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Schach und Wiesn: Das Münchner OIS

Es ist mal wieder Oktoberfest. Wie jedes Jahr fallen die Isarpreißn in ihren Heidi- und Ziegenpeterkostümen zu hunderttausenden in die bayrische Landeshauptstadt ein und stehen zusammen mit Italienern, Engländern und Russen in den Schlangen vor den überfüllten Bierzelten. Wem die Dosis dann zuviel wird, kann sich beim Offenen Internationalen Schachturnier auf kalten Entzug setzen. Diesen Mittelweg versuchen gerade die Hörr-Brüder, die für diese neue Erfahrung sogar das traditionelle Chemnitzer Turm-Open haben sausen lassen.

Die Auftaktdoppelrunde lief so schlecht nicht, bis auf die Tatsache, dass es fast selbstverständlich zweimal über die volle Distanz ging. Matthias hatte einen für ihn untypischen Gartenzaun gebaut und musste in der Zeitnotphase einen zwar windigen, letztlich aber erfolgreichen Durchbruch erzwingen. Abends wurde er dann selbst Opfer einer sehenswerten Dauerschachkombination. Christian stand in beiden Partien gegen 2140er Gegnerschaft immer leicht schlechter, nach diversen Endspieldesastern in Pardubice scheint aber langsam ein Erkenntnisprozess einzusetzen. Gezielte Abwicklungen in remislastige Turmendspiele mit Minusbauern wurden schließlich tatsächlich mit halben Punkten belohnt.

Das Turnier läuft noch die gesamte zweite Wiesn-Woche und die Kunst wird sein, abends nach der dritten Mass noch den Weg ins Spiellokal zu finden. Oans, zwoa, gsuffa!


Edwin Fischer glänzt in Fürth

Mit einer fulminanten Performance von 2416 hat Edwin Fischer beim Pyramiden-Cup in Fürth den 6. Platz erreicht. Unser Neuzugang, der in der vergangenen Saison mit 5,5 aus 6 schon entscheidenden Anteil am Aufstieg der II. Mannschaft in die Sachsenliga hatte, musste sich nur in der letzten Runde dem Inder Jha Sriram (2412) geschlagen geben. Auf dem Weg dorthin hielt er auch den Großmeistern Leonid Milov und Lev Gutman stand und erzielte gegen den Italiener Felix Stips (2315) sogar einen Sieg. Jetzt gilt es, diese Frühform für den anstehenden Punktspielauftakt zu konservieren. Bravo!


Daniel Helmrich Zweiter in Geithain

Es gibt nicht viele Gründe, die einen nach Geithain locken können. Das Nest in der sächsischen Provinz liegt immerhin an der Bahnstrecke Leipzig–Chemnitz, ist ansonsten aber mit enormen demografischen und infrastrukturellen Herausforderungen konfrontiert. Einmal im Jahr findet dort aber immerhin ein rühriges Schachturnier statt, das auch immer wieder von den Plauener Amateuren für eine Standortbestimmung kurz vor Saisonbeginn genutzt wird. Schon oft konnten wir im A- oder B-Turnier Podestplätze erzielen und dieses Jahr wurde diese Tradition von Daniel Helmrich fortgesetzt. Nach einem Remis zum Auftakt gelangen ihm vier Siege in Folge, wonach er den Turniersieg nur nach Zweitwertung verpasste. Ganze 98 DWZ-Punkte schwerer ging es zurück ins Vogtland.

Letzte Runde an Tisch 1: Dr. Rainer Fischbach – Daniel Helmrich 0:1.

Leider konnten Simon und André Burian wie auch Erik Fischer nicht ganz an die tollen Leistungen von Pardubice anknüpfen. Dafür setzte aber Elmer Pekrul mit 3 aus 5 (Performance 2002) im A-Turnier ein Achtungszeichen.


Nachwuchs macht Riesensprünge in Pardubice

Der Saisonauftakt im tschechischen Pardubice verlief für die zahlreichen Plauener Schachspieler mehrheitlich erfreulich. Nicht nur im A-Turnier konnten wir gute Akzente setzen, besonders die Jugendspieler zeigten sich stark verbessert. So untermauerten Toni Merkel und Erik Fischer ihren Anspruch auf ein Stammbrett in der Sachsenliga. Auch die Nguyens sowie Simon Burian und Nico Hörkner konnten mit satten Wertzahlzuwächsen aufwarten.

