Geister keinerlei Chance mehr haben werden, so als würde Max Mayer tausend mal gegen Kasparow antreten und tausend mal verlieren. Doch Max würde eine statistische Chance durchaus besitzen, auch wenn sie auf Grund der beschränkten Lebenserwartung keine Hoffnung auf Realisierung hätte. Vielleicht läge sie bei 1 zu 1 Mio. oder 1 zu 1 Mrd.; es ist müßig, derartige Prognosen zu tätigen, aber es ist ebenso einsichtig, dass dieses unwahrscheinliche Ereignis doch eintreten würde, wenn eine entsprechend große Zahl von Partien zu Verfügung stünde. Vollends verständlich wird der Gedanke, wenn wir hier vom menschlichen Faktor abstrahieren. Stellen wir uns Kasparow und Kramnik oder Kramnik und Anand, darauf kommt es nicht an, als feste unveränderliche und ideale Größen vor, vergleichbar dem Massenpunkt der Physik, als Größen also, die weder biologischen, psychischen, physischen, historischen Veränderungen unterliegen. Stellen wir uns weiterhin vor, wir könnten die Spielstärke einfrieren und für die Ewigkeit konservieren. In diesem "ewigen Zustand" hätte die beiden Glücklichen nichts anderes zu tun, als ununterbrochen Schachpartien miteinander auszutragen. [...]

 

Dieser Artikel wurde in das Buch "Metachess. Zur Philosophie, Psychologie und Literatur des Schachs" (Edition Grundreihe, 2009, ISBN: 978-3-937206-07-3, Paperback, 14,8 x 21 cm, 426 Seiten, 22,90 Euro) aufgenommen und kann dort in voller Länge gelesen werden.


Dieser Text ist geistiges Eigentum von Jörg Seidel und darf ohne seine schriftliche Zustimmung in keiner Form vervielfältigt oder weiter verwendet werden. Der Autor behält sich alle Rechte vor. Bitte beachten Sie dazu auch unseren Haftungsausschluss.

 

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