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LITERATUR
23. April 2003

Verdacht auf Größe.
Michele Mari: "Tutto il ferro della torre Eiffel"

Die dem Studenten, dem Spieler, dem Flaneur gemeinsame Spontaneität ist vielleicht die des Jägers, will sagen, der ältesten Art von Arbeit, die von allen mit dem Müßiggang am engsten verflochten sein dürfte.

Walter Benjamin [1]

 

Adesso il primo asmatico che puccia un biscottino nel the si fa chiamare scrittore!

Michele Mari

 

Wenn ein Buch begeistert, fesselt, lachen macht, zum Denken und Phantasieren anregt, wenn es zudem Stilsicherheit verrät und den Leser trotzdem rat- und sprachlos zurücklässt, dann steht es unter dem dringenden Verdacht, ein großartiges, ein wichtiges Buch zu sein. Michele Maris neuester Roman "Tutto il ferro della torre Eiffel" (Alles Eisen des Eiffelturms) erzeugt genau diese Reaktion. Ein weiteres Indiz für eine mögliche Anwartschaft auf literarische Größe ist die Unentschiedenheit der Kritik [2], die nicht weiß, ob sie den verunsichernden Effekt oder dessen Ursache höher bewerten soll.

Was zuerst überwältigt, ist die unglaubliche Fülle, die eine beneidenswerte Vertrautheit des Autoren mit der europäischen Kultur, vor allem der Literatur, verrät. In schlaglichtartigen Sequenzen, in denen historisch belegte, historisch mögliche und einfach phantastische Begegnungen und Beziehungen von Künstlern und deren Werken bedeutungsreich inszeniert werden, entwirft der 1955 geborene Autor eine Enzyklopädie der Kulturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, besser noch ein Kaleidoskop, denn Vollständigkeit wird nicht angestrebt, aber eben ein enzyklopädisches Kaleidoskop. Und das ist wörtlich zu verstehen; es fehlt kaum ein wesentlicher Name der Geistesgeschichte, das gesamte mitteleuropäische Alphabet wird durchbuchstabiert, von Adorno, Baudelaire, Celan bis zu Verlaine, Woolf und Zweig ist fast alles vertreten, was Rang und Namen hatte, insbesondere in der deutschen und französischen Literatur und Philosophie.

 

Geografischer Mittelpunkt freilich ist – was sonst? – Paris, das "chtonische Paris Baudelaires", das Paris der "Haussmannisierung" [3], das Paris der Passagen, und Leitfigur durch dieses Labyrinth ist folgerichtig der Schöpfer des monumentalen "Passagen-Werkes", ist Walter Benjamin, in dem sich Literatur, Philosophie und Kunst, Deutschland und Frankreich und Judentum so exemplarisch verbinden. Exakt dies tut Mari: Verbinden. "Es gibt Orte und Zeiten in der Geschichte, in denen sich alles streift: das schmerzhafte und faszinierende Spiel dieses Buches ist es, sich auf dieser Schnittstelle aufzuhalten und zu versuchen, den ungesprochenen Worten, den unwahrscheinlichsten Verwandtschaften, Leben einzuhauchen". Und weiter: "Nur die Passagen vermischen die historischen Zeiten derart, wobei sie die Lebenden und die Toten sich treffen lassen, in einer traumhaften Unterwelt (sottomondo), reich an Reminiszenzen und Weissagungen" (Umschlagtext).

 

