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Der Meister
So erwies sich denn mein erster Gedanke
als treffend. Ein Mensch, der beim letzten Pfiff des
Schaffners den Waggon betritt, ist entweder unter die
Kategorie der Schludrigen zu rechnen, denen es nie gelingt,
rechtzeitig und in aller Ruhe einen Termin einzuhalten,
oder aber, was weit seltener anzutreffen sein wird,
es handelt sich um einen Perfektionisten, um mehr als
einen bloßen Menschen, um einen Charakter, eine
Persönlichkeit. Die Art, wie die Tür sich
im Rücken des Mannes schloß, diese entschiedene
Sicherheit, deutete bereits die Wahrscheinlichkeit der
zweiten These an und auch der dezente Duft eines Eau
de Cologne, einer Marke von ausgewählter Delikatesse,
der augenblicklich, aber auf angenehme Weise die Luft
des Abteils schwängerte, bestätigt diese frühe
Empfindung. Spätestens jedoch, als ich ihn zu Gesicht
bekam, waren alle Zweifel endgültig und für
immer aus dem Weg geräumt. Dies hier war ein Mann
von Welt, ein Gentleman, mehr noch: ein Artefakt des
Vollkommenen. Augenblicklich zog er mich in seinen Bann.
In meinem ereignisreichen Leben hatte
ich durchaus zahlreichen Kontakt mit Vertretern der
Haute Couture, war mit führenden Industriellen,
mit maßgebenden Intellektuellen, erfolgreichen
Politikern, berühmten - und schönen - Aktricen
zusammen, ja durfte mich glücklich schätzen,
einige unter ihnen zu meinen Freunden zählen zu
können. Klasse und Stil haben mich seit je begeistert,
seitdem diese wunderbare mondäne Welt unaufhaltsam
ihrem Ende zuzustreben schien, genoß ich jeden
Moment des selten gewordenen Glücks um so intensiver.
Mir selbst war es leider nie vergönnt, wirklich
am Leben der oberen Zehntausend teilzunehmen. Es lag
mir nicht im Blut, es mangelte mir die Bestimmtheit,
vor allem freilich die Seßhaftigkeit. Früh
schon verspürte ich den Drang zum Moviment. Sich
auf eine Sache langfristig zu konzentrieren, ihr gezielt
nachzugehen, sie von Beginn an zu planen und auszuharren
bis zu ihrem Ende, ihrem erfolgreichen Ende, das war
mir nicht gegeben. Mein zigeunerhaftes Wesen trieb mich
hinaus in die Welt, immer mußte etwas passieren
und wo nicht, da hielt ich mich nicht lange auf. So
war es schließlich Berufung, die journalistische
Laufbahn zu wählen, den Ereignissen nachzueilen,
um sie in Sprache zu bündeln und meistbietend zu
verkaufen. Denn man veräußert keine Artikel,
sondern Ereignisse, die erst dann eines geworden sind,
wenn darüber berichtet wurde. Die hohe Schule des
Journalismus besteht im Erahnen des kommenden Geschehens.
Man muß vor ihm am Platz sein oder: es kreieren.
Oftmals wird die Profession diskreditiert, als Aasfresser,
Hyänen der Tragödie wurden wir bezeichnet,
aber man vergaß dabei, daß, wenn überhaupt
von Können in diesem Metier gesprochen werden darf,
der Faktor der Kreativität die entscheidende Rolle
spielt. Der Journalist beutet nicht aus, er schafft.
Mit den Jahren entwickelte ich eine instinktive Sicherheit,
das Außergewöhnliche auf den ersten Blick
zu erahnen. Immer kündigt sich ein Ereignis an,
nie fällt es vom Himmel. Wichtig allein ist das
Gespür für die Situation: eine Stimmung im
Raum, ein geheimnisvolles Lächeln, ein kurzes Zögern,
was auch immer, in diesem kurzen Moment jedenfalls zeichnet
sich das Künftige mit hoher Wahrscheinlichkeit
ab und wenn man dann zum richtigen Zeitpunkt über
die notwendigen Hinweise verfügt, auch ein wenig
hellköpfig ist, dann ist die "Story",
wie man neuerdings sagt, schon so gut wie gedruckt.
Und daß dieser Herr, der soeben
das Abteil betrat, für eine Geschichte gut sein
wird, das fühlte ich mit schlafwandlerischer Sicherheit.
Solch eine Erscheinung kann nicht trügen!
Man verstehe bitte den feinen Unterschied.
An sich war an diesem Manne nichts Auffallendes: ein
gutsituierter Mittvierziger, wohlhabend. Das zu deduzieren,
bedarf keines scharfen Verstandes. Das reservierte Abteil
des Waggons Erster Klasse ließ keine andere Deutung
zu. Nicht dies macht die Gestalt wirklich anziehend
für den aufmerksamen Voyeur. Nein, an diesem Mann
schien einfach alles zu stimmen. Er war äußerst
sorgfältig und gediegen, fast einfach gekleidet,
in einen Anzug von dunklem Grau und reserviertem Schnitt,
offensichtlich maßgeschneidert, feiner englischer
Stoff. Die tiefschwarzen Schuhe blitzten gelegentlich
im künstlichen Licht und es würde mich nicht
Wunder genommen haben, wenn er die letzten Minuten vor
der Abfahrt noch einmal beim Schuhputzer verbracht hätte,
bis dann das letzte Signal ertönte. Den langen
Mantel trug er nach amerikanischer Art leger über
den Arm gelegt. Der Waggondiener hatte an einem einzigen
Gepäckstück, einem mittelgroßen braunen
Wildlederkoffer mit Silberbeschlägen, schwer zu
tragen. Bücher, dachte ich gleich: Im Koffer sind,
neben weiteren Anzügen, Hemden, den notwendigen
Toilettengegenständen und anderen nützlichen
Utensilien, vor allem Bücher, vielleicht auch Schmuck,
Wertgegenstände. Aber nein, einer wie er, hat es
nicht nötig, sein Hab und Gut am Manne zu tragen.
Er reichte dem Gehilfen eine Banknote und setzte sich,
ohne seine Umgebung eines Blickes zu würdigen.
Sie interessierten ihn nicht, die anderen Passagiere,
er war sich selbst genug, er wußte um seine Bedeutung,
ihm mochte es gleich sein, mit wem er reiste; man reiste
mit ihm.
Die Beine locker übereinander geschlagen,
blickte er eine Weile gleichgültig aus dem Fenster.
Der Zug verließ soeben die große Halle,
schwarzer Qualm wölbte sich unter dem Glasdach.
Dann griff er in die Handtasche, um ein mit Goldlettern
beschlagenes Buch hervorzuholen, in welches er sich
augenblicklich versenkte. Ein französischer Roman
á la vogue, ohne Zweifel. Aus der beiseite liegenden
Tasche, diese kleine Liederlichkeit gestattete er sich,
ragte ein englisches Tageblatt, offenbar am Bahnhofskiosk
erstanden.
Vor allem diese Selbstsicherheit beeindruckte,
fast konnte man von Arroganz sprechen. Nahezu lässig
überflog er die Zeilen, mit einem gelegentlich
verächtlichen Lächeln des schmalen Mundes,
weniger noch, der Andeutung eines Lächelns, nur
durch ein leichtes Heben der Augenbrauen unterstützt.
Man las diesen Roman, der seine Anerkennung nicht fand,
wahrscheinlich in gewissen vornehmen Kreisen, er hat
Sensation gemacht; um einer Konversation willen, vielleicht
um einer Dame gefällig zu sein, die voller Verzückung
davon sprach, zwang er sich, dieses Buch zu durchfliegen.
Scharf urteilend blitzten die Augen hinter den goldgerandeten
Gläsern. Dieser Mann ist hellwach, intelligent,
schlau, vielleicht sogar gerissen, er ist es gewohnt,
seine Mitwelt zu überragen. Und doch, auch er hat
schon andere Zeiten gesehen. Die kleine aber verräterische
Furche zwischen Mund und Auge ließe sich nur so
erklären, sie zeugte von Leid, von Schmerz, von
Qual. Es muß schwere Zeiten in diesem Leben gegeben
haben.
Ein Kellner betrat lautlos das Abteil,
räusperte sich und erkundigte sich nach den Wünschen
der Herrschaften. Ihn bittet er auf Englisch, obgleich
er in sauberem Deutsch zu antworten weiß. Nur
ein tatsächlich geschultes Ohr, das die Sprachen
der Welt aus eigener Erfahrung kennt, vermochte aus
seiner Bestellung eines hervorragenden Schottischen
Whiskeys, fließend und mit angenehmer Stimme,
den leichten, fast unauffindbaren russischen Akzent
herauszufiltern, ein verschwindend kleiner Rest des
rollenden "R", das eine slawische Zunge nie
gänzlich wird verleugnen können. Ja natürlich,
Russe, schon das breite orientalisch geformte Kinn,
die ausgeprägten Wangenknochen hätten mir
dies sagen müssen. Mit jedem Signal schien sich
mein anfänglicher Verdacht zu bestätigen.
Was, in Herrgotts Namen, führt einen Russen im
Jahre Achtundzwanzig von Berlin nach Prag, einen Menschen
von sicherem, mehr noch, bedeutsamem Auftreten, reich,
gebildet, korrekt, unauffällig? Ja, unauffällig.
Allein das erfahrene Auge konnte sehen, was ich wahrnahm,
die anderen Reisenden nahmen keine Notiz von ihm. Alles
stimmte und das genau machte ihn nahezu unsichtbar für
den oberflächlichen Blick, der nur das Störende,
das Negative betrachtet. Aber dies war eine durch und
durch positive Erscheinung. Eben darin bestand seine
Außergewöhnlichkeit, in dieser seltenen,
fast möchte ich sagen einmaligen Stimmigkeit und
im sich dahinter verbergenden Ausdruck der Überlegenheit.