A-Turnier (259 Teilnehmer):
140. FM Roland Pfretzschner 4½/9 (2252, +7)
190. Matthias Hörr 3½/8 (2228, +14)
204. Lion Pfeufer 3½/9 (2122, +23)
257. Christian Hörr 1½/9 (1887, +4)

B-Turnier (211 Teilnehmer):
64. Toni Merkel 5/9 (1999, +88)
93. Erik Fischer 4½/9 (1995, +108)
111. Christof Beyer 4½/9 (1842, -13)
119. Lars Hernla 4/9 (1958, +27)
128. Huy Duc Nguyen Dang 4/9 (1919, +79)
135. Tobias Franz 4/9 (1888, +22)
190. Binh Karl 3/9 (1747, +4)
192. Peter Luban 3/9 (1677, -40)
204. Frank Gerbeth 2/9 (1596, -57)
206. Heike Sandner 2/9 (1514, -52)

C-Turnier (290 Teilnehmer):
69. Jochen Bandt 5½/9 (1804, -18)
99. Stephan Meyer 5/9 (1650, -8)
115. Simon Burian 5/9 (1798, +174)
153. Dr. Christian Böttger 4½/9 (1583, -36)
167. Peter Paul 4/9 (1597, -26)
230. Daniel Helmrich 3½/9 (1608, -2)
240. Niklas Linnert 3½/9 (1612, +14)
253. Timm Nicklaus 3/9 (1540, -10)
254. Lukas Nguyen Dang 3/9 (1622, +64)
271. Lucas Graf 2½/9 (1502, -2)

D-Turnier (218 Teilnehmer):
47. Nico Hörkner 5½/9 (1617, +195)
135. André Burian 4/9 (1346, -11)
138. Jens Hörkner 4/9 (1304)
140. Ludwig Müller 4/9 (1267, +29)
144. Mario Dreise 4/9 (1259, +17)
180. Alexander Bandt 3/9 (1088, -13)
192. Liam Ertl 2½/9 (1081, -18)
200. Emma-Luise Müller 2½/9 (669, -44)


BMI streicht Fördermittel für Schachsport – Reaktionen

Die Entscheidung des Bundesinnenministeriums von Dr. Thomas de Maizière, entgegen der Empfehlung des DOSB dem Schachsport sämtliche Fördermittel für den Leistungssport zu streichen, hat in der Schachwelt heftige Reaktionen ausgelöst. Mit der geradezu absurden Begründung, dem Schach fehle die „sportspezifische eigenmotorische Bewegung“ will das BMI nun die lächerliche Summe von 130.000 Euro pro Jahr einsparen. Dass aber beispielsweise durch die Betreuung (!) von 1700 Risikofans (!!) im Fußball für die Polizei jährlich Kosten in Höhe von 38 Millionen Euro entstehen, zeigt einerseits den Symbolcharakter, andererseits aber auch die Bigotterie dieser Maßnahme. In welcher Lebenswelt sind Minister und Staatssekretäre unterwegs, wenn sie ausgerechnet dem bildungs- und gemeinschaftsfördernden, behindertenfreundlichen und ganz gar friedlichen Schachspiel eine solche Geringschätzung entgegenbringen?

Angeführt wird der Protest von Chessbase-Redakteur André Schulz, der sich gerade bei schachpolitischen Themen oft nicht zu schade ist, offensiv seine Meinung zu vertreten. Auch die Plauener Nachwuchstrainer Frank Bicker und Peter Luban wendeten sich direkt mit flammenden Appellen an den Bundesinnenminister, der seinen Wahlkreis in Meißen hat – mit einem vorläufigen Teilerfolg: Wie die Freie Presse in ihrer gestrigen Ausgabe berichtet, wird das Land Sachsen selbstverständlich an seiner finanziellen Unterstützung festhalten.

Investitionen in den Schachsport sind langfristige Anlagen und in der Regel ist die Rendite immaterieller Natur. Dafür gibt es leider nur selten politische Mehrheiten. Wo aber ist die Rendite bei der Betreuung von Risikofans? In einem aktuellen Interview im Unternehmer-Magazin „Impulse“ erklärt unter anderem unser Hauptsponsor Roman Krulich, warum er dennoch seit Jahren dem Schach die Treue hält. Selbst mit geringem monetären Einsatz ist dort viel zu gewinnen. Als ehemaligem Verteidigungsminister muss Herrn de Maizière so etwas doch eigentlich sympathisch sein.


Die Gunter-Sandner-Story: 400 Euro für einen Kasten Bier.