Bei seiner Flanerie – Benjamin untersuchte und entwarf den modernen Typus des Flaneurs und machte ihn soziologisch brauchbar [4] – durch die Passagen entdeckt und erfindet der Romanheld Benjamin, gemeinsam mit seinem Freund, dem französischen Historiker Marc Bloch, unzählige Beziehungen und Bedeutungen, sucht er Fetische und Literaturreliquien. Dabei entstehen permanent ungeahnte Querverbindungen – genannt und ungenannt – die dem Werk den assoziativen Reichtum verleihen. Im potentiellen Verweisen von allem auf alles, das den Zufall als geschichtsmächtige Größe außer Kraft zu setzen scheint und neue historische Linien zieht, fühlt man sich gelegentlich an Ecos "Pendel" erinnert, ohne freilich andeuten zu wollen, dass hier ein Vorbild gefunden wäre. Tatsächlich scheint Maris Buch einzigartig zu sein – die Einschränkung könnte nur aufheben, wer alle Bücher der Welt kennt oder zumindest ein vergleichbares -, ohne wirkliche Vorgänger, es sei denn, man wollte die tausend historischen Künstler- und Denkergestalten zu solchen machen. Man hätte ein Recht auch dazu, insofern alle erwähnten Denker als Inspiration dienten. Allen voran natürlich Benjamin selbst und dessen unvollendet gebliebenes Passagen-Werk. (Wenn Maris Buch den Sprung in den literarischen Kanon geschafft haben wird, dann wird es lohnenswerte Untersuchungen geben, inwieweit es eine Interpretation des Benjaminschen opus magnus ist und dessen Strukturen nutzt [5]. Hier können nur gelegentliche Verweise andeutend beigesteuert werden.) Aber ließe sich so etwas überhaupt beenden und könnte man sich Maris Buch abgeschlossen vorstellen? Nein! Das ist ja gerade der Sinn des Labyrinths [6] oder gar des Rhizoms – wie viel weiß Mari vom Postmodernismus und von Deleuze? – eben unabgeschlossen und damit offen zu sein. Ein "offenes Kunstwerk", um noch einmal Eco einzubringen, kennzeichnet sich durch ein "Anbieten von Möglichkeiten", darin "liegt ein Akzeptieren des Unbestimmten und eine Ablehnung der einsinnigen Kausalität" [7]. Wir haben es hier mit einem Paradebeispiel eines Werkes zu tun, das "wesensmäßig offen ist für eine virtuell unendliche Reihe möglicher Lesarten, deren jede das Werk gemäß einer persönlichen Perspektive, Geschmacksrichtung, Ausführung neu belebt" [8], das sich die Aufgabe stellt, "uns ein Bild von der Diskontinuität zu geben: sie erzählt sie nicht, sondern ist sie" [9]. Schon von daher versteht sich die Aussichtslosigkeit einer Interpretation.

 

Maris Buch ist nun aber auch mehr als "nur" ein "offenes Kunstwerk", es ist als solches das Spiel mit zahllosen anderen (offenen) Kunstwerken und zugleich die ironische Hinterfragung der Offenheit, denn indem es die beiden Hauptfiguren, Benjamin und Bloch, als auch den Erzähler alle möglichen und unmöglichen Formen von Zusammenhängen herstellen lässt, wird Offenheit als Maske einer angenommenen darunterliegenden Geschlossenheit, sprich: Notwendigkeit, enttarnt. Schließlich bleibt es auch ein esoterisches Werk, das nur die bereits von der europäischen Literatur Initiierten werden lesen, verstehen und genießen können.

 

Es ist eine Literatur, die sich ausschließlich mit sich selbst beschäftigt und nur denjenigen zugänglich sein wird, die sich selbst mit Literatur beschäftigen, für die das geschriebene Wort die eigentliche Welt ist. Diese Welt ist offensichtlich anachronistisch geworden, man kann ihr nachtrauern. Sie hatte der jetzigen Zeit – der Zeit des "Kunstwerkes im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" – eines voraus (und dies umschreibt den melancholischen Teil des Buches): die Aura [10]. Unter ihrem Vorzeichen wird Benjamin eingeführt – "Der hat gerade ein Buch geschrieben über das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Du reproduzierst es ein bisschen, das Kunstwerk, und Tschüss Aura!" (6). "Das war die Aura" (276), lautet auch Maris allerletztes Wort.

 

Die inneren Zusammenhänge werden nicht zum Erklärungsmodell, sondern strenger noch, sogar als organisierte Verschwörung gedacht, die Verschwörung der Zwerge gegen die Geistesriesen. Führer der Zwergenwelt ist Karl Fischerle – einem Roman Canettis entsprungen -, der sich mysteriöserweise als "Schachweltmeister" vorstellt, und sie gipfelt in einer konspirativen Sitzung, in der die Idee des "Überzwergs" entworfen und die Gründungsurkunde des "Supernanismus" [11] ausgeschrieben wird. Nur eines scheinen die unheimlichen Zwerge zu fürchten: Eisen – "Eisen schützt vor Hexereien und boshaftem Neid" (35) -, weshalb sich Benjamin gelegentlich damit behilft, sich "alles Eisen des Eiffelturms" vorzustellen, um den zwergenhaften Alpträumen Herr zu werden.