Dieser Mann ist ein Sieger, ein Erfolgverwöhnter,
der seine Feinde reihenweise niedergerungen hatte. Nun
kannte er keine mehr oder er nahm sie nicht mehr ernst.
Was also war er? Kam er als Reisender? Das war auszuschließen.
Staatsmann vielleicht, Unternehmer, ein berühmter
Künstler, gar ein Agent?
Um dies herauszubekommen mußte
ich ihm folgen, also nahm ich mir vor, ihn in Prag nicht
aus den Augen zu verlieren. Irgendetwas mußte
sich hinter dieser Erscheinung verbergen.
Schließlich betrat der Schaffner
das Abteil, die Billets zu sehen. Manchmal braucht der
Journalist auch Glück. Der Beamte hatte die Angewohnheit
das Billet lautstark zu verlesen: "Zweimal Leipzig
die Herrschaften, bitte schön", "Ins
goldene Prag, der Herr? In circa sieben Stunden werden
wir unser Ziel erreichen. Angenehme Reise!", ich
dankte. "Marienbad, Monsieur..." Marienbad,
nach Marienbad wollte er, nicht nach Prag.
Mein Entschluß war schnell gefaßt,
ein kurzes Telegramm an die Redaktion - Bin in Marienbad.
Stop. Einer Story auf der Spur. Stop. - würde genügen,
die Kursänderung zu rechtfertigen. Als ich mich
während der Einfahrt in das böhmische Bad
erhob und den Mantel überwarf, traf mich kurz,
durchdringend und fragend sein Blick, aber mir gelang
es, ihn gleichgültig zu erwidern, so daß
der kurze Zweifel, Verdacht vielleicht, schnell verflogen
schien.
Stampfend und pfeifend fuhr die Bahn
in die weite Halle ein, die voller erwartungsfroher
Menschen war. Hell flutete die Sonne herein, ließ
die weißen Sommerkleider der Damen erstrahlen.
Augenblicklich bemächtigte sich des Reisenden jene
ahnungsvolle und sehnsüchtige Stimmung, die man
nur an Orten wie diesem empfindet. Schon vom Perron
aus sind die üppigen Parkanlagen zu sehen, mit
ihrem hellen Grün, die marmornen Pavillons zeichnen
sich dahinter ab, das Geplätscher der Brunnen stimmt
versöhnlich. Im Grunde genommen ist es ein Städtchen
geblieben, auch wenn seit Jahrzehnten zahlreich fremdländisches
Volk den Ort frequentiert. Man kuriert sich, von nervösen
Leiden und Langeweile, lustwandelt, pflegt Bekanntschaften,
trinkt zwischendurch einen Becher des jauchigen, Heilung
verheißenden Wassers und reist nach Wochen, Monaten
oder Jahren mehr oder weniger wiederhergestellt ab.
Im Gewirr der Leiber, Aussteigende und
ungeduldig Wartende mischten sich unversehens, verlor
ich den geheimnisvollen Herrn aus den Augen. "Schnell
aus der Halle heraus", das war mein Gedanke und
tatsächlich, kaum hatte ich den Vorplatz erreicht,
als ich ihn erspähte. Ein Wagen fuhr vor, ein Chauffeur
in Livree stieg aus, nahm mit einer halben Verbeugung
die Schirmmütze vom Kopf und öffnete, bevor
er den Koffer im Gefährt verstaute, die Tür.
Noch ehe ich eine Droschke ausfindig machen konnte,
war der Wagen meinen Blicken entschwunden. Aber meine
Erfahrung lehrte mich, daß es nur ein Ziel an
diesem noblen Ort geben konnte und das war das beste
Haus am Platz. "Hotel Excelsior", versicherte
mir der Kutscher, und in der Tat, kaum hatte ich die
Empfangshalle des "Excelsior" durchmessen,
da sah ich ihn an der Rezeption stehen.
Der Diskretion des Portiers war durchaus
nichts zu entlocken. Ernst, in seiner dunklen blauen
Uniform mit den blanken Knopfreihen, stand er hinter
seinem Tisch und verzog keine Miene, als er die Frage
nach Namen und Profession jenes Mannes, der soeben den
Lift bestieg, vernahm. "Mein Herr, Sie befinden
sich in einem Etablissement erster Kategorie, in welchem,
mit Verlaub, die Personalia seiner Gäste diskret
behandelt werden..." - Den kurzzeitig erwogenen
Gedanken, durch eine finanzielle Zuwendung die Korrektheit
des Bediensteten zu prüfen, verwarf ich mit dieser
Rede, die fortsetzte: "...aber vielleicht darf
ich Ihre Aufmerksamkeit auf den morgigen Abend lenken,
wenn der Herr, hier im Foyer eine öffentliche Vorstellung
geben wird, womit er der Bitte unseres Hauses freundlichst
nachkommt." Nachdem ich selbst ein Zimmer mietete,
auch nicht vergaß, die genaue Uhrzeit besagter
Veranstaltung zu erkunden, begab ich mich hinauf und
bereitete mich auf den Abend vor. Ausdrücklich
vermied ich nach der Art der Performance zu fragen,
denn nun, da ein sicherer Termin, zu dem zumindest ein
Teil des Rätsels gelöst werden könnte,
gegeben war, bereitete es mir Freude, noch im Ungewissen
zu verbleiben. Andernfalls riskierte ich, mich des abends
zu ennuyieren, hätte möglicherweise vierundzwanzig
Stunden entgegengesehen, die ohne jene Art von Spannung
wären, wie ich sie stets benötigte, um ruhig
schlafen zu können. Allein der Gedanke an eine
Vorstellung belebte meine Phantasie, wenngleich sich
eine gewisse Enttäuschung andererseits nicht verheimlichen
ließ. Ein Künstler also; doch welchen Gewerbes?
Darüber wenigstens ließ sich noch sinnen,
aber eben ein Künstler, ein Scharlatan letztlich,
denn im Grunde ihres Wesens sind alle Künstler
Scharlatane, die eine, ihre Begabung schamlos ausnutzen
und doch nur einen Vorzug mitbringen: in einer abnormen
Sonderbegabung überragend zu sein. Sie wissen,
dies mußte ich schon mehrfach am eigenen Leib
erfahren, nichts anderes zu besprechen als eben ihre
Kunst und nur diese, und jeder weitere Verstand geht
ihnen in der Regel vollkommen abhanden. Bislang haben
sie mich vor allem gelangweilt. Eine in langen Jahren
harten Übens angeeignete Fertigkeit, die dann zum
einzigen Maßstab ihres Denkens wird, ein Talent,
eine zufällige Gabe wird bis zur Perfektion verfeinert,
um der seltsamen Eignung des Volkes, sich durch derartige
Kunststücke verblüffen zu lassen, zu entsprechen.
Was kann er sein? Ein Zauberkünstler, ein Artist,
ein Rechengenie? Letztlich ein Akteur, ein Schausteller,
eine arme Seele, deren mangelnder Reichtum Ruhm beschert.
Nur wollte keines der Bilder recht mit der stilvollen
Erscheinung übereinstimmen, sie fügten sich
nicht. Also gut, mache das Beste daraus, sagte ich mir,
genieße den Abend an der Hotelbar, rätsle
noch ein wenig und, wer weiß, vielleicht läßt
sogar er selbst sich noch einmal blicken?
Nein, er ließ sich nicht noch einmal
sehen, verbrachte ganz offensichtlich den gesamten Abend
allein auf seinem Zimmer. Immerhin, so gewöhnlich
war er nicht.
Den darauffolgenden Tag verlebte ich
in aller Entspannung, genoß die Vorzüge des
Bades, wandelte durch die Gärten, betrachtete die
schönen und vornehmen Damen, trank selbst ein Glas
des ekelerregenden Wassers und wartete im übrigen
darauf, daß die Zeit verginge. Mit besonderer
Aufmerksamkeit las ich den "Kurkurier", die
lokale Zeitung, schaute nach den öffentlichen Aushängen,
aber von einer abendlichen Vorstellung im "Excelsior"
keine Spur. Das gewöhnliche Programm: Konzert im
Pavillon, eine einst berühmte, nun gealterte Diva
in der Oper, auch ein Lichtspielhaus gab es im Ort,
ein Schachturnier, ein Pferderennen, eine Soiree, die
Wanderfreunde luden ein und was dergleichen ein Bad
zu bieten hat. Gelegentlich wurde ich während der
Lektüre von zutraulichen Eichhörnchen unterbrochen.
Erst als es abkühlte, begab ich mich zurück
ins Hotel.
Die Vorhalle erwartete mich verändert.
Gestühl, in langer Reihe und zu einem Carré
geformt, füllte die weite Fläche aus. Sie
blieb mir rätselhaft, diese Gruppierung. Aber da
ich einen Zusammenhang mit der abendlichen Schaustellung
vermutete, deren internes Geheimnis ich bis zum Äußersten
zu bewahren gedachte, verzichtete ich auf eine Erkundigung
und harrte der Dinge, die da kommen werden, indem ich
im Speisesalon ein Souper einnahm. Gestärkt betrat
ich mein Zimmer, um mich zu erfrischen und die Abendgarderobe
anzulegen. Ein Klingelton, der von unten zart heraufhallte,
schien den Beginn signalisieren zu wollen, worauf ich
mich, ohne Eile - denn Hast löst dieses wohlige
Gefühl gespannter Erwartung - ins Foyer begab.