„Endlich!“, waberte es am Sonntagabend von Leipzig aus durch den Weltäther, als die Hoffnung der Schachfreunde Südost zur Gewissheit wurde, vorerst nicht mehr nach Plauen fahren zu müssen. Und so hatten die schmerzhaften Punktverluste von Michael Alf, Thomas Filipiak und Lutz Andreadakis schließlich doch noch ihr Gutes, denn der II. Mannschaft ist im vierten Versuch der Wiederaufstieg in die Sachsenliga gelungen und die Umstände hätten dramatischer nicht sein können.

Allem Anschein nach war sich Gunter Sandner nicht über alle Konsequenzen im Klaren, als er eine Runde zuvor im Turmendspiel die Brechstange auspackte und die gerade zugefallene Tür zur Aufstiegstreppe unter krachendem Beifall wieder aufstieß. Ein hässlicher und doch so leicht vermeidbarer Terminkonflikt deutete sich an, Diagramme wurden ausgetauscht, wechselseitig der Bauch gepinselt, Mitfahrgelegenheiten organisiert, Wetten angeboten und schließlich einmalig auf ein schönes Mannschaftsgesicht verzichtet. Im großen Saisonfinale gegen den Chemnitzer SC Aufbau sollte es nicht nur um den Aufstieg, sondern in erster Linie ums Prestige gehen. Und deshalb war Gunter als Wegbereiter selbstverständlich noch einmal mit dabei.

Auswärtsfan Tobias Franz konnte nach einem schnellen Remis zwischen Lion Pfeufer und David Möller die Plauener Führung durch Christof Beyer bejubeln, der gegen Peter Müller wie angekündigt eine Punktlandung für den längst überfälligen ersten Saisonsieg schaffte. Christian Hörr hatte nebenan unter windigen Umständen einen Bauern gewonnen, kam aber trotzdem nicht so recht aus der Defensive. Als dann erst der Bauer und etwas später gedankenverloren eine Figur und die Partie weggingen, wurde es schon brenzlig, weil gleichzeitig auch Olaf Hilbig unter dem Dauerdruck kapitulieren musste. Immerhin war erneut auf Matthias Hörr Verlass, der gegen Kay Kempe aus einer Igelstellung heraus erfolgreich kontern konnte.

Beim Stand von 2,5:2,5 waren in den drei verbliebenen Partien wenn überhaupt dann leichte Vorteile für die Chemnitzer zu erkennen, für den Aufstieg war aber ein Sieg erforderlich. Edwin Fischer gelang es trotz größter Mühe nicht, seine Serie fortzusetzen und hätte das Läuferendspiel wohl beinahe noch überzogen. Auch Andreas Götz konnte froh sein, dass Matthias Becker seinen Mehrbauern nicht verwerten wollte und ohne Not Remis anbot. Doch nur so konnten sich die Ereignisse aus der 8. Runde wiederholen und Gunters Heldengeschichte fortgeschrieben werden.

Gunter Sandner und General Zeit gegen Anne Czäczine.

Gunter Sandner und General Zeit gegen Anne Czäczine.

Der FIDE-Meister hatte gegen die ehemalige Deutsche Nachwuchsmeisterin Anne Czäczine wenig aus der Eröffnung herausholen können und stand um den 40. Zug herum schon bedenklich passiv. Gut möglich, dass die promovierte Ärztin hier noch auf Gewinn spielte und sich dabei in den Nuancen endloser Varianten verlor. Gunter hatte bald einen großen Zeitvorsprung und konnte sich mit ein paar Winkelzügen befreien, ohne die Stellung weiter zu vereinfachen. Mit sehenswerter Technik provozierte er erste kleine Schwächen und tauschte im richtigen Moment Läufer und Turm, sodass ein kompliziertes Springerendspiel entstand, das nun auch realistisches Gewinnpotential bot. Bei immer knapper werdender Bedenkzeit verlor die Chemnitzerin schließlich völlig den Faden und gab kurz vor 15 Uhr sichtlich geknickt auf. Dabei wird es wenig tröstend gewesen sein, dass die Mannschaftskollegen im Gegensatz zu den Gästen Grillgut und Bier besorgt hatten.

