Feuchtadiabatisches Aufwärmen

„In der Mensa habe ich eigentlich Vollverpflegung erwartet, aber hier es gibt ja nicht mal einen Kaffeeautomaten.“

Günter Sobeck mochte zur Begrüßung schon gar nicht mehr von den „Gegnern“, sondern nur noch „Kontrahenten“ sprechen. Die ganze Nacht habe man sich vorbereitet, wahrscheinlich umsonst, bei so einer unerwartet starken Plauener Aufstellung. Was Sobeck nicht wissen konnte: Die Vorbereitung der Kontrahenten begann bereits am Freitagabend ganz in der Nähe des Spielortes und überdauerte den gesamten Samstag. Nachdem die bedauernswerte USG Chemnitz nun also sogar ihres Heimvorteils beraubt worden war, schien der Sieg im Prestigeduell der Reserveteams nur noch Formsache.

Am ehesten gewann die Partie von Christian Hörr an Fahrt. Er hatte sich relativ zügig mit der Dame bis nach a8 durchgebombt, musste für die Qualität aber auch langfristige Kompensation in Form eines starken Läuferpaars ertragen. Als am Horizont auch noch der Zeitabgrund auftauchte, wurde sicherheitshalber der Rettungsanker in Richtung Remishafen geworfen. Diesen Moment hatte Lars Hernla da leider schon verpasst, nachdem er gegen Altmeister Alfred Pfeiffer in bereits guter Stellung eine Figur einbüßte. Zur zwischenzeitlichen Chemnitzer Führung konnte schließlich nur noch Sobeck selbst einen halben Zähler beisteuern, weil er sich gegen Gunter Sandner lehrbuchmäßig einigeln konnte.

Olaf Hilbig trug seinerseits eine königsindische Lehrpartie gegen Ulrich Wünsch vor. Ein Bauer und zwei Qualitäten landeten auf dem Opfelaltar, wonach sich die Schachgöttin schließlich mit einem großartigen Finale erkenntlich zeigte. Weniger spektakulär ging es bei den Siegen von Lion Pfeufer und Tobias Franz zu, was die Leistung aber keinesfalls schmälern soll. Edwin Fischer hatte dagegen bei seinem vierten Sieg in Folge deutlich mehr Mühe und man darf jetzt schon gespannt sein, wie er sich nächstes Jahr ein paar Bretter weiter vorn schlägt.

Beim Stand von 5:2 hatte die Partie von Matthias Hörr gegen Stanislaw Azimov zum Glück einen abrupten Bedeutungsverlust erlitten. „Zum Glück“ weil Azimov seinen permanenten positionellen Druck schließlich in eine Mehrqualität materialisieren konnte. Den sicheren Sieg vor Augen und Matthias bereits im Blitzmodus, vernachlässigte Azimov die Deckung und ging durch einen Lucky Punch krachend und symbolträchtig zum 6:2 k.o. Kommenden Donnerstag wird dieselbe Paarung möglicherweise eine Vorentscheidung im Kampf um die Chemnitzer Stadtmeisterschaft bringen.

FM Azimov, Stanislaw (2031) – Hörr, Matthias (2141). 36.Dd4+ Kg8 37.Td1?? Auf den ersten Blick ein vernünftiger Zug, aber die Neuronen feuern unkontrolliert nach 37…Dg5+ 38.Kh3 Te4!–+ Der Rest ist dann Technik: 39.Dxe4 fxe4 40.fxe4 axb3 41.axb3 Sd7! 42.Tf1 Dh5+ 43.Kg3? Se5 0–1. Mit der Reihenfolge 36.Td1 Txd1 37.Dd4+ hätte es den van-Wely-Moment hingegen nicht geben können.