Alle Tische waren besetzt. In der Mitte
stand er, breitbeinig, die Hände hinter dem Rücken
gefaltet, leicht auf den Füßen wippend, Ungeduld
signalisierend. Er trug einen braunen Anzug, der sich
fast wundersam in die Umgebung des Raumes einfügte,
in die bräunlich gehaltene, marmorgetäfelte
Empfangshalle des Luxushotels, an deren Enden mahagonifarbene
Stufen, von wohlgeformten Alabasterfiguren geschmückt,
in die Etagen hinaufführten. Ein kristallener Leuchter
prunkte inmitten der Höhe, spendete kräftiges
doch wohltuend mildes, gelbliches Licht. Er begann gerade
zu sprechen, als ich die Halle betrat. "Meine Herren",
setzte er an und rollte fast unmerklich, nach russischer
Manier, das doppelte "R", "ich darf Sie
nun über die Regeln informieren. Die erste Grundbedingung
ist absolute Ruhe. Sollte es nicht möglich sein,
diesen Zustand herzustellen, so werde ich nicht davor
zurückscheuen, die Veranstaltung unangekündigt
abzubrechen. Des weiteren darf ich Sie bitten, mit der
Ausführung Ihres Zuges so lange zu warten, bis
ich an Ihren Tisch getreten bin. Jegliche Hilfestellung
von außen verbitte ich mir. Es versteht sich im
übrigen von selbst, meine Herren, daß ein
Berühren der Figuren in den Phasen meiner Abwesenheit
nicht gestattet werden kann. Zuwiderhandlungen muß
ich leider mit dem sofortigen Ausschluß des Delinquenten
ahnden. Es gelten selbstverständlich die weltweit
anerkannten Regeln des Spiels, die Ihnen, wie ich voraussetze,
allen geläufig sind. Sollte es weitere Fragen geben,
dann bitte ich Sie, diese jetzt zu stellen, danach werde
ich auf keine Anfrage mehr eingehen." Stille. In
der Monotonie eines Museumsführers leierte er diese
Ansprache herunter und ihr herrischer, ja mitunter beleidigender
Ton blieb nicht unbemerkt. Würde einer der Männer
sich erheben, sich gar dagegen verwehren? Nein, Stille!
Sie schienen es in Kauf nehmen zu wollen. Während
dieses Moments flüsterte ich meinem Nachbarn die
Frage zu, wer er sei und erntete einen erstaunten Blick.
"Der Weltmeister!" Seine Stimme setzte wieder
ein: "Ich werde nun beginnen. Sie haben sicher
Verständnis dafür, wenn ich alle Partien mit
Weiß und Sie mit Schwarz spielen. Meine Laufrichtung
wird dem Uhrzeigersinn entsprechen. Wie ich sehe, ist
Tisch 25 noch unbesetzt. Bitte meine Herren" -
wandte er sich an die Umstehenden -, "scheuen Sie
sich nicht. Wenn ich die erste Runde beendet habe und
der Tisch sollte bis dahin nicht besetzt sein, so bitte
ich das Personal ihn geräuschlos zu entfernen.
Die anderen anwesenden Herrschaften halten gefälligst
einen gehörigen Abstand zu den Brettern, so daß
eine externe Beeinflussung von vornherein ausgeschlossen
bleibt. Ich danke Ihnen, meine Herrschaften. Von nun
an absolute Ruhe bitte!" Mit diesen Worten setzte
er sich in Bewegung.
Der Schachweltmeister. Einen Moment lang
war ich verblüfft, sprachlos. Ausgerechnet Schach,
damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet. Aber natürlich,
das Turnier, mit starker internationaler Beteiligung
- ich hatte es in der Zeitung gelesen - sollte in wenigen
Tagen beginnen. Was wußte ich vom Schach? Erinnerungen
kamen hoch, längst vergessene, oder, wie man in
der mittlerweile so weit verbreiteten Schule des Wieners
Freud sagen würde, längst verdrängte
Erinnerungen.
Mueller-Bülow, so lautete sein Name.
Ein eigenartiger Mensch, seltsam linkisch und fahrig.
Selten nur nahm er an unseren Unterhaltungen teil, trug
seinen Kopf schwer, stets leicht vornüber gebeugt,
als wäre die Last, die er zu tragen habe, zu kolossal
für diesen einen Menschenkopf.
Unsere Einheit lag seit Wochen in den
Schützengräben vor Verdun. Der Krieg war in
vollem Gange. Zwei Feinde hatten sich ineinander gekrallt,
so wild und heftig, daß kaum zu unterscheiden
war, wo das Territorium des einen begann und das des
andern endete. Es gab kein Vorwärts und kein Zurück,
die wenigen Meter Gewinn des letzten Tages konnten am
darauffolgenden schon wieder verloren sein. So aßen
wir die Vorräte der Franzosen, die sie im Unterstand
zurücklassen mußten und Sie die unsrigen.
Es war fast wie ein Spiel, wenn da nicht die Toten,
die Toten, gewesen wären.
Aber Krieg, das hieß viel seltener
Kampf als Warten. Warten, ewiges Warten. Zeit, in der
nichts geschieht. Man sitzt, raucht, stiert vor sich
hin, lauscht den fernen Geschossen und manchmal auch
dem verzweifelten Gesang eines verirrten Vogels, der
sich auf einer verkohlten Baumkrone niedergelassen hat
und nun vergebens Gefährten sucht. Mit mechanischen
Bewegungen werden Bewaffnung, Ausrüstung und Kleidung
instand gesetzt, Tätigkeiten, die man schon Hunderte
Male ausgeführt, die jene schreckliche Leere im
Hirn, diese unerträgliche Langeweile nicht beseitigen
können. Ein paar zerfledderte Romane liegen herum,
die man schon wer weiß wie oft gelesen und doch
nie aufgenommen hat. Irgendwo erzählt man sich
laut lachend Weibergeschichten, vulgäres Zeug,
doch die Wirklichkeit straft alles Lügen: die letzte
Frau, die ich sah, starrte mich mit glasigen Augen an;
ein Schrapnell hatte ihr den ganzen Unterleib zerfetzt.
Man kann den Krieg nicht überleben
ohne eine Leidenschaft. Gerade dieser Zustand des Wartens
war fürchterlich für meinen Verstand, der
nach Abwechslung dürstete. Meine nomadische Seele
suchte ein Ziel und fand doch keines. So dämmerte
ich in einem Zustand halber Bewußtlosigkeit vor
mich hin, nahm teilnahmslos Befehle entgegen, zog in
Schlachten, schoß auf Menschen und zerrte Verletzte
aus Schusslinien, als ob es mich nichts anginge. Irgendwann
mußte man, wenn nicht durch eine Kugel, an der
Öde zu Grunde gehen. Wir waren leer, keine Menschen
mehr, sondern Maschinen, die nicht anders funktionierten
als die Tanks, die über unsere Gräben rollten.
Nur einer schien unverletzbar vor der Zeit: Mueller-Bülow.
Geboren wurde er als Müller, aber der Name war
ihm zu gewöhnlich. Also schrieb er sich Mueller
und als auch dies nicht ausreichend den Unterschied
deutlich machte, hängte er sich diesen Bülow
an, diesen Anschein eines preußischen Adels, einer
Ahnenschaft. Wir mochten ihn nicht sonderlich. Alle
litten, nur er schien standzuhalten; so etwas verzeiht
man im Kriege nicht. Schach war seine Leidenschaft,
ein abgegriffenes zusammenklappbares Spiel mit kleinen
hölzernen Figuren war, neben einem Buch "Ausgewählte
Meisterpartien", sein ganzer Schatz. Und er war
glücklich damit! Irgendwann sah ich ihm zu, bei
seiner seltsam fremden Beschäftigung. Ich hätte
ebensogut einem schlafenden Kameraden zuschauen, oder
einer Ameise, die vergeblich die Grabenwand zu erklimmen
versucht, meine Aufmerksamkeit schenken können,
es war vollkommen gleich, aber, der Zufall wollte es
so, ich stierte zu ihm, gedankenverloren, müde,
leer. Er schien meinen Blick nicht zu beachten, wippte
langsam mit dem Kopf, stütze ihn in die Hände
und betrachtete das Brett, starrte auf diese Figuren,
zog mitunter eine, musterte erneut das Brett und schüttelte
den Kopf. Es waren seine Augen, die zuerst meine Aufmerksamkeit
weckten, sie glänzten in wilder Erregung. Was,
verflucht noch mal, konnte diesen Kerl derart begeistern?
War er verrückt, daß er in diesen lächerlichen
Figuren etwas wahrnahm, was uns verborgen blieb? Nun
lächelte er sogar! Wut überkam mich: der Kerl
lacht, während alle anderen endlos leiden, am Nichtstun
verzweifeln. "Was macht du da, Müller!?"
Ich nannte ihn Müller, um meiner Erbitterung Herr
zu werden. Er sah mich einen kurzen Moment an, lächelte
und beugte sich erneut über sein Brett. Der ist
am Ende, dachte ich und stierte abermals vor mich hin.
Wieder saßen wir und warteten,
warteten, auf was auch immer. Alles war besser als dieses
dauernde, endlose Warten. Die kurzen Essenszeiten wurden
oft zum einzigen Höhepunkt des Tages, den man dehnen
mußte, bis er sich erneut in Wartezeit auflöste.
