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CZECH OPEN PARDUBICE 2006
 

Von Hawaii über Piemont nach Miami Beach
Pardubicer Schachfestival trotz kleinerer Pannen wieder ein Genuss

"Děkuji." – "Prosím."

So groß ist der Chemnitzer Bahnhof nun wirklich nicht, dass man sich darin verlaufen oder verfehlen könnte. Aber da war sie wieder, die vierte Dimension. Kein Bagger weit und breit. Nur ein zu großer Parkplatz.

Das Eisstadion - Duhová Aréná

Der Auftakt zum Pardubicer Schachurlaub verlief in diesem Jahr etwas umständlich. Johannes Titz und Christof Beyer waren mit dem Zug in die Bezirkshauptstadt gereist, um den Hörr'schen Zubringer nach Tschechien zu erwischen, doch wie schon zur Trockenübung im Februar wurde es nichts aus dem romantischen Treffen am Bahnsteig. Dennoch ein Sieg für die Handylosen – ja, dennoch ein Sieg für die Romantik! "Ich hatte da kurzfristig noch was auf den Tisch bekommen", hieß es zur Begründung, warum aus zwei Minuten eine gute Stunde wurde. Einen Flash-Mob und zwei vergorene Äpfel später ging es dann doch noch gemeinsam in Richtung Grenze – über das malerische, schweizerisch anmutende Einsiedel, versteht sich. Dann kurz hinter dem Erzgebirgskamm der tschechische Postsozialismus und endlose Einöde.

Nach viereinhalb, nicht etwa sechseinhalb Stunden, wie man uns weißmachen wollte, hatte die anstrengende Buckelpistentour dann endlich ein Ende und nur wenig später konnte man zum wohl verdienten Krušovice in der "Galera" anstoßen.

Das Eisstadion - Duhová Aréná

Wie sich erst tags darauf herausstellte, passierte das erste Malheur schon vor der 1. Runde: "Mr. Luban", der Anmeldung längst persönlich bekannt, hatte im Voraus wegen der verspäteten Anreise ein kampfloses Remis mit Lion und der Turnierleitung vereinbart. Doch ausgerechnet sein Name fehlte aufgrund einer Verwechslung bei den Ansetzungen der 2. Runde. Auch wenn man sichtlich peinlich berührt versuchte, das Missgeschick zu beheben, so hatte Peter am Ende doch nur ein siebenrundiges Turnier spielen dürfen. Immerhin erhielt er als Entschädigung eine Einladung zum Abschlussbankett.

Die 2. Runde war es auch, die einen der ganz wenigen Streitfälle produzierte – leider mit Plauener Beteiligung. Christian Hörr hatte in bereits vorteilhafter Stellung mit Mehrqualität Remis beantragt, in der Blitzphase bis zum Blättchenfall zwei weitere Bauern gewonnen und eine klare Gewinnstellung erspielt. Dennoch entschied der Schiedsrichter auf Sieg für die lettische Gegnerin, da sie angeblich noch theoretische Gewinnchancen besäße, ignorierte dabei aber, dass diese nicht einen einzigen Gewinnversuch unternommen hatte. Auch ein Protest beim Hauptschiedsrichter Otto Gutdeutsch half nichts. Dieser sprach zwar von einer "möglichen Fehlentscheidung", wollte seinen jungen tschechischen Kollegen aber nicht "overrulen". Kontakt mit dem Schiedsrichter hatte auch Hashem Schweiger einige Runden später im C-Turnier. Nachdem er schon tags zuvor mehrmals ermahnt worden war, wurde seine Partie genullt, weil er und andere den dringenden Verdacht auf Beratung geschürt hatten.

Auch die 5. Runde war von einem Kuriosum geprägt. Etwa zwei Stunden nach Partiebeginn fiel in der gesamten Tschechischen Republik plötzlich der Strom aus. Alle Partien mussten für 15 Minuten unterbrochen werden.

Das Eisstadion - Duhová Aréná

Der tragische Tiefpunkt des Turniers war die Meldung über den Tod einer 19-jährigen Engländerin vor der 6. Runde. WFM Jessie Gilbert stürzte, wie CNN berichtet, unter nicht endgültig geklärten Umständen aus dem 8. Stock ihres Hotels. Alle Teilnehmer erhoben sich daraufhin zu einer Schweigeminute.

