Team 3 – es sollte einfach nicht sein

Am Sonntag weilten wir zum vorentscheidenden Spitzenspiel beim Tabellenführer in Blumenau, der vor der Runde einen Mannschaftspunkt und viele, viele Brettpunkte mehr aufwies. Bei einer Niederlage würde die SG Blumenau vorzeitig als Aufsteiger feststehen, während wir mit einem Sieg an ihnen vorbeiziehen könnten.

Bereits nach 2 Stunden zogen dunkle Wolken „von unten“ heran. Topscorer Illia hatte an Brett 8 gerade eine Figur für mehr oder weniger Nichts eingestellt. Tim Seyfferts König stand an Brett 7 in einem Königsinder als Weißer eingezwängt  auf h1. Die Szenerie auf dem Brett erinnerte an den Aufmarsch von Sarumans (schwarzen) Orks auf (das weiße) Helms Klamm in Herr der Ringe, einfach nur schrecklich. Zudem hatte Daniel Helmrich an Brett 6 nach einem groben strategischen Bock im Sizilianer eine völlige Ruine zu verwalten.

Von dem Anblick geschüttelt wollte ich gerade an mein Brett zurückkehren, als mich Mario Tunger von Brett 5 mit einem Remisangebot seines Gegners abfing.  „Mario, spiel bitte weiter, ganz normal, Du musst nicht gewinnen, aber Remis machen ist nicht!“, lautete wohl meine Antwort. Jetzt fragt nicht, warum ich mir selber nicht zuhöre! Just in diesem Moment hatte mein Gegner an Brett 1 mit einem Bauernopfer im Zentrum die Lunte gelegt. 2 Varianten hatte ich wohl richtig berechnet und zudem richtig eingeschätzt. In einer dritten Variante, die noch zusätzlich Öl ins Feuer goss, schlich sich am Ende ein kleiner Überseher ein. Anstatt mit 2 Figuren gegen Turm und Bauer sowie völliger Kontrolle, blieb ich mit 2 Figuren gegen Turm und 2 Bauern und einer völligen Ruine zurück. Als ich die Partie aufgab und wieder aufblickte, waren die 3 hinteren Bretter bereits fertig. Naja wenigstens Mario Tunger hatte gerade einen Sieg eingefahren, nach sehr starker Leistung. Ein Blick auf die Ergebnisse brachte den Schock, es stand 2,5 : 2,5. Daniel hatte seine Stellung gehalten und Illia sogar gewonnen. „Hier ist was los!“, dachte ich und prüfte die Stellungen der noch laufenden Bretter 2-4. Ein gleiches, ein besseres und ein deutlich besseres Endspiel könnten doch zum Sieg reichen?! Als erster beendete Michael Fuß an Brett 2 die Partie. Leider gelang es ihm in einem besseren Turmendspiel nicht im Ansatz Druck aufzubauen. Schade, aber es stand nun 3:3.

Marco Schaarschmidt hatte an Brett 4 die aktiveren Figuren, bereits einen Mehrbauern und einen zweiten Bauern unter Beschuss. „Marco, Du musst gewinnen!“ sagte ich ihm kurz, er entgegnete „Nein ich warte bis der Lucas gewonnen hat und dann mach ich einfach Remis“.  Genau in diesem Moment hatte Lucas in seinem schwierigen Läufer-Springer Endspiel die Leichtfiguren getauscht und damit ein teuflisches Bauernendspiel erstellt, mit d- und h-Bauern gegen e- und f-Bauern des Gegners und alle Tempi reichten genau … zum Sieg.

Yessss, genial, dachte ich, nur leider hatte er den allerletzten genauen Zug ausgelassen und landete somit in einem gleichen Damenendspiel mit Mehrbauer ohne wirklich Gewinnchance. Leider fand Marco in seinem Turmendspiel mit 4 gegen 2 Bauern nicht den richtigen Plan zum Sieg. Das drohende, aber im Mannschaftssinne praktisch nutzlose Remis vor Augen, versuchte er noch eine verrückte Abwicklung, die allerdings sein Gegner eiskalt auskonterte zum 4,5:3:5 Sieg und der Vorentscheidung um den Aufstieg, zu der wir sportlich aber auch herzlich gratulieren möchten. Respekt vor den Kampfgeist unserer Mannschaft, vor allem unseres Mannschaftsleiters. … Es sollte einfach nicht sein.