Selbst ein Fliegeralarm konnte nichts mehr bewirken:
Wir rannten in unseren Unterstand und warteten, bis
es vorbei war und war es vorbei, so warteten wir auf
den nächsten Alarm. Unendliche Monotonie. Jeder
Sturmangriff, jedes Grabengefecht wurde zur Erlösung;
aber hatte man es überlebt, dann wartete erneut
diese tröge Eintönigkeit. Es war zum Verzweifeln
und es schien keinen Ausweg zu geben. Einzig Mueller-Bülow
schien nicht zu leiden.
Bei der nächsten Gelegenheit setzte
ich mich in seine Nähe, ihn zu beobachten. Er spielte
irgendeine Partie aus seinem Buche nach, schüttelte
nachdenklich den Kopf, lächelte in sich hinein,
fixierte mit glänzenden Augen die Figuren. Also
ging ich zu ihm, was blieb mir anderes übrig, und
ließ mir das Spiel erklären, anfangs eher,
wie kann es anders sein, aus purer Langeweile oder um
diese zu vertreiben, da gab es kaum einen Unterschied,
aber je tiefer, mit den Wochen, mein Verständnis
des Spieles wurde, um so mitreißender empfand
ich es und irgendwann schließlich, zwei, drei
Monate mögen vergangen sein, kam ich in den Graben
zurück und sehnte mich zum ersten Mal nach einer
Partie. Mueller-Bülow, mit dem ich mich längst
angefreundet hatte, weihte mich in alle Mysterien ein,
machte mich mit den wichtigsten Gesetzen vertraut -
Besetzung des Zentrums, Figurenentwicklung, frühe
Rochade, Werte der Figuren und vieles andere -, erläuterte
die genialen Partien der Meister und vor allem: er spielte
mit mir. Hunderte Partien müssen es gewesen sein;
ich gewann keine einzige. Aber die Spiele wurden länger,
interessanter, spannender, ja manches Mal zeigte mir
mein Lehrer sogar Gewinnwege, die ich übersehen
hatte, die aber schon vorhanden waren. Er selbst spielte
seit seiner frühen Kindheit und hatte es wohl zu
einer gewissen Stärke gebracht, nie so weit, daß
er zu den Meistern zu zählen wäre, aber doch
ein geachteter Klubspieler. Und auch ich durfte mich
mit der Zeit zu den Vertrauten zählen, bald kannte
ich die Namen der Großen, wußte ihre Partien
aus dem Kopf aufzusagen. Als wir sein Buch vollständig
wieder und wieder durchgearbeitet hatten, begannen wir,
Probleme aufzustellen und zu lösen. Matt in drei
Zügen, jedem wurden vierundzwanzig Stunden gewährt,
danach mußte die Aufgabe dem Partner vorgelegt
werden. Kurz, wir hatten lange Monate gemeinsamen Übens
und Spielens, wurden Freunde.
Als der Krieg zu Ende ging, unsere Kompanie
lag nun an der Ostfront, begannen wir Pläne zu
schmieden, wollten gemeinsam Turniere besuchen... doch
Mueller-Bülow fiel der Kugel eines Marodeurs zum
Opfer. Kopfschuß. Nach fast drei Jahren im Graben,
nach hunderten von Kämpfen, fegte ihm eine russische
Kugel das Hirn aus dem Schädel. Er war der einzige
während des ganzen Krieges, für den ich Tränen
hatte. Schachspiel und Buch nahm ich aus seinem Tornister
und rührte beides nie wieder an.
Ich hatte das Spiel vergessen, es bedeutete
mir nichts mehr, bis zu diesem Moment, als der Weltmeister
im "Excelsior" jene denkwürdige Vorstellung
gab. Plötzlich waren all diese Erinnerungen wieder
da. Mein Freund, mein alter Freund Mueller-Bülow
stand neben mir, drängte mich: "Das da ist
der Weltmeister. Laß Dir diese Gelegenheit nicht
entgehen." Mir fehlte die Kraft. Was soll ich sagen,
seit gut zehn Jahren hatte ich kein Brett mehr angesehen,
geschweige denn berührt. Das Schachspiel war erledigt
für mich, noch nicht einmal konnte ich sagen, ob
ich die Regeln noch sämtlich beherrschte. "Es
ist wie schwimmen, du kannst es vielleicht nicht mehr
so gut, aber du kannst es noch. Man verlernt es nie!"
Der Weltmeister schüttelte inzwischen dem zwölften
Partner die Hand, zog eine Figur und ging zum nächsten
Tisch, wo die Prozedur sich wiederholte. "Wenn
du dich nicht traust, dann tue es für mich",
flüsterte mir die Stimme zu. Schon trennten den
Herausforderer nur noch fünf Tische vom letzten,
der noch immer leer stand, als ich mich, eher instinktiv
denn willentlich, aus der Menge löste und scheinbar
sicheren Schrittes auf das verwaiste Brett zulief. Er
drehte sich um, erkannte mein Vorhaben und wohl auch
mein Gesicht, stutzte einen Moment, lächelte und
reichte dem nächsten Gegner die Hand, während
ich Platz nahm. Schließlich gelangte er zu mir,
schaute mir fest in die Augen, sein Blick verriet, daß
er mich wiedererkannte: der Herr aus dem Zug, der bis
Prag gelöst hatte und in Marienbad ausstieg, schienen
sie zu sagen. Nun mußte ihm klar sein, daß
mein damaliger Sinneswandel ihm zu verschulden war.
Er zögerte, bevor er mir die Hand reichte, schaute
mich fragend an, konnte sich wohl den Grund des eigenartigen
Verhaltens nicht erklären oder stellte wer weiß
was für Hypothesen auf. Schließlich verzog
sich sein Mund doch zu einem Lächeln: "Viel
Glück" Er reichte mir die Hand, tätigte
seinen ersten Zug. Erst jetzt begriff ich, worauf ich
mich eingelassen hatte.
Nun geschah etwas, das den Saal in erstaunte
Unruhe versetzte. Er selbst, der Weltmeister, brach
die verabredete Stille: "Meine Herren, bitte entschuldigen
Sie die Störung, es wird die letzte sein, aber
darf ich noch einmal um Ihre Aufmerksamkeit bitten.
Soeben habe ich mich entschieden, wenn es denn, wie
ich hoffend voraussetze, ihre Zustimmung findet, das
Reglement zu modifizieren. Mit anderen Worten, ich möchte
den Grad der Schwierigkeit erhöhen. Seien Sie beruhigt,
meine Herrschaften, dies betrifft selbstredend nur meine
Schwierigkeiten. Ich werde, wenn Sie es gestatten, nicht
nur simultan gegen die fünfundzwanzig Herren spielen,
die so freundlich waren, meine Herausforderung anzunehmen,
sondern zudem auf die Ansicht der Bretter verzichten.
Ich werde blind gegen Sie antreten. Gibt es hierzu ablehnende
Stimmen? Wenn dies nicht der Fall ist, wie dies zu erwarten
war, so werde ich Sie nun mit den neuen Bedingungen
vertraut machen. Es versteht sich von selbst, ich wiederhole
mich da, daß absolute Ruhe herrscht und das Berühren
der Steine während meiner Absenz untersagt bleibt.
Ich werde mich nun mit dem Rücken zu Ihnen in diesen
Sessel setzen - Cameriere seien Sie bitte so freundlich
und tragen ihn hierher -, Sie werden dann, sofern Sie
an der Reihe sind, Ihren Zug ausführen, ihn laut
und deutlich ansagen und meine Antwort auf Ihrem Brett
selbständig realisieren. Habe ich mich verständlich
machen können, meine Herren? Wenn dem so ist, dann
können wir beginnen." Er setzte sich, mit
dem Rücken zu uns, in den Sessel, bestellte noch
einen Kaffee, dazu eine kubanische Zigarre und begann
in aller Gelassenheit, den Spieler am ersten Tisch nach
dessen Antwortzug zu befragen.
Es war unglaublich. Bereits der Versuch,
gegen fünfundzwanzig Gegner zugleich antreten zu
wollen, erweckte den Eindruck des Größenwahns,
aber nun, sämtliche Partien in der Imagination
auszufechten, das grenzte an Zauberei, mußte unmöglich
sein. Zwar verfügte auch Mueller-Bülow über
diese geheimnisvolle Fähigkeit, eine Partie im
Kopf spielen zu können, bis zu einem gewissen Grade,
aber nach einer Weile fiel es ihm zunehmend schwerer,
den Überblick zu behalten: Schnell lernte ich,
wie er am ehesten aus dem Konzept zu bringen war, dann
nämlich, wenn ungewöhnliche Züge geschahen,
Züge, welche die sogenannte Eröffnungstheorie
nicht kannte. Er dachte in festen Bildern, in Schemen,
verließ man diese - je zeitiger desto besser -
erhöhte man die Schwierigkeit, sich die Konstellationen
zu vergegenwärtigen. Jede Eröffnung, so erklärte
mir mein Meister, bringe, wird sie korrekt gespielt,
gewisse und stets wiederkehrende Stellungstypen hervor,
mit vergleichbaren Eigenschaften, taktischen und strategischen
Motiven, wie er das nannte. Diese könne man erlernen.
Sind jene Gleise einmal verlassen, so entstünden
Bilder, die selbst dem geübten Spieler Schwierigkeiten
bereiten würden, da alle nun möglichen Fortsetzungen
geprüft werden müßten, wohingegen die
Erfahrung ihn bei gewohnten Stellungen lehrt, welche
Entwicklungen nicht anzustreben seien und folglich die
Denkarbeit erheblich vereinfachen. Wähle zudem,
so erläuterte er mir damals, Eröffnungen,
die dem Gegner wenig Möglichkeiten lassen, auf
die es nur eine geringe Anzahl von Erwiderungen gibt,
so schränkst du den zu lernenden Stoff, und lernen
mußt du, wenn du Erfolg haben willst, so schränkst
den Umfang des Stoffes ein.