Eine solche Bierbesorgung steht nun für die Aufstiegsfeier noch aus. Gunter, dem im Überschwang unendlicher Dankbarkeit ein ganzer Kasten seiner Wahl angeboten wurde, hat sich mittlerweile für das Charakterbier „Andechser Bergbock Hell“ entschieden, das selbst im Münchner Schlaraffenland schwer zu finden ist, dem Vernehmen nach aber sein Geld wert sein soll. Wer letztlich für die Zeche aufkommt, entscheidet sich wohl erst im kommenden Jahr – je nachdem ob sich die „halbwilde“ Mannschaft dann in der Sachsenliga halten konnte oder „durchgewaschen“ wurde und postwendend wieder abgestiegen ist. In jedem Fall wird es viele Gelegenheiten geben, Gunters Kampfgeist nachzueifern und ihn damit um seinen stattlichen Wetteinsatz zu erleichtern. Packen wir’s an!


Team II holt Big Point gegen Leipzig-Südost

Mit einem Kraftakt und einer ordentlichen Portion Dusel hat die II. Mannschaft das Landesklassenduell gegen Angstgegner Leipzig-Südost mit 4½:3½ gewonnen. Da Tabellenführer CSC Aufbau bei Turm Leipzig nur zu einem Unentschieden kam, kommt es nun in drei Wochen zum erhofften Endspiel um den Staffelsieg. Ein Plauener Erfolg in Chemnitz würde dann nach vielen vergeblichen Versuchen endlich zum Wiederaufstieg in die Sachsenliga berechtigen und der Abstand zur I. Mannschaft würde wie geplant von drei Ligen auf eine verringert werden.

Der Kampf begann verheißungsvoll, als Edwins Gegner nach der Zugfolge 1.d4 Sf6 2.Lg5 Se4 3.Lf4 e6 4.Sd2 meinte, auf f2 eine Figur opfern zu müssen. In dieser Konstellation funktioniert das wohl nicht mal in einer Bullet-Partie. Leider dauerte auch Lions Partie nicht lang. Der sonst recht solide spielende Wahllandshuter wurde von Jens Dechering direkt zerlegt. Auf ähnliche Weise, nämlich ohne nennenswerte Gegenwehr, ging auch Frank baden, aber zum Glück nutzte Olaf seinerseits den Anzugsvorteil zu einem schön herausgespielten Sieg.

Derweil hatte sich Christian wie schon so oft einen ordentlichen Vorteil erspielt, bei knapper Bedenkzeit übersah er aber den starken Konter Ta8-a1-h1, der schließlich nur im Dauerschach endete. Dabei wäre in der komplizierten Schlussstellung sogar ein Sieg für den Leipziger drin gewesen.  Auch Christof ist weiterhin auf Formsuche. Der Vorzeigetheoretiker ist in dieser Saison immer noch sieglos und liegt nun ligaübergreifend bei miserablen 1½ aus 7. Alles vergessen, wenn die Ausbeute im großen Finale wieder stimmt. 🙂

Beim Stand von 2½:3½ liefen noch die Partien von Gunter und Matthias, wobei ersterer ein völlig gleiches Turmendspiel und letzterer einen Mehrbauern mit gute Siegchancen hatte. Als sich die Kiebitze bereits mit einem 4:4 und dem Ende aller Aufstiegsträume abgefunden hatten, schaffte Gunter schließlich das Unmögliche. Wie seinerzeit 2010 bei Carlsen gegen Ponomariov wurde das vormals totremise Endspiel gegen Ende der sechsten Wettkampfstunde schlagartig kompliziert. Gegner Michael Alf war von diesem Tempowechsel derartig geschockt, dass er den halben Punkt wahrscheinlich sogar zweimal hergab. Auch am Brett 2 wurde es dramatisch, denn Thomas Filipiak hatte nach einem verzweifelten Qualitätsopfer plötzlich gute Aussichten auf Dauerschach. Irgendwie gelang es Matthias in der Hektik, alle Drohungen zu parieren und nach einem windigen Schlagabtausch schließlich seinen d-Freibauern zur Dame umzuwandeln. Game over!


Feuchtadiabatisches Aufwärmen

„In der Mensa habe ich eigentlich Vollverpflegung erwartet, aber hier es gibt ja nicht mal einen Kaffeeautomaten.“

Günter Sobeck mochte zur Begrüßung schon gar nicht mehr von den „Gegnern“, sondern nur noch „Kontrahenten“ sprechen. Die ganze Nacht habe man sich vorbereitet, wahrscheinlich umsonst, bei so einer unerwartet starken Plauener Aufstellung. Was Sobeck nicht wissen konnte: Die Vorbereitung der Kontrahenten begann bereits am Freitagabend ganz in der Nähe des Spielortes und überdauerte den gesamten Samstag. Nachdem die bedauernswerte USG Chemnitz nun also sogar ihres Heimvorteils beraubt worden war, schien der Sieg im Prestigeduell der Reserveteams nur noch Formsache.