Walter Benjamin
(Quelle: http://www.johncopeland.com/illustrations/index.html)

Eine der einprägsamsten Szenen des gesamten Buches ist ohne Zweifel die denkwürdige Fernschachpartie zwischen Benjamin und Erich Auerbach. Auf dem Spiel steht viel: die jeweilige Sammlung von Literaturreliquien. Auerbach, als Philologe und inspiriert durch die offenbarende Lektüre der "Illustrierten Geschichte der Pasta", während der er erkennt, dass "das Wort ‚Pasta’ aufgrund seiner hundertfachen Ausformungen eine platonische Lüge" sei und die Realität nur "in der Partikularität und im Individuum" vorzufinden ist, beginnt fieberhaft alles zu sammeln, "was ein Kunstwerk erinnernswert macht", eine Leidenschaft, die er mit Benjamin teilt [12]. Dinge wie: der Spleen von Paris, Brechts "Dreigroschen", die Anführungsstriche Cèlines, das Pissbecken Duchamps, den scharlachroten Buchstaben Hester Prynns oder Magrittes Pfeife, die keine Pfeife ist oder Kafkas "Odarek". Eine ähnliche Obsession treibt Bloch, der Suizide und unnatürliche Tode sammelt [13] – bei denen nicht selten ein Zwerg namens Karol Fiserka oder Charles Fisher oder Carlos Pescador zugegen ist - und eine erschreckende Zahl von namhaften Selbstmorden auftreiben kann (vier Jahre später, 1940, wird Benjamin einen unnötigen Freitod wählen und auch Bloch wird der Erschießung durch Deutsche 1944 nicht entgehen).

 

Benjamin jedenfalls ist schwerlich als Schachexperte zu bezeichnen, währenddessen sein Kontrahent Meisterkandidat und glühender Bewunderer Aljechins ist. Glücklicherweise will Bloch helfen, seines Zeichens Spieler der dritten Kategorie, aber noch immer kein ernsthafter Gegner für Auerbach. Schließlich findet man im Dadaisten Tristan Tzara, erste Kategorie, einen brauchbaren Verbündeten. Der kann zwar auch nur die Überlegenheit des Gegners feststellen, bemerkt nach dem außergewöhnlichen Zug Springer h4 aber immerhin, dass man sich auf den Spuren von Aljechin – Botwinnik, Helsinki 1925 bewegt, einer Partie, die Weiß im 62. Zuge für sich entschied.

- "Wie Aljechin?" – fragte Benjamin, der noch nicht mal wusste, wer das ist.

- "Aljechin, Aljechin, richtig, ausgerechnet einen faschistischen Spieler musste er sich aussuchen. Da hätte ich auch eher drauf kommen können, beknackt wie ich bin!"

- "Und, ist der stark?"

- "Ob er stark ist? Ob er stark ist, fragt er? Hast du das gehört Marc? Der stärkste Spieler der Welt, zusammen mit Capablanca…"

Kurzzeitig überlegen die Verbündeten aufzugeben, denn welche Chance hätte man schon gegen Aljechin. Andererseits:

- "Du weißt sicherlich, dass Aljechin sich seinen Ruf als Faschist aufgrund seiner antisemitischen Äußerungen eingehandelt hat? Du weißt, dass er sich im vorigen Jahr anmaßte, Simon Goldenblum einen ganzen Turm vorzugeben, weil dieser minderwertig (inferiore) sei?"…

Tzara erinnert sich an eine ähnliche Partie Aljechins, Buenos Aires 1927 gegen Capablanca, die der neue Weltmeister verlor und in der der Kubaner, in einem "Gulden-Mároczy" Läufer f1 fand und gewann.

"Als Auerbach bewusst wurde, dass Benjamin nicht mehr wie Botwinnik, sondern wie Capablanca spielte, war es zu spät" (83).

Schach findet aber nicht nur in dieser, hier sehr gekürzten Zentralszene Eingang in Maris zauberhaftes Buch, es verbindet an verschiedenen Stellen diverse Erzählfäden und skurrile, meist ironisch-witzige Ideen voller assoziativer Kraft. So wird z.B. der Großverleger Denoël vom Großverleger Gallimard zu einer Partie herausgefordert, und Automagnat Renault von Automagnaten "Signor Volkswagen" und dies unter Androhung der Disqualifikation bei Nichterscheinen, so, wie es die "Weltkommission für die Reinheit des Schachspiels, in der Person seines Sekretärs, des Oberaufseher (original Deutsch) Ernst Jünger", vorschreibt (66f.). Schließlich trifft Benjamin Aljechin persönlich – auch er Mitglied im Kabinett der hypothetischen Selbstmörder:

- "’Aljechin! Er auch?’