Aus diesen Gedanken wurde ich aufgeschreckt,
als mein Nachbar laut seinen Zug ausrief, worauf der
Weltmeister umgehend antwortete. "Brett 25 bitte",
hieß es nun. Ich war an der Reihe und hatte noch
nicht einmal einen Blick auf das Schachbrett geworfen.
"Brett 25 bitte", wiederholte er ungeduldig.
"Ich habe im ersten Zug Bauer nach e4 gespielt,
ihre Antwort, bitte!" - "Bauer c5" hörte
ich mich sagen, fast war es ein Reflex zu nennen. Ja,
die Sizilianische Verteidigung, wie sie Mueller-Bülow
immer spielte, die er mir beibrachte mit ihren tausend
möglichen Fortsetzungen, ihren ungezählten
Verästelungen. Das war ein Labyrinth, in dem ich
mich einst recht gut zu orientieren wußte. Alles
fiel mir plötzlich wieder ein, selbst den Namen
hätte ich eine halbe Stunde zuvor nicht mehr erinnern
können, aber nun war es wieder da, es mußte
Springer nach f3 folgen und es folgte. Ich hatte wieder
Boden unter den Füßen, die nächsten
fünf, sechs Züge standen mir klar vor Augen,
selbst ein Weltmeister würde diesem Weg nicht mehr
ausweichen, erst danach müßten Entscheidungen
gefällt werden. Instinktiv hatte ich Zeit gewonnen
und das war alles, was ich benötigte.
So konnte ich die Situation, in der ich
mich so plötzlich und unerwartet wiederfand, erst
einmal klären. Was ging hier vor? Gut, ich hatte
mich verzaubern lassen, die außergewöhnliche
Persönlichkeit dieses Mannes verführte, nein
zwang mich förmlich an dieser compétition
teilzunehmen. Er riß mich in jenen Strom der Erinnerungen,
den ich sicher eingedämmt glaubte. Aber weshalb
änderte er sein Ansinnen, weshalb lud er sich die
Last auf, blind gegen seine Kontrahenten spielen zu
wollen? Hatte dies mit mir zu tun? So muß es wohl
gewesen sein. Er hatte mich wiedererkannt, die Szene
im Zug mußte ihm zu Bewußtsein gekommen
sein. Nur, wofür hielt er mich? Wollte er mich
besiegen, vielleicht gar demütigen? Nun, das wird
ihm nicht schwerfallen, aber das alles rechtfertigt
das Spektakel nicht. Denn das war es, ein Spektakel.
Im Zenit seiner Kräfte stehend, glaubte er uns
unterhalten zu können, nur weshalb? Diese fünfundzwanzig
zufällig zusammengewürfelten Gelegenheitsspieler,
etwas anderes werden sie nicht sein, sind doch kein
lohnendes Publikum für eine solche Schaustellung
seiner mentalen Kraft. Was ihm Not tat, das war Öffentlichkeit.
Die Presse, wo war sie? - Sie sitzt am Tisch, durchfuhr
es mich. Ich selbst bin das Ziel seiner Bemühung,
denn ich bin der Vertreter der Allgemeinheit, ich selbst
werde die unerhörte Nachricht "Schachweltmeister
tritt im Blindspiel gegen fünfundzwanzig Gegner
an", ich selbst werde diese Meldung verbreiten.
In wenigen Tagen beginnt das Turnier. Was Rang und Namen
hat, wird hier, am Ort gegen ihn antreten. Sie werden
es lesen, werden beeindruckt sein. Ein Kampf der Nerven,
hatte Mueller-Bülow mich belehrt, sei das Schach
auf allerhöchstem Niveau. Wer Angst hat verliert,
wer die geistige Verfassung seines Gegners falsch einschätzt,
geht zugrunde. Und was soll mehr beeindrucken, mehr
Selbstsicherheit verschaffen, als ein Kraftakt wie dieser?
Dies mußte der Grund sein, er würde alles
erklären, nur eines nicht: woher wußte er,
daß ich ein gefeierter Journalist sei? Konnte
er es im Zug erraten haben, konnte er, während
ich, der vermeintliche Menschenkenner, über seine
Identität erfolglos rätselte, die meine, sozusagen
en passant herausbekommen haben, ohne auch nur einmal
den Blick aus seinem Buche zu erheben, konnte der fragende
Blick, dieser eine kurze Moment der Unsicherheit, konnte
meine zweifelhafte Entscheidung, das Reiseziel zu ändern,
konnte all dies mich preisgegeben haben?
Also spielte er für mich, in der
Überzeugung, daß ich seinen einzigartigen
Triumph in die Welt trage, ihn seinen Gegnern und Bewunderern
mitteile. Ich werde es tun, mein Herr. Sie sind ein
Dämon, ich stehe Ihnen zu Diensten. Sie wollen
die Story, Sie sollen sie haben. Zuvor jedoch, werter
Weltmeister, werden Sie mich unterhalten.
Wie er da saß, die Beine lässig
übereinander geschlagen, genüßlich seine
Havanna rauchend, deren Duft den komfortablen Saal angenehm
erfüllte, zirkelnde Rauchringe rhythmisch ausstoßend,
die er genießerisch mit den Blicken verfolgte,
und einer Maschine gleich Züge laut vor sich hin
sagte, ohne je den Eindruck zu erwecken, tiefgründige
Probleme lösen zu müssen, machte er uns eine
Überlegenheit deutlich, die den Rahmen des Menschlichen
überschritten haben mußte; hier saß
kein gemeiner Mitmensch mehr, der stilvolle Sessel wurde
zum Thron umfunktioniert, in dem ein König Platz
genommen hatte, was sage ich, ein Gott ließ sich
in unserer Mitte nieder, um uns, Menschengewürm,
die wir auf unser Wissen, unser Können, unsere
geistige Veranlagung stolz zu glauben sein durften,
ein für alle mal zu züchtigen. Und er züchtigte
hart. Mit eisernem Besen kehrte er aus, schon nach wenigen
Zügen ergab sich der erste Gegner entnervt, der,
ganz offensichtlich, in eine dieser zahlreichen Eröffnungsfallen
blindlings hineingetappt war. Andere folgten bald, und
als mein Spiel vor der Entscheidung stand, da saßen
nur noch siebzehn Spieler an ihren Tischen.
Wenn man mich nach meiner Partie fragen
wollte, ich wüßte nicht viel zu sagen. Längst
hatte mich das Spiel gepackt, mehr als je zuvor. Alle
meine Sinne waren auf dieses Brett gerichtet, außer
ihm gab es nichts mehr. Erst als alles vorbei war, sah
ich um mich, ohne zu begreifen, wo ich mich befand.
Wie aus einem Traum, aber das Wort ist noch zu schwach,
wie aus einer Trance, aus einem bis dahin vollkommen
unbekannten Gefühl der seligen Abwesenheit, die
ein ungeahntes Glück offenbarte, erwachte ich,
stieg ich empor aus wer weiß welchen Tiefen: des
Spiels, meiner Seele - oder gar seiner? Wir waren in
diesen Minuten eins geworden. Das Ende des Spiels erst
teilte die Welt, in Ich und Du, in Geist und Seele,
Seele und Materie, Gut und Böse, ich war jenseits
des Alltäglichen.
Lange Zeit konnte ich einer Partie folgen,
die einst sicherer Bestandteil meines manifesten Wissens
war. Mueller-Bülow hatte sie wieder und wieder
analysiert, sie mir erläutert, den unerhörten
Gedanken des Schachmeisters Lasker verständlich
gemacht, der im dreizehnten Zug eine großartige
Neuerung einführte, eine Neuerung, die sich, wie
mein Kamerad lehrte, nicht durchgesetzt habe und folglich
den meisten Spielern noch heute unbekannt sei. Mein
Herz pochte bis zum Hals, als ich diesen Scheideweg
erreichte, aber ich überlegte nicht lange und rief
meinem meisterlichen Gegenüber, der soeben eine
neue Tasse Kaffee bestellte, fast triumphierend den
zauberhaften Zug entgegen; sollte er doch beweisen,
ob er auch auf Abwegen sich auskannte. Bislang war alles
Theorie, was er mir zu sagen hatte, das konnte er wie
ein Gedicht rezitieren, es war Erinnerungsarbeit und
wenig einfallsreich, aber nun begann das Spiel. Er vernahm
meinen Zug und ich hätte wetten können, daß
er schmunzelte. "Brett 25 wandelt auf den Spuren
des Dr. Lasker?", unterbrach er die Ruhe. "St.
Petersburg 1914, die Partie gegen Genewski, eine denkwürdige
Schlacht. Leider hat sich Laskers Neuerung nicht durchgesetzt,
obwohl sie Aufmerksamkeit verdiente." War das ein
Mensch? Dann nannte er mir den zu erwartenden Zug und
rief den nächsten Gegner auf.
Nun, ich will es kurz machen, drei Züge
später wich er von der klassischen Partie ab, fand
er einen bislang noch ungespielten Zug und von da an
ging es mit mir bergab. Die Aufgaben wurden zu kompliziert,
ich fand nicht die beste Erwiderung und sah mich bald
einem unwiderstehlichen Angriff ausgesetzt. Was hätte
Mueller-Bülow an meiner Stelle getan? Er hätte
die Kraft gefunden, aufzugeben, aber ich dachte überhaupt
nicht daran, die Möglichkeit der Aufgabe kam mir
einfach nicht in den Sinn, zu stark war ich in dieses
Spiel involviert und erst als er mir ein Matt in vier
Zügen ankündigte, kam ich wieder zu mir. Das
nahe Ende vor Augen, stieg ich wieder hinan, in die
Menschenwelt.