Am ehesten gewann die Partie von Christian Hörr an Fahrt. Er hatte sich relativ zügig mit der Dame bis nach a8 durchgebombt, musste für die Qualität aber auch langfristige Kompensation in Form eines starken Läuferpaars ertragen. Als am Horizont auch noch der Zeitabgrund auftauchte, wurde sicherheitshalber der Rettungsanker in Richtung Remishafen geworfen. Diesen Moment hatte Lars Hernla da leider schon verpasst, nachdem er gegen Altmeister Alfred Pfeiffer in bereits guter Stellung eine Figur einbüßte. Zur zwischenzeitlichen Chemnitzer Führung konnte schließlich nur noch Sobeck selbst einen halben Zähler beisteuern, weil er sich gegen Gunter Sandner lehrbuchmäßig einigeln konnte.

Olaf Hilbig trug seinerseits eine königsindische Lehrpartie gegen Ulrich Wünsch vor. Ein Bauer und zwei Qualitäten landeten auf dem Opfelaltar, wonach sich die Schachgöttin schließlich mit einem großartigen Finale erkenntlich zeigte. Weniger spektakulär ging es bei den Siegen von Lion Pfeufer und Tobias Franz zu, was die Leistung aber keinesfalls schmälern soll. Edwin Fischer hatte dagegen bei seinem vierten Sieg in Folge deutlich mehr Mühe und man darf jetzt schon gespannt sein, wie er sich nächstes Jahr ein paar Bretter weiter vorn schlägt.

Beim Stand von 5:2 hatte die Partie von Matthias Hörr gegen Stanislaw Azimov zum Glück einen abrupten Bedeutungsverlust erlitten. „Zum Glück“ weil Azimov seinen permanenten positionellen Druck schließlich in eine Mehrqualität materialisieren konnte. Den sicheren Sieg vor Augen und Matthias bereits im Blitzmodus, vernachlässigte Azimov die Deckung und ging durch einen Lucky Punch krachend und symbolträchtig zum 6:2 k.o. Kommenden Donnerstag wird dieselbe Paarung möglicherweise eine Vorentscheidung im Kampf um die Chemnitzer Stadtmeisterschaft bringen.

FM Azimov, Stanislaw (2031) – Hörr, Matthias (2141). 36.Dd4+ Kg8 37.Td1?? Auf den ersten Blick ein vernünftiger Zug, aber die Neuronen feuern unkontrolliert nach 37…Dg5+ 38.Kh3 Te4!–+ Der Rest ist dann Technik: 39.Dxe4 fxe4 40.fxe4 axb3 41.axb3 Sd7! 42.Tf1 Dh5+ 43.Kg3? Se5 0–1. Mit der Reihenfolge 36.Td1 Txd1 37.Dd4+ hätte es den van-Wely-Moment hingegen nicht geben können.


Team I: Anständiger Abschied aus der 2. Bundesliga

Mit einem Unentschieden und einer knappen Niederlage beim finalen Absteigertreffen in Plauen hat sich die I. Mannschaft nach der kürzesten Saison aller Zeiten gleich wieder aus der 2. Bundesliga verabschiedet. Dass es mit dem Klassenerhalt schwer werden würde, war abzusehen. Nun fehlten am Ende vier Mannschaftspunkte, wobei gerade in den direkten Abstiegsduellen oft auch das nötige Quäntchen Glück gefehlt hat.

Die Plauener, die erstmalig komplett ohne Gastspieler antraten, schlugen sich an beiden Tagen achtbar. Immerhin musste niemand eine Doppelnull in die viel zu lange Sommerpause mitnehmen. Michael Kuraszkiewicz, sonst an Brett 7, diesmal an 1, remisierte zunächst gegen den ungeschlagenen FM Roland Lötscher und stand auch gegen GM Leonid Milov lange Zeit aussichtsreich. Sven Schaller kam am Samstag sogar zum ersten Saisonsieg und knüpfte mit letztlich 3 aus 5 an alte Zeiten an. Auch Gunter Sandner ließ es zum Abschluss noch mal krachen.