- ‚24. März 1946, in Estoril. Nicht alle erkennen die Selbstmordhypothese an, aber sie wird schon wahr sein.’

Benjamin klopfte an der Scheibe: Aljechin gab ihm, ohne ihn anzuschauen, das Zeichen, hereinzukommen.

- ‚Sie müssen der Anfänger sein, der zusammen mit dem Kubaner gegen mich spielt. Und hervorragend. Die haben Ihnen erklärt, dass der Läufer diagonal zieht, nehme ich an… und dass ich ein Nazi bin, nicht wahr? … Der Meinung Ihrer Freunde nach spiele ich mit Schachfiguren wie diesen’: für einen Augenblick erschien auf den schwarzen Figuren das rote Zeichen der SS und auf den weißen der Davidstern.

- ‚Die Wahrheit aber ist, dass ich Franzose werden wollte, als ich Russland verließ, und nicht Deutscher; die Wahrheit ist, dass 1939, bei der Nachricht des Kriegsausbruchs, ich, der die französische Mannschaft auf der Olympiade führen werde, diese zum Rückzug bewegen werde, um nicht gegen die deutsche Mannschaft zu spielen; die Wahrheit ist, dass meine einzige Schuld darin bestehen wird, zwischen 1941 und 1943 ein paar individuelle Turniere im okkupierten Europa zu spielen, aber ich mache Sie darauf aufmerksam, dass dies alles Möglichkeiten sein werden, den germanischen Stolz zu demütigen, sogar ein Simultan mit zwölf deutschen Meistern werden sie mich spielen lassen, zwölf Spieler, von denen keiner länger als bis zum 27. Zug übersteht. Das ist die Wahrheit’" (73).

Danach gibt Aljechin noch einige Gewinnwege für Benjamins Partie preis.

Schließlich laufen ihm noch Doktor Caligari und Doktor Mabuse über den Weg, die ihn dringlichst daran erinnern,

"dass es nach der Rochade nichts Besseres gibt, als Th1, ein Abwartezug. Tg1, Th1, Tg1, Th1; und so weiter! Rechts, links, rechts, links: wichtig ist, den Gegner zu entnerven… gar nicht wahr, dass Schach ein schwieriges Spiel sei, es reicht, wenn man die Beharrlichkeit besitzt, immer derart zu ziehen, Tg1, Th1, Tg1, Th1, Tg1, Th1…"(76).

Andere illustre Schachgrößen im Roman sind Marcel Duchamp, der am 14. August 1933, "am Tag, an dem sich in Palermo Roussel selbst tötete", verzweifelt versucht, die versteckte Schachpartie in dessen Buch "Locus solus" zu entziffern und in der er den geheimen Grund des Suizids seines Freundes vermutet.

"Die Grundidee, ganz einfach, war, dass Martial Canterel (Hauptfigur im Roman), Erfinder wie Roussel, der weiße König wäre und der Tod der schwarze König: und dass der Villapark das Schachbrett wäre. " (129).

Oder Capablanca selbst, der auf den Strassen von Havanna gegen einen geheimnisvollen Zwerg auf nie zuvor gesehenem Brett verliert: ein Brett, auf dem die Figuren sich von selbst bewegen, ja sogar selbst die Züge wählen (152f.).

 

Viel Wunderbares gibt es zu entdecken in diesem überreichen und hochintelligenten Buch. Der Wert der schachmotivischen Verwirklichung, in einem vermutlich erstrangigen literarischen Werk derart prominent repräsentiert zu sein – vielleicht zum dritten, vierten Mal in der Geschichte der europäischen Literatur -, liegt nicht in einer vermeintlichen Ehre für das "Königliche Spiel" und seine Adepten und auch nicht in der "Liebe des Autoren zu unserem Spiel", wie voreilige Rezensenten schnell versuchten, das Geheimnisvolle in szeneinterne Gemütlichkeit zu retten [14], sondern dass das Schach, das einst noch auratische Schach, gleichberechtigt mit und neben Literatur, Malerei, Musik, Film, Theater und selbst der Esoterik, einfach und effektlos "genutzt" wird. Bevor Mari die sinnlose und plakative Frage stellt, ob Schach Kunst, Wissenschaft, Spiel oder Sport sei, beantwortet er sie. Auch dies ist ein Indiz, das den dringenden Verdacht erhärtet, es mit einem wirklich bedeutenden Buch, vom Schlage eines Jorge Luis Borges, zu tun zu haben.