Wie ich in mein Zimmer gelangte, weiß
ich nicht mehr. Ich fand mich vor dem Spiegel wieder:
schweißdurchnäßt, erschöpft, wild.
Nur die Augen glänzten; es waren Mueller-Bülows
Augen. Ich gestehe, daß mich diese sonderbaren
Gedanken, die mich nun heimsuchten, vollständig
verwirrten, und ich befürchte, es wird mir auch
jetzt, nach reiflicher Überlegung, nicht gelingen,
sie auf eine Art und Weise darzulegen, daß sie
andere in ähnlicher Weise berühren oder ihnen
gar begreiflich werden, wie mir an jenem Abend. Vielleicht
beruhte ihre Wirkung nur auf dem selten zuvor erlebten
Zustand der vollkommenen Erschöpfung, einer seligmachenden
Verausgabung der eigenen Ressourcen, wahrscheinlicher
jedoch mußte eine mir bis dahin unbekannte Saite
meines unruhigen Wesens angeklungen sein, deren Existenz
ich nicht einmal zu vermuten wagte.
Vollständige Leere erfüllte
mein Inneres. Ja! Man muß es so paradox ausdrücken:
Leere erfüllte mich. Einem leeren Gefäß
glich mein Geist, ausgeschüttet, aufgesogen bis
auf den letzten Tropfen und bereit, neu gefüllt
zu werden. Und wenn es noch so etwas wie einen Willen
gegeben haben sollte, dann der nach neuer Füllung.
Selbst die Leere des Nichts kennt noch Differenzierungen,
unsagbare letztlich, das wird mir nun vollends klar,
aber doch zu fühlen, denn sie, diese phantastische,
vollkommene Leere war das Gegenteil der einst gefühlten
und gefürchteten. Was sie verhieß war mehr
als die gewohnte Zufriedenheit, die einen nach gelungener
Arbeit wohlig durchströmte, was sie verhieß,
war – es läßt sich nur in ein ärmliches
Wort gießen: Glückseligkeit.
Ich fiel ins Bett und schlief bis weit
in den Vormittag hinein.
Der Hunger weckte mich. Noch lag der
Druck des vergangenen Abends schwer auf mir, die Augen
brannten, und doch empfand ich schon jene geheimnisvolle
Sehnsucht, die mich seither begleitete. Wie nach einer
wilden, leidenschaftlichen Liebesnacht, in der uns die
Sehnsucht nach dem Weib, dem Ewigweiblichen, jenem unauflösbaren
Geheimnis gefangen nimmt, dem Versuch eine Summe zu
ziehen aus einer Menge irrationaler Zahlen, die jede
ihr eigenes Geheimnis wahrt, wuchs das Gefühl,
einer großen Wahrheit auf der Spur gewesen zu
sein; nur wollte es nicht mehr gelingen, sie mit Worten
dingfest zu machen. Ein neuer Einstieg war unerläßlich,
das jedenfalls, wenn auch sonst nichts, war im Moment
klar.
Während ich ein schweres Frühstück
zu mir nahm, versuchte ich, meiner wirren Gedankenwelt
Herr zu werden und die gestrigen Erlebnisse zu rekapitulieren.
Der Garçon, der sich auf meine Bitte hin ausdrücklich
Aufzeichnungen angefertigt hatte, vermittelte alle dazu
notwendigen Fakten. Die gestrige Vorstellung, so erzählte
er, habe bis weit nach Mitternacht angedauert und endete
mit einem vollkommenen Triumph des Weltmeisters, der
sämtliche Partien für sich entscheiden konnte.
Im Anschluß habe er einige besonders gelungene
vor Publikum annotiert, wobei er erneut seine überlegene
Geistesstärke demonstrierte, da er sie aus dem
Gedächtnis zu zitieren wußte. Im übrigen
sei auch die meine ausgewählt worden, da sie lange
Zeit den Spuren einer historischen Vorgabe gefolgt wäre.
Ich hätte, so erläuterte der Meister, dabei
eine gute Möglichkeit übersehen, wenn, statt
des Abtausches im Mittelspiel, eine Verstärkung
der angegriffenen Figur mit Hilfe eines Bauern erfolgt
wäre.
Lange Zeit gingen mir diese Worte nicht
aus dem Sinn. Was geschah mit mir? Ich war ein erfolgreicher
Journalist, einer der besten seines Faches, hatte die
Welt kennengelernt, ihren Reichtum, ihre Schönheit,
aber auch ihre Grausamkeiten. Man wird hart gegen Bilder,
verliert die Fähigkeit des Mitleidens und muß
sie verlieren, um das hohe Ideal der Unvoreingenommenheit
verwirklichen zu können. Dabei sein, das war alles,
aber man darf sich nicht hineinziehen lassen. Wer sich
berühren läßt, ist verloren. Viele Gefährten
hatte ich so "sterben" sehen, irgend etwas
ertrugen sie nicht, konnten sich von einem Bild, einer
Tragödie nicht mehr befreien oder verfielen der
Macht des Schönen, wollten teilhaben und gingen
unter. Und nun sollte mir dies geschehen sein? Unmöglich.
Wozu auch? Ich war zufrieden, hatte mein Leben in die
Hand genommen, nach dem Krieg von vorn angefangen und
erreicht, was zu erreichen war. Ich verkehrte in den
besten Kreisen, hatte Beziehungen, ja selbst Bedingungen
konnte ich stellen. Wie war es da möglich, daß
ein einziges vermaledeites Spiel, eine Nichtigkeit,
mich derart aus der Bahn warf? Gut, mein Gespür
hatte nicht getrogen, darauf konnte ich stolz sein,
es hatte eine außergewöhnliche Persönlichkeit
mit absoluter Sicherheit aus einer Masse herausgefunden,
war ihr gefolgt, wie es meine Berufspflicht ist und
ihr am Ende unterlegen. Aber doch nur auf einem Gebiet,
das nicht das meine ist. Mach einen Artikel daraus,
sagte ich mir, und du stehst wieder auf der Siegerseite,
dort wo du zu Hause bist, dort, wo du hingehörst.
Was auf dem Spiel stand, plötzlich
und unerwartet, war mein höchstes Gut, das zu erringen
meine ganze Existenz voraussetzte, inklusive des feinen
Zynismus, dessen es bedarf, um die Situationen der Anfeindung
wohlbehalten überstehen zu können; es war
meine Zufriedenheit. Sie erschien mir augenblicklich
klein, häßlich und billig, als Ziel eines
Lebens, diesem nicht würdig. Ein mir höchst
befremdlicher Gedanke begann sich in der Brust breit
zu machen, eine Sehnsucht nach einem imaginären
Höheren. Bislang konnte es mir immer gelingen diese,
Suchenden im Stillen spöttisch zu verlachen, die
da glaubten, einem fremden Ideale folgen zu müssen,
um einen erträglichen Zustand des Daseins zu erreichen.
Selbst diesen Weltmeister verachtete ich ein klein wenig,
da er sich in eine Sonderbegabung flüchtete, aus
der er sich ein Weltbild zusammenzimmerte, das, ob seiner
Enge, einfach nur lächerlich sein konnte. Wie allen
Genies, so fehlt auch ihm das Umfassende, es mußte
ihm fehlen, denn ein Mensch der sein Glück im engen
Quadrat von vierundsechzig Feldern finden zu können
glaubt, was ist der anderes als eine tote Seele, die
sich allabendlich am Brett gewaltsam wiederbelebt? Ein
bedauernswertes Wesen, ein Beispiel nur für die
Absurdität menschlichen Strebens, deren es Tausende
gibt, und kaum mehr wert als einen Absatz in der Abendausgabe.
Wie konnte solch ein armes Genie einen wirklich reichen
Menschen in derartige Abgründe innerer Zwistigkeiten,
ja existentieller Zweifel werfen? Nein, nicht er, eine
andere Macht mußte durch ihn gewirkt haben, die
sich nun in mir als eine Sehnsucht breitzumachen gedachte.
War ich noch Herr meiner selbst, war ich es je oder
war selbst dies als Trugbild entlarvt? Dieser seltsame
Zustand der Abwesenheit, der klang noch nach in der
Brust und diese verhängnisvolle Sehnsucht, für
die mir kein anderes Wort als "Glückseligkeit"
in den Sinn kam. Es war nicht mehr zu leugnen: ich war
infiziert. Ein Virus tobte sich aus in meinem Blut,
der meine innersten Überzeugungen anfraß
um an deren Stelle Chimären zu pflanzen, unerreichbare
Versprechungen eines künftigen, wer weiß
das schon, eintretenden Glücks. Man hatte diesen
Virus zu bekämpfen, jawohl, eine Luftänderung
tat Not und hätte ich nicht eigentlich schon längst
in Prag sein sollen? Verhängnisvolle Entscheidung,
die Pläne abrupt zu ändern, die man nun nur
noch rückgängig machen konnte. Mein Entschluß
war gefaßt, nur eines gab es noch zu tun: die
Story.
Ich eilte zum Portier und bat ihn, die
Rechnung vorzubereiten, ich werde bald, noch heute vermutlich,
abreisen, hätte nur noch eine Arbeit zu erledigen
und werde dann den erstbesten Zug in die Metropole nehmen.
Dabei wußte ich doch schon: es
war kein Hirngespinst, es war keine Einbildung, was
ich erlebte war so wirklich wie nur irgendetwas in meinem
Leben. Ich war glücklich in jenen Momenten.
