Team II räumt auch USG Chemnitz aus dem Weg

Vor einigen Jahren wäre ein Wettkampf SK König Plauen II gegen USG Chemnitz I in der Sachsenliga an sich und insbesondere mit einem spielerischen 5:3-Sieg für die Plauener, noch dazu mit sieben Spielern, praktisch undenkbar gewesen. Und dass das Vogtland nach dem Aufstieg aus der Landesklasse nach sieben Runden nun sogar realistische Chancen auf einen Durchmarsch hat, ist ebenfalls kaum zu glauben. Was ist da eigentlich los?

Gut, die Liga ist sehr ausgeglichen, gerade erst hat Schlusslicht Ebersbach gegen den Tabellenführer SG Leipzig III gewonnen. Die Top 3 trennt bei immerhin schon fünf Minuspunkten gerade einmal ein halber Brettpunkt. Dennoch: Unsere stark verjüngte Mannschaft, in der Christof und Christian schon die Alterspräsidenten sind, spielt angesichts der unbekannten eigenen Leistungsgrenzen unbekümmert auf und beschränkt die Anspruchshaltung auf eine schöne gemeinsame Zeit, garniert mit ein paar deftigen Zoten.

Eigentlich war das Primärziel gegen die USG zunächst ein weiterer Schritt in Richtung Klassenerhalt. Und da passte es gar nicht, dass Niklas‘ Stuhl ohne jede Vorwarnung unbesessen blieb. Nach etwa zwei Stunden zeichnete sich eher noch eine deutliche Niederlage ab, zumal Toni da schon im Repariermodus war und schließlich die erste Null der Saison quittieren musste. Ab da ging aber nicht mehr viel schief und die Partien begannen Fahrt aufzunehmen. Simon, mittlerweile mit 2 aus 5 in der 2. Bundesliga und nun immer öfter in der Favoritenrolle, spielte Julian Kabitzke am Königsflügel schwindelig und konnte mit großem Bedenkzeitvorsprung einen souveränen Sieg einfahren.

Erik hatte gegen Alexander Schenk, der sich in erfolgreicheren Zeiten immerhin einen FM-Titel ergattern konnte, nie wirklich Probleme und willigte angesichts der sich abzeichnenden Vorteile an den anderen Brettern ins Remis ein. Daniel ließ seinerseits an Brett 2 gegen einen Kulkeschen Leningrader nichts anbrennen und zeigte sich von der desillusionierenden kleinen Münchner Rochade erholt.

Beim Stand von 2,5:2,5 kam es nun zu einem ganz seltenen „Ey, wir sind so geil!“-Moment der Hörr-Brüder. Während Matthias seinem zunächst verschlafenen Smaug sukzessive das Feuerspeien beibrachte, hatte Christian bereits einen Großteil seiner Bedenkzeit in die Vergewisserung investiert, dass es sich immer noch um eine Grünfeld-Theoriestellung handeln musste, ahnte da aber noch nicht, dass FIDE-Meister Azimov, wie er nach der Partie selbst sagte, bereits völlig planlos unterwegs war. Nach der thematischen Öffnung des Zentrums mit weißen Läufern auf d4 und d5 war der sofortige Partieverlust nur durch Ablehnung eines Damenopfers zu vermeiden. Das Endspiel war dann ganz im Sinne der Müllerschen „Total Domination“ aber reine Formsache. Derweil hatte auch Matthias sein verbundenes Freibauernpaar in die Todeszone geschoben und den Mannschaftssieg dingfest gemacht. Happy, happy, happy!

Dass Christofs Remis dann relativ schnell als überaus schmeichelhaft entlarvt wurde, mag eine Randnotiz sein. Nach dem verschenkten ganzen Punkt in Bautzen kann dieser halbe aber noch wichtig werden.

In den beiden Schlussrunden ist das Team gegen SG Leipzig IV und III nominell wieder Außenseiter. Nur was sollte sich ändern? Dass selbst bei einem 4:4 in Runde 8 ein großes Finale im Klein-Paris um den Aufstieg in die Oberliga mitsamt königlich-vogtländischer Wiedervereinigung möglich ist, erinnert an eine aussichtslos scheinende Situation aus dem März 2014, an deren Ende nach zwei hanebüchenen 4,5:3,5-Siegen unter über-, ja fast schon unmenschlicher Sandnerscher Mithilfe der letzte Aufstieg in die Sachsenliga stand und ein ganz besonderer Andechser Bierkasten in die Leubnitzer Teichmühle gebracht wurde.