(Michele Mari: Tutto il ferro della Torre Eiffel. Einaudi. Torino 2002)

 

 

--- Jörg Seidel, 23.04.2003 ---


[1] Walter Benjamin: Das Passagen Werk. In: Gesammelte Schriften V.II. S. 969
[2] "Michele Mari, con Tutto il ferro della Torre Eiffel, ha spaccato in due la critica italiana: segno di enorme vitalità di una scrittura.” http://www.clarence.com/CONTENTS/CULTURASPETTACOLO/SOCIETAMENTI/ ARCHIVES/000885.HTML
[3] vgl. Walter Benjamin: Das Passagen-Werk. Gesammelte Schriften V.I., Frankfurt 1991; S. 179ff.
[4] "Im Flaneur feiert die Schaulust ihren Triumph. Sie kann sich in der Beobachtung konzentrieren – das ergibt den Amateurdetektiv; sie kann im Gaffer stagnieren – dann ist aus dem Flaneur ein badaud. … Der schlichte Flaneur ist immer im vollen Besitz seiner Individualität" (Walter Benjamin: Charles Baudelaire. Ein Lyriker im Zeitalter des Hochkapitalismus. In: Gesammelte Schriften I.II. S. 572)
[5] "Methode dieser Arbeit: literarische Montage. Ich habe nichts zu sagen. Nur zu zeigen. Ich werde nichts Wertvolles entwenden und mir keine geistvollen Formulierungen aneignen. Aber die Lumpen, den Abfall: die will ich nicht inventarisieren sondern sie auf die einzig mögliche Weise zu ihrem Recht kommen lassen: sie verwenden" (Walter Benjamin: Das Passagen Werk. In: Gesammelte Schriften V.I. S. 574)
[6] "Das Labyrinth ist der richtige Weg für den, der noch immer früh genug am Ziel ankommt. Dieses Ziel ist für den Flaneur der Markt" … "Die Stadt ist die Realisierung des alten Menschheitstraumes vom Labyrinth. Dieser Realität geht, ohne es zu wissen, der Flaneur nach" (Walter Benjamin: Das Passagen Werk. In: Gesammelte Schriften V.I. S. 427 und 541)
[7] Umberto Eco: Das offene Kunstwerk. Frankfurt 1990. S. 221
[8] ebd. S. 57
[9] ebd. S. 165
[10] "…was im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit des Kunstwerkes verkümmert, das ist seine Aura"… "Diese letztere definieren wir als einmalige Erscheinung einer Ferne, so nah sie sein mag" … Die Einzigkeit des Kunstwerks ist identisch mit seinem Eingebettetsein in den Zusammenhang der Tradition. Diese Tradition selber ist freilich etwas durchaus Lebendiges, etwas außerordentlich Wandelbares. Eine antike Venusstatue z.B. stand in einem andern Traditionszusammenhange bei den Griechen, die sie zum Gegenstand des Kultes machten, als bei den mittelalterlichen Klerikern, die einen unheilvollen Abgöttin ihr erblickten. Was aber beiden in gleicher Weise entgegentrat, war ihre Einzigkeit, mit einem anderen Wort: ihre Aura" (Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. Dritte Fassung. In: Gesammelte Schriften I.II. S. 477, 479 und 481)
[11] nano = Zwerg
[12] "Es ist beim Sammeln das Entscheidende, dass der Gegenstand aus allen ursprünglichen Funktionen gelöst wird um in die denkbar engste Beziehung zu seinesgleichen zu treten. Diese ist der diametrale Gegensatz zum Nutzen und steht unter der merkwürdigen Kategorie der Vollständigkeit." … "Man muss nämlich wissen: dem Sammler ist in jedem seiner Gegenstände die Welt präsent und zwar geordnet. Geordnet aber nach einem überraschenden, ja dem Profanen unverständlichen Zusammenhang" (Walter Benjamin: Das Passagen Werk. In: Gesammelte Schriften V.I. S. 271 und 274)
[13] "So erscheint der Selbstmord als die Quintessenz der Moderne" (Walter Benjamin: Das Passagen Werk. S. 455)
[14] Ferruccio Pezzuto: Ultimo scacco a Parigi. In: Torre & Cavallo 1/2003. S. 49


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