Was soll ich sagen, ich blieb den nächsten
und auch den übernächsten Tag, schlief ausgiebig,
lief stundenlang durch die Gartenanlagen, gab mich meinen
Gedanken hin. Hier war etwas geschehen, so bringe es
auch hier in Ordnung. Das Vorgefallene zu Papier zu
bringen, wollte mir zudem nicht gelingen, viel zu zerfahren
waren meine Gedanken. Und dann diese Sehnsucht: Ich
hätte nicht zu sagen gewußt, wonach, spürte
jedoch, daß es dieser Ort nur sein kann, den Dingen
auf den Grund zu gehen. Eine Art Religiosität überkam
mich. Hunderte Male sagte ich mir den Satz vor: Wer
sein Leben verlieren wird um meinetwillen, der wird
es wiederfinden. Verloren hatte ich es bereits, wenn
auch nur für Momente, nun war es an der Zeit, es,
ein anderes womöglich, wiederzufinden. Die Tage
der Ruhe leisteten ihr Übriges. Bald fragte ich
mich verwundert, wo sie denn geblieben sei, meine innere
Unruhe. Obgleich ich nichts tat, ein seit Jahren mir
vollkommen fremder Zustand, fühlte ich eine angenehme
Schwere meine Gänge begleiten. Ich tat nichts und
langweilte mich doch nicht. Voller Verwunderung wälzte
ich diesen Gedanken hin und her, bis er ein seltsames
Bild formte, welches in großer Klarheit vor meinem
geistigen Auge entstand: sie, die Leere, die Langeweile
war es, die mich in den letzten Jahren stets begleitete
und sie äußerte sich im Tun, im permanenten
Tun, im stetigen Unterwegssein. Mein bisheriges Leben
war nichts anderes denn eine Flucht, die Flucht vor
dem Nichts, die mich ins Nichts nur weiter hineintrieb.
Ich war nicht ich selbst, sondern ein Journalist, ein
Pressemensch, ich zog mir diesen Mantel an, um als etwas
zu erscheinen und versteckte doch nur meine banale Existenz
darin. Vor mir selbst versteckte ich sie. Wer ich tatsächlich
sei, das stieg als dunkle Ahnung in diesen Tagen herauf.
Mir blieb nichts anderes, als auszuharren bis zur Ankunft
der Erkenntnis, welche reifte.
Schließlich kam der Termin des
Schachturniers heran, es mochten vier, fünf Tage
vergangen sein, aber genau wüßte ich das
nicht mehr zu sagen, denn der Begriff der Zeit verlor
seine Bedeutung während dieses Zustandes der Unwägbarkeit.
Am Morgen las ich den Aushang, der den Beginn verkündete.
Es bedurfte keines langen Räsonierens, die Entscheidung
war im Moment gefällt, mehr noch, ein tiefgeatmetes
"Endlich" entrang sich meiner Brust und machte
mir unmißverständlich deutlich, worauf ich
eigentlich in den letzten Tagen gewartet hatte. Natürlich,
nur von diesem Ereignis konnte eine Lösung erhofft
werden, hier würde ich ihn wiedersehen, dort wird
es Gelegenheit genug geben, sich über das Geschehene
aufzuklären. Wie man hörte, die aktuelle Ausgabe
der lokalen Zeitung verkündete es ebenso schreiend
wie die frisch angeschlagenen Plakate, werde sich in
den kommenden vierzehn Tagen nahezu die gesamte Weltelite
des Schachs im Kurort vereinen, angeführt vom derzeitigen,
sekundiert von früheren Weltmeistern und jungen
aufstrebenden Genies, die man schon als kommende Sieger
feierte, und um ein stattliches Preisgeld ringen. Der
Wettkampf gelte, ob seiner hervorragenden Besetzung,
als wichtiger Prüfstein für den momentanen
Champion, der seit nahezu zwei Jahren ungeschlagen geblieben
sei.
Einige wenige Namen waren mir noch ein
Begriff, Namen, die in Mueller-Bülows Buch schon
auftauchten, Namen wie Lasker, Marshall oder Mieses,
von der Mehrzahl der Akteure jedoch, die nun wie Filmstars
angekündigt wurden, hatte ich keinerlei Kenntnis.
Das Marienbader Publikum nahm die Nachricht lediglich
mit gedämpfter Begeisterung auf; man hatte offensichtlich
besseres zu tun, als sich den Heroen des Schachs zu
widmen. Und tatsächlich, der Saal, als ich ihn
des Abends betrat, war nur mäßig gefüllt,
in der riesigen Halle des Konzerthauses verlor sich
die Menge der Zuschauenden. Hinter der Absperrung waren
die Meister unter sich, standen parlierend zusammen
oder formten sich lächelnd für ein Gruppenphoto.
Er stand mitten unter ihnen, selbstbewußt, stattlich,
sichtlich zufrieden bildete er das Zentrum der Aufmerksamkeit.
Die Spieltische, in denen das Brettmuster
mit hell- und dunkelbraunen Feldern eingearbeitet war,
standen bereit, mit den Namen der Kontrahenten versehen.
Schwere handgearbeitete Figuren, sauber in Reih und
Glied, schauten sich düster ins Angesicht. Klobige
Uhren, neben der Spielfläche aufgestellt, komplettierten
das Bild. Etwas Feierliches ging von diesen Tischen
aus, als bürgen sie ein Geheimnis, welches zu entlocken
das Ziel der Meister sei. Noch standen sie still, waren
nichts anderes als Holzpüppchen, fein gefertigt,
ohne Zweifel, aber eben doch nichts anderes als leblose
Figuren, Spielzeug gleichsam.
Eine Glocke wurde angeschlagen, die Herren
bewegten sich auf ihre Tische zu und nahmen schließlich
Platz. Jemand begrüßte die Spieler und Zuschauer
in deutscher, englischer und französischer Sprache,
erläuterte dann noch einmal das Reglement und gab
die erste Runde frei. Eifrige Geschäftigkeit folgte,
Händeschütteln, Figurenschieben, Uhrendrücken,
Aufschreiben, an gut zwanzig Tischen zugleich. Ungewohnter
Lärm hob wie ein unerwarteter Orkan an und verebbte
nach wenigen Minuten allmählich in gespannte Ruhe,
die nur noch gelegentlich vom klickenden Geräusch
der Schachuhr, einem gerückten Stuhl oder einem
unterdrückten Hüsteln gestört wurde.
Ich tauchte wieder ein in diese Welt.
Natürlich stand ich beim Tisch des Weltmeisters,
der gegen einen kleinen dunkelhaarigen Gegner anzutreten
hatte, dessen Physiognomie ihn unzweifelhaft zum Volke
Abrahams zugehörig erkenntlich machte. Ein breites,
fast kinnloses Gesicht, eine starke Brille, durch die
kluge, fast weise Augen schnell hin und her blickten.
Der schmale, etwas nach unten gebogene Mund verriet
den Witz seiner Ahnen, konnte jedoch den feinen Zynismus
seines Geistes nicht gänzlich verbergen. Er galt
als Gründer einer eigenen Schule, deren neuartige
Theoreme von den älteren Meistern erbittert angefeindet
wurden und wo er spielte, da stand mehr als das Spiel
zur Debatte, denn verschiedene Systeme kämpften
um ihre Berechtigung.
Nach über sieben Stunden Spielzeit
gab der Weltmeister auf.
Nachschrift:
Zwanzig Jahre sind seither vergangen
und erst jetzt finde ich die Kraft, die denkwürdigen
Ereignisse zu rekapitulieren. Zwei lange Jahrzehnte,
in denen uns die Geschichte in Atem hielt; ein neuer
Krieg, eine erneute Niederlage.
Gestern hielt ich die Morgenzeitung in
der Hand mit der schockierenden Nachricht: der Weltmeister
ist tot! Dazu ein Bild, ernüchternd und voller
Tragik. Längst arbeite ich nicht mehr als Journalist
- Marienbad hat mein Leben grundlegend geändert
- aber das Bild des Weltmeisters, wie er zusammengesunken
vor einem Schachbrett sitzt als schlafe er nur, umgeben
vom stillosen Ambiente eines dubiosen Hotels, ließ
sich in seiner Tragik nicht mißverstehen. Dies
war nicht mehr der Edelmann von einst, dies hier war
eine gescheiterte Kreatur, ein Leidender, der endlich
erlöst wurde, ein Umhergetriebener, Entwurzelter,
vereinsamt und allein, der seine Mahlzeiten nun aus
der Assiette zu sich nahm. Als ich das Bild sah, kamen
die Erinnerungen wieder hoch. Oder betrüge ich
mich nicht selbst? Waren die Erinnerungen jemals verschwunden?
Nein, in Wirklichkeit blieben sie meine ständigen
Begleiter. Und wie oft habe ich in diesen zwanzig Jahren,
die auch mich ergrauen ließen, jene unvergessliche
Partie nachgespielt. Dutzende, Hunderte Male! Ich wollte
in ihr Geheimnis eindringen, sie ergründen, endlich
Klarheit schaffen, denn obwohl ich ihr einst am Ort
folgte und mir keine Regung der Kontrahenten entgehen
ließ, so blieb mir ihr spielerisches Geheimnis
doch ungeklärt. Es bedurfte Jahre harter Arbeit,
die mich zu einem besseren Spieler machten, als es Mueller-Bülow
je war, ihre tieferen Mysterien zu lüften. Aber
man kann sie nur fühlen, nicht aufschreiben. Indem
ich nun versuche gegen allen Sinn unsagbare Dinge zu
sagen, hoffe ich, mich der Last entledigen zu können.