 

Aus schachlicher Sicht gibt es wenig Spektakuläres zu berichten. Im A-Turnier spielte sich Lutz Espig auf 50%. In Runde 2 hatte er zumindest teilweise Revanche nehmen können gegen IM Falko Bindrich, der ihm aber noch mal ins Remis entwischen konnte. Lion Pfeufer war mit 4½ aus 9 der beste Plauener im B1. Ihm gelang ein sehenswerter Kantersieg gegen WFM Tanya Shevchenko. Tomas Zeleny startete gut, brach aber zum Schluss hin ein. Der gehandicapte Peter Luban kam diesmal nur auf fünf Remisen in Folge: 2½ aus 7.

Im B2 tummelten sich die meisten Plauener. Johannes Titz startete furios mit 4 aus 4 und hätte am Ende sogar noch mehr als die erreichten 6 Punkte holen können. Die gute Form der vergangenen Monate sicherten Johannes damit ein Platz im Oberligaaufgebot. Gutes Schach zeigte auch Christof Beyer, der, wenn er nicht in der letzten Runde noch gestoppt worden wäre, in Pardubice beinahe zwei Jahre lang ungeschlagen gewesen wäre. Auch die Debütanten Dieter Kunz und Mario Tunger schlugen sich wacker bei 5 aus 9.

Der große Gewinner im C-Turnier war diesmal Martin Müller. Bei einem Gegnerschnitt von weit über 1800 erreichte er 50% und wird dank seiner ruinösen DWZ um ca. 200 Punkte steigen. Sandra Meyer kam ebenfalls auf einen ausgeglichenen Score. Als enttäuschend sind die Leistungen von Hashem Schweiger und Stephan Meyer zu bezeichnen, die im Vergleich zum Vorjahr keine Steigerung erkennen ließen.

Das Eisstadion - Duhová Aréná

Die schönsten Szenen spielten sich aber wieder abseits des Schachbretts ab. Bis auf ein paar schlechte Kartoffeln in der "Galera" wurden ausnahmslos überall kulinarische Leckerbissen serviert. Ob "Salat Hawaii", "Bob und Bobek", "Miami Beach", "Pizza frutti di mare", mexikanische Tortillas, "Buffalo Bill", "Steak Piemont", ob Krušovice (hell wie dunkel), Pilsner Urquell, Pernštejn, Rotwein, Weißwein, Met, Wodka, Mattoni, Eiskaffee, Latte Macchiato oder einfach nur Pepsi – alles wollte irgendwie schmecken. Und ein komplettes Menü inkl. reichlich Bier und Trinkgeld für nicht mal 8 Euro bekommt man eben nur in Tschechien. Für ein vergleichbares Angebot wurden bei eigentlich noch moderaten Preisen, aber deutlich weniger Service eine Woche später in Deutschland schon wieder satte 29 Euro gelöhnt.

 

Logisch, bereits zwei Tage nach Turnierende hatte Peter Luban 30 Plätze im Hotel "Kristl" für 2007 reserviert. Hoffentlich reicht das, denn wäre nicht dummerweise Pardubice-Zeit auch immer Prüfungszeit, hätten wir das "Kristl" längst komplett in Beschlag genommen. Um allen Unentschlossenen die Entscheidung zu erleichtern, haben wir auch diesmal ein Fotoalbum mitgebracht.

 

Statistik

A
208.
GM Lutz Espig 2359
B1
160.
Lion Pfeufer 2030
B1
162.
Tomas Zeleny 2222
B1
316.
Peter Luban 2071
B2
36.
Johannes Titz 1956 6
B2
82.
Christof Beyer 2053
B2
111.
Dieter Kunz 1989 5
B2
117.
Mario Tunger 2144 5
B2
118.
Jochen Bandt 2029 5
B2
207.
Theresa Reh 1830 4
B2
232.
Peter Paul 1895 4
B2
238.
Christian Hörr 2050 4
B2
293.
Rebecca Reh 1680
B2
326.
Lars Hernla 1570 3
C
91.
Martin Müller 1349
C
106.
Sandra Meyer 1579
C
163.
Kamrla, Robin 1435 4
C
177.
Peter Dietzsch 1522
C
194.
Hashem Schweiger 1560 3
C
217.
Stephan Meyer 1469 2

 

chö

Bericht und Fotoalbum 2005

Bericht bei svm-jugendschach.de

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letzte Änderung: 05.12.2022