Team II: Resurrection

Wer hätte es ernsthaft für möglich gehalten, dass die II. Mannschaft nach dem peinlichen 3½:4½ in Zwickau doch noch eine Chance bekäme, weiter um den Aufstieg in die Sachsenliga mitzuspielen? Ausgerechnet gegen die nominell starken Tabellenführer von der SG Leipzig IV mussten wir erneut mit fünf Ersatzspielern antreten, wobei Mario Tunger für Daniel Butzke aushalf.
Zwar konnte Mario gegen Albrecht Steiner nicht viel ausrichten, spielte aber immerhin einen halben Punkt ein. Für das gleiche Ergebnis musste sich Christian Hörr deutlich mehr strecken, nachdem er den typischen d-Isolani gegen langfristige Kompensation eingetauscht hatte. Als Till Beyer die Partie schließlich entglitten war, zog dieser rechtzeitig die Notbremse zum 1:1, als er Remis anbot und Christian im 40. Zug nicht mehr genügend Zeit für eine objektive Stellungseinschätzung blieb.
Derweil war Olaf Hilbig gegen Raphael Döhn unschön unter die Räder gekommen und auch bei Andreas Götz konnte der interessierte Laie nicht viel erkennen. Aber Andreas wäre eben nicht Andreas, hätte er nicht regelmäßig diese Götz-Tage, an denen er mit dynamischem, unorthodoxem Figurenspiel dem Genießer eine Menge Freude bereitet. Von der Genießerfraktion ausgeschlossen war heute Thomas Schreiter, der in Runde 12 doch noch zu Boden ging. – 2:2.
Lars kam zur Abwechslung recht passabel aus der Eröffnung, baute einen Gartenzaun von d bis h und nutzte des letzte bisschen Raum für zaghafte Gewinnversuche. Dass es für Lars schließlich auch mit Mehrbauern nicht reichen würde, sah Till Heistermann wahrscheinlich eher, immerhin wurde die Brechstange dann aber wieder eingepackt. Bei den drei verbliebenen Partien war der Ausgang eher unklar. Lion war gegen Andreas Otto von Beginn an in der Defensive und wurde nach großem Kampf doch noch ausgespielt. Den großen Auftritt hatte zuvor aber Frank Gerbeth gehabt, der seinen Franzosen aus Zwickau wider Erwarten verbessert hatte und gegen André Eilert (geb. Dorsch) zumindest nicht schlechter stand. Als beide Parteien die zeitliche Komfortzone schon verlassen hatten, lehnte Frank zunächst zähneknirschend ein Remisangebot ab, woraufhin der Leipziger einen unerklärlichen Anfall von Nervosität bekam, in dem er zunächst ein einfaches Dauerschach übersah und pünktlich zum 40. Zug in ein verlorenes Leichtfigurenendspiel abwickelte.
Beim Stand vom 3½:3½ lief nur noch die Partie von Tobias Franz gegen Anett Gempe. Tobi hätte allerlei Gelegenheit zur Punkteteilung gehabt, spielte aber unbeirrt weiter. Bei gleichem Material mit Läuferpaar und Springer auf beiden Seiten konnte er irgendwie einen Freibauern bilden und scheinbar mühelos bis nach c1 marschieren. Beinahe hätte er dann das Läufer-Läufer-Matt zeigen müssen, zog es angesichts diverser Erinnerungslücken aber vor, das gegnerische Restmaterial in den Gewinnplan mit einzubeziehen. Fast hatte man das Gefühl, dass Tobi angesichts von jetzt 3 aus 3 ein bisschen kokettierte.
Mit diesem schlussendlich doch ziemlich überraschenden Heimsieg, mit dem man sich unter kräftiger Mithilfe der Mitbewerber wieder an die Spitze geschoben hat, setzt sich eine Serie der letzten Jahre fort: Die Punkte gehen gegen die vermeintlichen Underdogs weg, während die Prestigeduelle im vorderen Tabellendrittel in der Regel gewonnen werden. Schon in zwei Wochen wird sich bei Leipzig V zeigen, ob wir nicht nur säen, sondern auch ernten können.