Schachgeschichte erzählt man heutzutage
in Zügen, in: 1. e4 Sf6 2. Sc3 und d5, als wäre
eine Partie Schach nichts weiter als ein technischer
Vollzug, als säßen sich zwei Automaten und
nicht Menschen, nicht Seelen gegenüber, die eine
je eigene Geschichte haben, Träume, Ideen, Empfindungen,
Wünsche und Ängste. Jene Partie ging in die
Annalen ein, in vielen Büchern ist sie besprochen,
ist sie "analysiert". Daß ich nicht
lache! Nicht einer der Analytiker ist in die dunkle
Tiefe des titanischen Kampfes eingedrungen, mögen
seine Zergliederungen und Varianten auch noch so scharfsinnig
sein, und selbst des Weltmeisters Anmerkungen und die
seines exzentrischen Gegners verschweigen das meiste.
Ist das nicht der beste Beweis für die wahre Intensität?
Vielleicht gab es in der gesamten Geschichte
des Spiels überhaupt nur einen einzigen, der den
inneren Mysterien auf der Spur war, der große
Lasker. Er glaubte daran, das Wesen des Spiels als einen
Kampf charakterisieren zu können. Aber selbst dieser
Begriff will mir nicht als wirklich gelungen erscheinen;
er ist zu stark und zu klar und zu sehr auf Gegensätze
aus. Vielleicht darf man gar kein Schachmeister sein,
um Wesenseinsichten in das Spiel zu bekommen, vielleicht
muß man außerhalb seiner inneren Faszination
stehen, um seine Bedeutung erkennen zu können,
vielleicht verliert man den Überblick, wenn man
sich zu tief in seine Gesetze versenkt? Irgendwann flog
mir ein anderes, ein treffenderes Wort zu, es muß
mir freilich schon Jahre lang auf der Zunge gelegen
haben, denn ich empfing es als unmittelbare Evidenz,
als lichtvolle Einsicht, die im Moment alles löste.
Schach ist kein Kampf, Schach ist ein Ringen! Denn es
ist vielmehr ein Miteinander als ein Gegeneinander,
es ist ein Geschehen im sphärischen Ring der konzentriertesten
Stimmung, es eint und trennt nicht, es ist eine Verquickung,
eine Verringung der Gedanken, unauflösbar. Einer
ist ohne den anderen nicht zu denken. Schach als spielerisches
Ringen ist das Zusammenspiel. Im Runden und Ringenden
verlieren sich Sinn, Ziel und Zeit. Es ist Zeit ohne
Ziel. Eine Zeit, in der das gewöhnliche, auf eine
Zukunft zustrebende und von ihr stets bedrohte, immer
also durch den Bezug auf die Zukunft bestimmte Wesen
der Zeit aufgehoben ist, eine Zeit, die ziellos und
selbstgenügsam in sich selber ruht und darum als
Ewigkeit erscheint. Es ist die Zeit der Vollendung und
Vollkommenheit.
Nie werde ich vergessen, wie des Weltmeisters
Gegenüber in der Eröffnung den Zug g3 zelebrierte,
ein scheinbar unauffälliges Rücken des unbedeutendsten
Bauern, in dem doch eine ganze Philosophie verborgen
steckte und mit dem er dem Weltmeister sagte, daß
er auf alle Theorie, auf alles Buchwissen verzichte
- "auch auf deines" - und neue Wege suche.
Denn glaubte man nicht an das Ende des Schachs, an das
Ende des Denkens, gar an das Ende der Welt?, an Dekadenz
und Stagnation? Hatten uns nicht Wohlstand und zehnjähriger
Friede in einen Zustand der unerträglichen Zufriedenheit
geworfen, in dem alles vorgezeichnet schien, in dem
es zu leben, wirklich, extatisch zu leben, nicht mehr
lohnte? Bis in die letzten Winkel der menschlichen Tätigkeit
hatte sich dieser ätzende Gedanke verkrochen, selbst
bis in das Schach. Aber dann gab es die Rebellen, die
alles anders machen wollten, die Welt aus den Angeln
heben, die Gesetze widerlegen. In der Kunst, in der
Wissenschaft und im Schach. Hypermoderne nannten sie
sich und wollten mehr sein als modern, denn modern sein,
hieß alt und dogmatisch sein. Deswegen g3, gegen
alles Wissen. Bauer nach g3 - das ist mehr als ein Zug,
es ist Theorie, Philosophie, Weltanschauung. Die alten
Meister vom Schlage eines Steinitz oder Tarrasch, die
dem Schachspiel erst einen wissenschaftlichen Charakter
verliehen und es erforschten, als wäre es ein wahrer
Bestandteil unserer phänomenalen Welt, hätten
solch einen Zug nicht für möglich gehalten.
Sie würden die Figuren entwickelt oder das Zentrum
des Bretts gefestigt haben, aber seine Königsstellung
derart zu öffnen und scheinbar ungeschützt
zu hinterlassen, das wäre ihnen nicht in den Sinn
gekommen, denn sie liebten die Ordnung. Hypermoderne!
Eine ihrer Grundgedanken war es, das vitale Zentrum
zu vernachlässigen, um sich stattdessen an den
Flügeln zu entwickeln. Damit freilich gaben sie
das Zentrum nicht auf, sondern versuchten, es vom Rand
her zu beherrschen. Damals verstand ich nicht die Bedeutung
jenes revolutionären Gedankens, heute hingegen
erschauere ich stets von neuem, wenn ich mir die Tragweite
dieser Idee vergegenwärtige. Nicht am stärksten
Punkt hat man anzupacken, um Änderungen herbeizuführen,
sondern an einem schwachen!
Und hatte der Weltmeister nicht gelächelt
bei diesem Zug, den er für inferior hielt? Noch
in der Erinnerung will es mir so scheinen. Vielleicht
entstand erst hier sein Entschluß - so wie er
sich im "Excelsior" plötzlich zur Blindpartie
entschied -, zu bestrafen und seine unbedingte Überlegenheit
zu beweisen und damit die seines Gedankengebäudes.
Vielleicht entschied er sich aber auch erst, als Weiß
seinen gut entwickelten Springer zurückzog - wieder
so ein extravaganter Zug - und er fast ohne Überlegung
seinen zentralen Bauern in die gegnerische Stellung
eingrub. Regel bekämpfte Regellosigkeit - aber
er war sich seiner selbst zu bewußt und überzog
den Bogen. Mit fast verzweifelten - und genialen - Mitteln
versuchte er den verlorenen Boden und die verlorene
Initiative wiederzuerlangen und hätte es beinahe
geschafft. Als sein Springer mit unglaublichem Mut tief
in die Höhle des Löwen eindrang, da verstummte
der Saal in der sicheren Erwartung, ein weiteres Meisterwerk
zu Gesicht zu bekommen und für einen Moment hatte
man den Eindruck, als gäbe sich Weiß geschlagen,
doch dann fand er Erwiderung auf Erwiderung, vereinfachte
das Spiel und blieb immer noch mit gutem Angriff zurück.
Und hätte er die Nerven behalten, er hätte
schon hier den Weltmeister bezwingen können. So
aber zögerte er, verpaßte Chance auf Chance.
Nur ein genialer Einfall vermochte die Siegesschale
noch einmal zu seinen Gunsten zu senken, nicht ohne
einen Fehler seines Kontrahenten zu verursachen. Vielleicht
war dies das Demütigendste der gesamten Partie,
die Nerven verloren zu haben. So geschockt von der Wirkung
der nun folgenden kraftvollen Züge und dem plötzlichen
Wandel der Situation, fand er noch nicht einmal die
Kraft, sich zu ergeben, sondern ließ sich abschlachten.
Spät erst erwachten die beiden aus diesem Traum.
Und trotzdem, auch für ihn war es
die Zeit der Vollendung und der Vollkommenheit
Ich glaube fest daran, daß die
beiden Meister dies während der Partie empfunden
haben und wohl auch ich, der ich unverständiger
Zuschauer war. Der eine empfand es als zerstörende
Kraft, die ihn letztlich in das einsame Ende trieb,
der andere als aufbauende, um später erst die ganze
Gewalt zu erfahren. Heute weiß ich von der Unmöglichkeit,
diesem Schicksal zu entgehen, wenn man sich bedingungslos
dem Schachdämon verschreibt.
1. e4 Sf6
2. Sc3 d5
3. e5 Sfd7
4. f4 e6
5. Sf3 c5
6. g3 ! Sc6
7. Lg2 Le7
8. 0-0 0-0
9. d3 Sb6
10. Se2 ! d4
11. g4! f6
12. exf6 gxf6
13. Sg3 Sd5
14. De2 Ld6
15. Sh4 Sce7
16. Ld2 Dc7
17. Df2 c4!!
18. dxc4 Se3!
19. Lxe3 dxe3
20. Df3 Dxc4
21. Se4 Lc7
22. b3 Dd4
23. c3 Db6
24. Kh1 Sd5
25. f5 Sf4!
26. Tfd1 Kh8
27. Lf1 exf5
28. gxf5 Le5
29. Te1 Ld7
30. Txe3 Lc6
31. Tae1 Sd5
32. Td3 Sxc3
33. Sg6! hxg6
34. Dg4 Tf7?
35. Th3+ Kg7
36. Lc4 Ld5
37. fxg6 Sxe4
38. gxf7+ Kf8
39. Txe4 Lxe4
40. Dxe4 Ke7
41. f8=D+! Txf8
42. Dd5 Dd6
43. Dxb7+ Kd8
44. Td3 Ld4
45. De4 Te8
46. Txd4
--- Autor unbekannt, 22.12.2004 ---
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