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Alles umsonst
Plauener drängen
Hoyerswerda an den Rand einer Niederlage
Andreas Götz hörte gar nicht
mehr auf mit Schimpfen auf der langen, langen Heimfahrt
von Hoyerswerda und selbst der sonst so ruhige Sergej
Lozovoy war verärgert, dass sein Team nach einem
langen Schachsonntag mit leeren Händen nach Hause
zurückkehrte.
Im Spitzenspiel der Sachsenliga rechnete
man sich auf Plauener Seite nach akuten Aufstellungsproblemen
allerhöchstens Außenseiterchancen aus. Lion
Pfeufer und Thomas Espig wurden für die 2. Bundesliga
verpflichtet, Marco Schaarschmidt kämpfte mit seiner
Diplomarbeit. Am späten Freitagabend hatte auch
noch der eingeplante Frank Gerbeth wegen Krankheit abgesagt.
Dafür war wenigstens Mathias Paul wieder dabei
und Christian Hörr wurde wie besprochen an Bord
geholt genauso wie Elmer Pekrul, der in der 1. Runde
bereits gewonnen hatte. Nach starken Leistungen im vergangenen
Jahr bekamen auch die Reh-Schwestern das Vertrauen.
In der Hoyerswerdaer Altstadt begann
der Kampf relativ ruhig. Einzig Rebecca Reh agierte
viel zu passiv und wurde mit einem schönen Turmopfer
ausgeknockt. Schwester Theresa machte es mit Weiß
besser. Gegen Rudolf Geracik spielte sie ein solides
Zweispringerspiel, wehrte ein paar Scheindrohungen ab
und kam im leicht vorteilhaften Leichtfigurenendspiel
zu einem verdienten Remis. Elmer und Christof standen
zunächst leicht gedrückt, kamen aber beide
in der Brettmitte zu Gegenspiel. Bei Christian drehte
sich alles um einen weißen Isolani auf d5, den
er mit aller Kraft verteidigen wollte. Einen unscheinbaren
Turmschwenk von a8 nach d8 widerlegte er mit einer fast
10-zügigen Kombination, die nach einem zwischenzeitlichem
Damenopfer eine Mehrfigur ausspuckte.
Nachdem Mathias Paul an Brett 1 den starken
Günther Jahnel mit unorthodoxen Zügen zuerst
in Zeitnot und wenig später mit einem Turmopfer
völlig aus der Fassung brachte, schien sich das
Blatt zu wenden. Leider vergriff sich Elmer im taktischen
Wirrwarr. Statt des dreizügigen Gewinns ruinierte
er seine Stellung zum Verlust.
Dann die Zeitnotphase: Andreas Götz
hatte an sich eine ausrichtsreiche Stellung, gab seinen
Vorteil aber wieder aus den Händen. Anstatt dreimalige
Zugwiederholung zu forcieren, nahm er unsinnigerweise
die Brechstange und überschritt im 40. Zug die
Zeit, wobei nicht ganz klar ist, ob die Hoyerswerdaer
Reklamation überhaupt rechtens war. Ähnliche
Szenen gab es am Brett von Christian Hörr. Bereits
mit Mehrfigur schaffte er die Zeitkontrolle mit 5 Sekunden
auf der Elektronik. Das Blättchen der analogen
Uhr fiel trotzdem, obwohl die elektronische Uhr wieder
eine Stunde anzeigte. Protest gab es keinen, wohl auch
weil Christians 40. Zug ein Totalausfall war. Plötzlich
bekam sein Gegner zwei verbundene Freibauern und das
Remisangebot wurde auf Geheiß von Andreas Götz
und Mathias Paul lieber angenommen.
Beim Stande von 4:2 für die Gastgeber
waren noch die Partien von Sergej Lozovoy und Christof
Beyer offen. Ersterer stand mindestens auf Ausgleich,
sogar mit den besseren Chancen dank des starken Springers
gegen den schwachen Läufer. Tatsächlich schaffte
es Sergej mit absolut sehenswertem Spiel, seine dritte
Partie für den SK König zu gewinnen. Von ihm
wird in dieser Form noch viel zu erwarten sein. Christof
hatte sich inzwischen befreit und ein Turmendspiel mit
zwei zentralen Freibauern auf dem Brett. Irgendwie fehlte
jedoch die letzte Konsequenz und nach einigen ungenauen
Zügen blieb ihm nur die Zugwiederholung.
SC Hoyerswerda
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SK König Plauen
II
|
4½
|
:
|
3½
|
Jahnel,
Günther |
2256
|
|
Paul,
Mathias |
2118
|
0
|
:
|
1
|
Kregelin,
Jan |
2129
|
|
Lozovoy,
Sergej |
1933
|
0
|
:
|
1
|
Graf,
Roland |
2180
|
|
Götz,
Andreas |
2090
|
1
|
:
|
0
|
Böhm,
Robert |
2073
|
|
Beyer,
Christof |
1904
|
½
|
:
|
½
|
Schuh,
Rüdiger |
2037
|
|
Hörr,
Christian |
1837
|
½
|
:
|
½
|
Brechlin,
Olaf |
1988
|
|
Pekrul,
Elmer |
1798
|
1
|
:
|
0
|
Geracik,
Rudolf |
1991
|
|
Reh,
Theresa |
1762
|
½
|
:
|
½
|
Delling,
Thomas |
2073
|
|
Reh,
Rebecca |
1720
|
1
|
:
|
0
|
Alles in allem kein überraschendes
Ergebnis beim Wertzahlschnitt von Hoyerswerda 2091 gegen
Plauen 1895. Dennoch waren trotz der 200 DWZ-Punkte
Differenz insgesamt sechs Zähler für die Vogtländer
mehr oder weniger auf dem Brett. Okay, ein Sieg wäre
mit vier Ersatzspielern eine Sensation gewesen, aber
wenigstens ein 4:4 hätten sich die Könige
für ihr couragiertes Spiel und die 600 Kilometer
Fahrt verdient gehabt. Trotz der ärgerlichen Niederlage
kann man mit dieser Leistung positiv in die Zukunft
blicken.
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