In besonders guter Erinnerung wird der vermutlich letzte Auftritt im maroden Ratssaal bei den Eigengewächsen Lion Pfeufer, Christian Hörr und Nils Süß bleiben. Lion erlegte nach seinem Remis in Runde 5 dieses Mal den Münchner FM Jochen Schöllmann. Christian wurde wie schon in Bad Aibling für mutiges, aktives Spiel belohnt, als er nach einer komplizierten Partie im 39. Zug die ohnehin schon fragile Stellung mit einem Damenopfer endgültig zertrümmerte. So hieß es wie seinerzeit 2003 im Leipziger Zentralstadion mehrdeutig: „Aus Sommer wurde Winter.“ Und Nils, der nach seinem sensationellen Sieg bei der Plauener Meisterschaft 2010 etwas abgetaucht war, sich dieses Jahr aber mit 4 aus 4 fulminant zurückmeldete, kam zu einem scheinbar mühelosen Schwarzremis.

Jedem Ende wohnt auch ein Anfang und jedem Anfang ein Zauber inne. Uns bleibt nun fast ein Dreivierteljahr, um uns auf alte Stärken zu besinnen, Erfolg und Misserfolg neu zu definieren und dann mit voller Kraft und neuem Mut in der viel prestigeträchtigeren Oberliga zu reüssieren.

SK König Plauen 4 : 4 SC Garching
1. FM Kuraszkiewicz, M. 2324 ½:½ FM Lötscher, Roland 2417
2. FM Schaller, Sven 2295 1:0 IM Köpke, Christian 2336
3. FM Pfretzschner, R. 2262 ½:½ FM Bredl, Harald 2335
4. FM Sandner, Gunter 2245 0:1 FM Schmitz, Thorsten 2304
5. Hörr, Matthias 2144 ½:½ Rücker, Benjamin 2258
6. Paul, Mathias 2206 ½:½ Dehlinger, Alexander 2269
7. Pfeufer, Lion 2012 1:0 FM Schöllmann, J. 2296
8. Beyer, Christof 1992 0:1 FM Pitschka, Claus 2194

 

SC NT Nürnberg 4½ : 3½ SK König Plauen
1. GM Milov, Leonid 2517 1:0 FM Kuraszkiewicz, M. 2324
2. FM Mischustov, M. 2354 ½:½ FM Schaller, Sven 2295
3. FM Kirchner, Thomas 2292 1:0 FM Pfretzschner, R. 2262
4. Promyshlanskyy, V. 2216 0:1 FM Sandner, Gunter 2245
5. Epding, Olaf 2243 1:0 Hörr, Matthias 2144
6. Stadler, Simon 2194 ½:½ Beyer, Christof 1992
7. Sommer, Matthias 2172 0:1 Hörr, Christian 1929
8. Krauss, Hermann 2123 ½:½ Süß, Nils 1775

 


SK König Plauen II – Fortuna Leipzig 4:4

Aufgrund der zahlreichen Ausfälle in der I. Mannschaft musste auch die Zweite ordentlich bluten und zum ersten Mal mit gleich fünf Ersatzspielern antreten. Das gab immerhin unseren Perspektivspielern Toni Merkel und Huy Duc die Chance, sich für die kommende Saison zu empfehlen. Am Ende stand es leistungsgerecht 4:4 und wegen des Chemnitzer Punktverlustes im Nachholespiel gibt es nach wie vor theoretische Aufstiegschancen.

Die Plauener hatten zunächst Mühe, in den Kampf zu finden. Besonders Olaf fand sich mit Weiß überraschend bald in einer völlig gelähmten Stellung nahe der Grundreihe wieder, in der er schließlich langfristig filetiert wurde. Huy hatte im Ungarischen gerade genug Zinsen für seinen Gambitbauern erhalten, um immerhin einen halben Punkt zu ergattern. Auch Toni kam nie richtig aufs Brett und bei Lion und Frank war es mit Schwarz ebenfalls schwierig, Unruhe zu stiften. Tobi tauschte in einer Sveshnikov-Nebenvariante schnell die Damen und verspielte danach auch das verbliebene Gewinnpotential. Einzig Andreas bestätigte seine überragende Form mit dem vierten Sieg in Folge. Beim Stande von 3:4 gelang es Edwin dann schließlich doch noch, ein Loch in den Gartenzaun zu sprengen. Mit 3 aus 3 hat er uns jetzt schon viel Freude bereitet, wenngleich man das Gefühl hat, dass er immer besser wird, je länger die Partie dauert.